1234 - Totensuche
Blick verlor sich dabei.
So wie sie reagierte nur jemand, der in seiner eigenen Furcht steckte und nicht mehr in der Lage war, dort ohne Hilfe rauszukommen.
»Bitte«, sagte sie schließlich, dabei klappte sie die Hände zusammen, »was wir hier erleben, ist völlig unnatürlich. So kenne ich meinen Chef nicht. So hat er noch nie reagiert, das müssen Sie mir glauben.«
»Sie machen sich also Sorgen!«, stellte Suko fest.
Corinna Rice warf den Kopf zurück und lachte. »Sorgen, sagen Sie? Das ist untertrieben. Ich mache mir sogar große Sorgen.« Von ihrem Schreibtisch aus fixierte sie uns beide und sprach weiter. »Sam Preston ist jemand, der immer im Dienst ist. Man kann ihn auch in der Nacht stören, wenn es um ein Geschäft geht. Er ist ein knallharter Bursche, der Tag und Nacht nur an den Profit denkt. Immer bereit. So habe ich ihn noch nie erlebt. Was jetzt passiert ist, das ist für mich ein Rätsel und völlig neu, glauben Sie mir.«
»Dann müssen wir etwas tun!«, sagte Suko.
»Und was?«
Mein Freund beugte sich vor. »Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder ist er noch unterwegs, oder er hat bereits sein Ziel erreicht.«
»Damit meinen Sie das Haus hier?«
»Natürlich.«
»Und nun?«
»Gibt es noch weitere Büros, in denen er zu tun haben könnte? Geschäftlich, meine ich.«
»Nein, nur hier oben.«
»Was fährt er für einen Wagen?«
»Er liebt seinen Porsche.«
Suko schaute mich an. »Der müsste doch zu finden sein, wenn wir eine Fahndung ausschreiben.«
»Allerdings.«
»Wollen Sie das so weit treiben?« Corinna Rice zeigte sich verunsichert.
»Sie können ja seine Sekretärin noch mal anrufen«, schlug ich vor.
Entschieden schüttelte sie den Kopf. »Nein, das möchte ich nicht. Ich will sie nicht beunruhigen. Da müssen wir uns schon eine andere Möglichkeit einfallen lassen.«
Corinna Rice hatte es geschafft, auch uns durch ihre Mutmaßungen nervös zu machen. Ich blickte Suko an, der seine Stirn in Falten gelegt hatte.
Er nahm dies als Aufforderung hin, etwas zu sagen und nickte mir kurz zu. »Okay, ich denke, John, das wir tatsächlich etwas unternehmen sollten.«
»Schlag was vor.«
Das tat er auch, nur anders, als ich es mir vorgestellt hatte, denn er wandte sich wieder an Corinna Rice. »Hören Sie, Mrs. Rice, wenn Ihr Chef zu Ihnen fährt, wird er irgendwo seinen Wagen abgestellt haben. Gibt es da einen besonderen Platz, an dem…«
»In der Tiefgarage.«
»Oh.«
»Ja.« Sie nickte. »In der Tiefgarage haben wir einige Stellflächen gemietet. Dort lässt er seinen Wagen immer stehen.«
»Jetzt bist du an der Reihe«, sagte mein Freund.
Ich wusste, worauf es hinauslief. »Du meinst, dass wir dort nachschauen sollten?«
»Ja, genau.«
»Warum.«
Suko lächelte. »Das kann ich dir rational nicht erklären.« Er deutete gegen seinen Bauch. »Spürst du nicht dieses Kribbeln darin?«
»Irgendwie schon.«
»Es ist eine Chance, John, mehr nicht.«
»Ja, wenn du das sagst.«
»Überzeugt bist du nicht?«
»Lass uns fahren.«
Corinna Rice hatte zugehört. »Moment mal«, sagte sie, »wollen Sie tatsächlich nach unten in die Garage fahren?«
»Hatten wir vor.«
Sie stand auf und schüttelte den Kopf. Dabei sagte sie: »Eigentlich habe ich mehr an eine Liftkabine gedacht, in der ja das Schreckliche passiert ist.«
»Mit dem Lift werden wir nach unten fahren.«
Corinna Rice zuckte zusammen, als sie meine Ankündigung hörte. Dann trat ein ängstlicher Ausdruck in ihr Gesicht. Die harte Businessfrau begann sich zu fürchten.
»Ich habe schon daran gedacht, die Treppen zu nehmen. Was einmal passiert ist, kann sich leicht wiederholen.«
»Es steht Ihnen frei, die Treppe zu benutzen, Mrs. Rice. Wir werden normal nach unten fahren.«
»Und Sie fürchten sich nicht?«
»Nein, vor wem denn?«
»Ja«, sagte sie lachend. »Da haben Sie Recht. Vor wem sollten wir uns fürchten?«
»Kommen Sie.«
Ich war schon auf dem Weg zur Tür. Corinna und Suko folgten mir mit langsamen Schritten. Dabei hatte ich den Eindruck, als müsste die Frau von Suko geschoben werden. Als sie ging, schien sie bei jedem Schritt stoppen zu wollen. Ihre Haut war grau geworden, der Blick unstet. Eddy Aldrichs Tod müsste sie schon stark mitgenommen haben. Besonders die Umstände.
Trotz ihrer Angst stieg sie mit uns in den Lift. Zwar kostete es sie Überwindung, aber sie schaffte es. Als sich die Tür schloss, da schimmerten Schweißperlen auf ihrer Stirn.
»Sie brauchen sich
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