1234 - Totensuche
für Geschäfte waren oder noch werden sollten?«
Sofort wollte sie nicht mit der Sprache herausrücken. Auch ihr Blick verdüsterte sich. »Glauben Sie denn, dass unsere Geschäfte etwas mit seinem Ableben zu tun haben?«
»Wir müssen jeder Spur nachgehen. Das verstehen Sie siche rlich.«
»Ist mir klar, aber…«
»Bitte, Mrs. Rice.«
Sie hob die Schultern und presste für einen Moment die vollen Lippen zusammen. Dann hatte sie sich wieder gefangen.
»Ich arbeite für eine Bank, und wir wiederum arbeiten mit London Invest zusammen, um deren Investitionen zu finanzieren.«
»Eine staatliche Bank?«, fragte ich.
»Nein, eine private. Herzberg Brothers. Wir haben uns hier in den Docklands stark engagiert und dabei mitgeholfen, einige Gebäude zu finanzieren.«
»Man hört nicht zu viel Gutes aus den Docklands«, sagte Suko. »Alles ist zu teuer geworden. Es fehlen die Mieter und so weiter…«
Corinna Rice trank von ihrem Wasser. Wahrscheinlich brauchte sie eine kleine Denkpause und wollte sie so überbrücken. »Die Zeitungen schreiben einiges und oft nicht die Wahrheit. Aber ich gebe zu, dass wir Anlaufschwierigkeiten hatten…«
»Die jetzt behoben sind?«
Sie lächelte Suko an. »Sie wären möglicherweise schon zum Teil behoben worden, wären nicht die schrecklichen Ereignisse in New York passiert. Momentan hat niemand so recht Lust, in neue Hochbauten zu investieren, aber ich bin sicher, dass wir auch diese Durststrecke hinter uns bringen werden.«
»Gut«, sagte ich. »Davon mal abgesehen, kann es sein, dass Sie Feinde haben?«
Corinna Rice zeigte sich überrascht. »Wie kommen Sie denn darauf, Mr. Sinclair?«
»Ich meine nicht Sie persönlich, sondern mehr die Firma, für die Sie tätig sind.«
»Im Geschäftsleben hat jeder Feinde, die ich allerdings nicht als solche bezeichnen würde. Für mich sind es mehr Konkurrenten oder Mitbewerber. Wenn wir den Begriff so definieren, dann gibt es natürlich Banken, die mitgeboten haben. Aber bei diesen Geschäften kommt es nie zu einem Mord und schon gar nicht auf eine derartige unerklärliche Art und Weise. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.« Sie schüttelte heftig den Kopf, sodass ihre glatten Haare flogen.
»Und trotzdem ist es passiert«, sagte ich.
»Leider.«
»Wie war denn Ihr Verhältnis zu Eddy Aldrich?«, wollte Suko wissen. »Kamen Sie gut miteinander zurecht?«
»Ausgezeichnet. Wir haben uns geschäftlich perfekt verstanden. Wir arbeiten schon seit Jahren mit London Invest zusammen, und bisher ist alles glatt gegangen. Da gab es keine Probleme.«
»Sehr gut«, meinte Suko. »Dann würde uns noch interessieren, warum er Sie heute besuchen wollte.«
Die Frau runzelte die Stirn und schaute auf den Glastisch.
»Wir wollten über eine neue Investition reden, an der unsere Bank Interesse zeigte.«
»Darf man fragen, um welche es dabei ging?«
»Ja, das ist kein Geheimnis. Kommen Sie bitte mit.« Corinna Rice erhob sich mit einer sehr damenhaft und wie einstudiert wirkenden Bewegung, während wir nicht so locker aufstanden.
Unser Weg führte zu dem einen großen Fenster, vor dem ein wadenhoher Heizkörper seinen Platz gefunden hatte.
Für einige Sekunden ließen wir uns von dem atemberaubenden Ausblick ablenken. Ich schaute nach Westen, weil ich das Yard Building suchte, aber es war leider nicht zu sehen.
Wir hatten die Frau zwischen uns genommen, die jetzt ihre rechte Hand ausstreckte und sie leicht nach unten bewegte.
»Wenn Sie direkt nach gegenüber schauen, sehen Sie ein Gebäude, das sich noch im Bau befindet.«
Wir senkten unsere Köpfe und sahen nicht viel mehr als ein Gerüst, gar nicht mal hoch und von einer Verschalung umgeben.
»Ein zweites Geschäftshaus?«, fragte ich.
»Ja. Und auf dem Grund und Boden, zu dem auch dieses Haus gehört. Wir haben das Areal damals gekauft, aber da war ich noch nicht bei Herzberg Brothers beschäftigt.«
»Verstehe«, sagte ich, »und jetzt soll die Bank London Invest noch einen weiteren Finanzierungsschub geben.«
»So war es vorgesehen.«
»Hätte es denn geklappt?«
Der direkten Antwort wich sie aus. »Das kann ich Ihnen nicht konkret sagen, denn die Verhandlungen standen erst am Anfang. Es hätte klappen können, nur hätte London Invest sehr viel Geduld aufbringen und einen perfekten Plan haben müssen. Ohne garantierte Mieter hätten wir uns nicht eingemischt, das kann ich Ihnen sagen, ohne irgendwelche Geheimnisse zu verraten, meine Herren.«
»Gibt es die denn?«,
Weitere Kostenlose Bücher