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1234 - Totensuche

1234 - Totensuche

Titel: 1234 - Totensuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Toter auf der Suche nach Erlösung und einer letzten Ruhestätte, die er wahrscheinlich nicht finden würde, weil sie ihm genommen worden war.
    So ging er weiter auf mich zu. Den rechten Arm ausgestreckt, mich als Ziel sehend. Anklagend und beherrschend zugleich.
    Mit einer Kugel im Kopf und einer in der Brust, was ich deutlich erkennen konnte. Er hasste mich, er wollte mich vernichten.
    »Ich kriege dich! Ich kriege dich! Ich kriege alle, die ich haben will…«
    Das glaubte ich ihm, aber ich wollte die berühmte Ausnahme sein. Als er vorkam, wich ich zurück. Das bedeutete nicht, dass ich aufgegeben hatte, ich würde alles versuchen, um einen Sieg zu erreichen, aber es war schwer, so verdammt schwer. Dabei hatte ich schon gegen viel mächtigere und stärkere Feinde als dieses Geschöpf gekämpft, doch hier lagen alle Vorteile auf seiner Seite.
    Er bewegte seine Arme wie ein Fußballtrainer, wenn er seine Mannschaft nach vorn treiben will. Die Geste galt seinen Vasallen, und der Nebel geriet wieder stärker in Bewegung. Er floss auch schneller auf mich zu, und mit ihm kamen die bleichen Gestalten. Sie würden mich zerreißen, wenn die Kälte mich starr gemacht hatte, und genau dagegen kannte ich im Moment kein Mittel.
    Die Treppe hätte die Rettung sein können, aber sie musste ich erst mal erreichen. Es würde zu lange dauern, auch wenn ich rannte, und noch dachte ich nicht wirklich an einen Rückzug.
    Dafür tat ich etwas, womit er bestimmt nicht rechnete. Ich ließ die Beretta verschwinden, das Kreuz ebenfalls, hatte jetzt beide Hände frei und griff an.
    Mensch gegen Monster!
    Aber der Mensch hatte die Überraschung auf seiner Seite. So etwas hatte ich noch nie getan. Ich sprang die Gestalt an und umklammerte blitzschnell ihren Körper.
    Meine Arme spürten einen weichen Widerstand. Die fast völlig verweste Haut konnte man mit einer weichen Schlammmasse bezeichnen, in die ich jetzt tief hinein gegriffen hatte und die sich unter meinen Händen wie Pudding bewegte.
    Die Überraschung lag auf meiner Seite, und sie blieb es auch für eine gewisse Zeit. Bevor der Seelenführer überhaupt richtig begriffen hatte, was mit ihm passierte, hatte ich ihn bereits weg vom Nebel und seinen Helfern gezerrt.
    Er ging in einer Schräglage. Ich ließ ihn nicht los und hatte meinen rechten Arm um seinen Hals gelegt, als wollte ich ihm die Luft abdrücken. Bei einem Menschen wäre das der Fall gewesen, bei ihm nicht. Er brauchte keine Luft, um atmen zu können, und ich hörte auch kein Geräusch, das sein Maul verließ.
    Wenn die Waffen es nicht schafften, ihn zu töten, dann vielleicht meine Hände.
    Noch waren sie nicht so kalt geworden. Ich schaffte es, sie normal zu bewegen. Ich sah, dass ich mich beeilen musste, denn der Nebel hatte eine breite Front gebildet und drang gegen mich vor. Die Grabsteine waren so gut wie nicht mehr zu sehen, und das gefiel mir nicht. Wenn sie verschwanden und es zu einem Zeitenwechsel kam, dann würde die Gestalt aus meinem Griff entschwinden, ohne dass ich dagegen etwas unternehmen konnte.
    Es gab nur eine Möglichkeit, die ich mit den bloßen Händen durchziehen musste. Ich war innerlich dagegen, aber niemand gab mir hier eine andere Chance. Das Kreuz und die geweihten Kugeln vernichteten ihn nicht, so blieb mir nichts anderes übrig, als es auf eine archaische Weise selbst zu versuchen.
    So wie es van Akkeren mit dem Abbé Bloch getan hatte!
    Für die Dauer einer Sekunde schoss mir dieser Vergleich durch den Kopf, aber baute keinen Widerstand in mir auf, denn ich legte mir die Gestalt zurecht und presste beide Hände rechts und links gegen seinen Kopf. Es war die untere Gesichtshälfte, die diesen Druck verspürte, der etwas nachließ, denn der Seelenführer war dabei, sich wieder in seine Welt zu verabschieden.
    Soweit durfte ich es nicht kommen lassen.
    Ich schrie, als ich den Kopf herumdrehte und gleichzeitig an ihm riss. Ich hatte auf die Weichhe it des Körpers vertraut, und ich hatte damit richtig gelegen.
    Ein Ruck, eine Drehung hatte ausgereicht. Plötzlich war alles anders. Als ich meine Arme in die Höhe riss, da hielt ich den Kopf des Seelenführers zwischen meinen Händen…
    ***
    Es war nicht die Zeit des großen Jubels! Ich stand auf der Stelle und war unfähig, mich zu rühren. Den Kopf hielt ich hoch und hatte ihn beim Abreißen so gedreht, dass mich die Augen anschauen konnten.
    Es waren keine Augen mehr. Es waren leere Höhlen, in denen sich die Dunkelheit verlief. Es gab kein

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