1236 - Im Reich der Jaschemen
nennt mich den Einsamen der Zeit", erwiderte Atlan ironisch. „Daran wird es wohl liegen, daß ich Zeitverschiebungen erkenne, wenn ich sie sehe. Mein Name ist Atlan, mein Gefährte heißt Sokrates - und wer bist du?"
„Ich bin Sein Sohn", antwortete eine von tiefer Traurigkeit erfüllte Stimme. „Aber Er kennt mich nicht."
„Wer?" fragte der Arkonide.
„Mein Herr und Vater", antwortete das Wesen. „Ich will euch helfen, damit ihr überlebt und Ihm von mir berichten könnt. Aber wir müssen uns beeilen. Clios Temporator hat einen Fehler. Er kann mich immer nur für kurze Zeit in die erste Realgegenwart bringen.
Folgt mir, wenn ihr mir vertraut!"
„Clios Temporator?" grollte Sokrat. „Demnach ist das der Kerl, der Clio entführt und zur Herstellung eines so komplizierten Geräts gezwungen hat, daß sie sich dabei verausgabte und im Sterben liegt!"
„Sei still!" wies Atlan ihn zurecht. „Wir haben keine Zeit für Diskussionen."
Er folgte dem Gestell, auf dem das riesige Pelzwesen lag. Die Konturen waren fast gestochen scharf geworden, und doch wirkte alles irgendwie unnatürlich. Atlan konnte das Mißtrauen des Haluters verstehen. Er selber war auch nicht frei davon, aber er hatte genug Erfahrung mit Bewegungen durch die Zeiten, als daß er an der Realität dessen zweifelte, was sie soeben erlebten.
Er und Sokrat folgten dem Wesen durch die Öffnung, vor der die Trümmer eines hölzernen Tores lagen, und danach weiter durch das Gewölbe, bis sie an eine Kreuzung kamen.
Dort bogen sie links ab und erreichten wenige Minuten später eine Halle, die den Arkoniden an einen altterranischen Rittersaal erinnerte. Es gab allerdings keine entsprechende Einrichtung. Der Saal war vielmehr kalt, leer und mit nackten Steinwänden.
In der Mitte des Saales hielt das Gestell mit dem Pelzwesen an.
„Wartet, bis ich fort bin!" rief es. „Sagt Ihm, daß ich es war, der Schekar und Teschon überlistete!"
„Und was ist mit Clio?" grollte der Haluter.
Doch da bildete sich in der Öffnung des vorderen schwarzen Trichters erneut eine schwebende Ballung silbrig funkelnder Kristalle, die Konturen des Gestells und des Wesens darauf verschwammen hinter einem kokonförmigen, seidenzart wirkenden Schleier, der plötzlich einmal heftig pulsierte und dann verschwunden war - mitsamt dem Gestell und dem Wesen.
Im gleichen Moment ging mit dem Saal eine Verwandlung vor sich. Seine Größe veränderte sich zwar nicht, aber die eben noch nackten Wände waren von Marmorplatten und kupfernen Reliefs bedeckt, auf dem Mosaikboden lagen dicke Teppiche und aus der Marmor- und Kupferdecke hingen Stäbe aus kalter goldfarbener Energie und erfüllten den ganzen Saal mit goldfarbenem Licht. „Wo sind wir?" grummelte Sokrat „Das ist die falsche Fragestellung", erwiderte Atlan ironisch. „Es muß heißen, wann sind wir."
*
Mitten in der Luft leuchtete vor der gegenüberliegenden Wand eine Schrift auf.
Stellt euch in die Mitte! Er ist geschaltet. Fragt Clio, warum Jato-Jota besser zu mir paßt als Jato-Jato!
„Was bedeutet das?" erkundigte sich Sokrat argwöhnisch.
„Komm mit!" erwiderte Atlan und ging zur Mitte des Saales.
Jota! meldete sich der Extrasinn. Sagt dir das etwas?
Atlans Gesicht blieb unbewegt, aber hinter seiner Stirn jagten sich die Gedanken. Er leistete sich jedoch nicht den Luxus, sie in der jetzigen Situation weiterzuverfolgen, sondern schüttelte sie von sich ab.
Erleichtert registrierte er, daß der Haluter seinen Argwohn überwunden und sich neben ihn gestellt hatte.
Im nächsten Augenblick erlosch die Schrift.
Gleichzeitig bildete sich ein Spalt im Boden und zeichnete ein Quadrat um den Arkoniden und den Haluter. Dann stieg der restliche Hallenboden rasch empor, während das Quadrat auf der alten Höhe blieb und von dunklen Wänden eingeschlossen wurde.
Der fahle Blitz, der plötzlich aufzuckte, überraschte Atlan nicht mehr, denn kurz zuvor begann er zu begreifen, was ihn und Sokrat erwartete. Deshalb kam auch der nachfolgende Entzerrungsschmerz nicht unerwartet.
Geht euch nach! leuchtete eine Schrift zwischen Atlan und einer hellblauen, spiegelglatten Wand auf.
Unwillkürlich sah sich der Arkonide nach Jen Salik, Twirl, Lethos und Clio um, denn der Raum mit den hellblauen, spiegelglatten Wänden, die dennoch kein Spiegelbild erzeugen, glich auf den ersten Blick jenem Raum, in dem Atlan und Sokrat ihre Gefährten zurückgelassen hatten.
Aber nicht auf den zweiten Blick.
Der Arkonide sah links
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