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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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    Das Gasthaus
lag auf dem Weg zu seinem Ziel. Obwohl er von dort nur noch drei Fahrtstunden
entfernt war, kehrte er ein, um etwas zu essen und ein Bier zu trinken. Der
junge Mann parkte seinen alten VW, der rund dreißig Jahre auf dem Buckel hatte
und noch das kleine Heckfenster, auf dem unbefestigten Platz vor dem Haus. Die
Wirtschaft besaß kleine, bleigefasste Fenster und eine niedrige Holztür. Der
Gast, knapp eins achtzig groß, musste sich bücken, um nicht mit dem Kopf an den
eingekerbten, alten Querbalken aus massivem Eichenholz zu stoßen, in den dunkel
und verschnörkelt die Jahreszahl 1532 geschnitzt war. Das buntbemalte
Blechschild, gefasst in einen brüchig aussehenden Eisenrahmen ,
stammte offensichtlich auch aus dieser Zeit. Es zeigte eine altmodische Szene,
eine zweispännige Kutsche, aus der Damen und Herren
stiegen. Auf dem Dach des Gefährts türmten sich Koffer und Reisekisten. Die
Kutsche stand vor einer Abbildung des Hauses, vor dem der Ankömmling seinen VW
geparkt hatte.
    Der Gasthof
hieß Berry ’s Comfortable Inn. Das musste er damals gewesen sein. Aber in den
letzten vierhundert Jahren schienen die Besitzer kein Interesse oder kein Geld
gehabt zu haben, dem Anspruch comfortable gerecht zu werden. Heute war das Haus
alt, das Notwendigste daran war restauriert, die alten Balken hatten
offensichtlich erst kürzlich einen neuen Schutzanstrich erhalten und wirkten
dadurch umso massiger. Das Haus war einstöckig, hatte früher offenbar mitten im
Wald gelegen. Noch immer war die Gegend waldreich, denn hinter dem
landhausähnlichen Gebäude breitete sich ein ausgedehntes Gebiet mit Bäumen aus.
Berry ’s Comfortable Inn lag dreihundert Meter von der nach Pembroke führenden
Hauptverkehrsstraße entfernt. Ein gepflasterter Weg zweigte dort ab. Die
Besitzer des Landhauses waren gleichzeitig auch die Herren der umliegenden
Wälder.
    Hinter der
Tür lag gleich der Schankraum. Die beiden Autos und die Fahrräder draußen vor
dem Gasthof ließen keinen Schluss darauf zu, wie stark besetzt Berry 's Inn
tatsächlich war. An den Tischen drängten sich die Menschen und die Bedienung -
ein junges, gertenschlankes Mädchen - kam gerade zwischen den Reihen durch, um
ihre Bierlast zu den einzelnen Gästen zu bringen. Lautstarke Unterhaltungen
wurden geführt. Etwa dreißig Gäste waren anwesend, ein Drittel davon Frauen
unterschiedlichen Alters.
    Einige Männer
und Frauen saßen an der Bar, hinter der eine dralle Wirtin stand, die in ihrem
Ausschnitt große Brüste zur Schau stellte. Die Frau hatte mittelblonde, lockige
Haare und bewegte sich trotz Leibesfülle erstaunlich wendig hinter dem Tresen.
Sie lachte silberhell, bediente flott und griff immer wieder nach einem
zusammengeknüllten Tuch mit roten Streifen, um sich den Schweiß von der Stirn zu
wischen, der ununterbrochen perlte. Sie redete viel und sprach auf einen links
sitzenden jungen Mann ein, der etwa in Rolf Salwins Alter sein mochte. Dieser
Mann hatte dunkles Haar, trug einen Bluejeans-Anzug und hatte auf dem Boden
neben sich einen Rucksack stehen.
    „Geister!“,
hörte der Eintretende die klare Stimme der dicken Wirtin und steuerte direkt
auf die Bartheke zu. An den kleinen, klapprigen Tischen ringsum gab’s nirgends
mehr einen freien Platz. An der Theke erspähte Salwin noch einen Hocker und
nahm ihn sofort in Beschlag. „Geister und Spuk gibt’s hier überall, junger
Freund. Die begegnen Ihnen auf Schritt und Tritt...“ Die Wirtin sprach zu dem
Mann mit dem Rucksack, und die anderen hörten teils amüsiert grinsend, teils
aufmerksam und ernst lauschend zu. „Da müssen Sie nicht weit gehen. Im Dorf
unten ... da stehen genug Häuser. Hier unterm Dach spukt’s, sogar hier an der
Theke ..."
    Da grinste
der Angesprochene und schüttelte den Kopf. „So leichtgläubig bin ich nun auch
wieder nicht... Ehrlich, Frau Wirtin, ich bin interessiert an echten
Gespenstergeschichten. Nicht an dummem Gerede ...“
    Rolf Salwin
wurde hellhörig, als er die Antwort vernahm, nicht wegen ihres Inhalts, sondern
wegen des Klangs der Worte. Dieser Mann sprach ein gutes Englisch, aber er
konnte seine deutsche Herkunft nicht verleugnen.
    „Darüber
werde ich noch mit Ihnen sprechen junger Freund“, rief die korpulente Frau und
eilte an das entgegengesetzte Ende der Theke, wo ein Einheimischer demonstrativ
sein leeres Glas in die Luft streckte.
    „Das ist kein
Quatsch ... Mary sagt die Wahrheit“, schaltete sich ein älterer Mann ein, der
neben dem

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