Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Deutschen in der Ecke saß. „Hier spukt’s wirklich. Noch nie etwas von
Tim Cooley, dem Jäger, gehört?“
    „Tim Cooley?
Ich kenn nur einen Tom Dooley. Den haben sie aufgeknüpft ...“ Der Sprecher
machte die Geste des Schlinge-um-den-Hals-Legens. Rolf Salwin zog sich den
leeren Hocker zurecht , nickte grüßend und konnte das
weitere Gespräch nun aus allernächster Nähe mitverfolgen.
    „Ich meine
unseren Tim Cooley, der in den Wäldern umgeht. Damals, um 1540 herum, hat er
hier in dem Gebiet gehaust und war ein gefürchteter Wilderer. Die Männer um
King Henry VIII. haben ihn gejagt. Aber er hat sich nicht fangen lassen. Er hat
sich erhängt. Seither geht sein Geist um.“
    Der junge
Mann in dem Bluejeans-Anzug nickte. „Damit bin ich einverstanden, Sir... Ich
bin dankbar für jeden Tipp, den ich kriege. Aber ich mein’s wirklich ernst. Auf
den Arm nehmen lasse ich mich nicht. Ihr wollt mir also weismachen, dass der
gute Tim Cooley seine Angewohnheit nicht lassen kann und regelmäßig weiter
hierherkommt und seine Biere zwitschert, wie?“ Der alte Engländer lachte rau.
„Wenn’s nur das wäre, Fremder... Er kann auch seine alte Angewohnheit nicht
lassen und greift den Mädchen und Frauen an der Bar schamlos unter den Rock.“
    „Ein toller
Bursche!“ Der Mann im Bluejeans-Anzug hob die Augenbrauen. „Ich bin zwar auf
der Suche nach Gespenster- und Spukhäusern, nach Ruinen, alten Schlössern und
Türmen - aber so etwas habe ich noch nicht gehört. Und wann kommt er
wieder?" Martin Bernauer, der diese Worte sagte, feixte. „Vielleicht ist
er schon mitten unter uns, wer weiß... wenn die ersten Mädchen wie am Spieß
brüllen, wissen wir, woran’s liegt. Tim Cooley, der Lüstling, hat wieder
zugeschlagen ...“
    Rolf Salwin
nutzte die Gesprächspause, um sich einzuschalten. Er sprach Deutsch, und Bernauer,
auf den die massige Wirtin wieder zueilte, war erstaunt, einen Landsmann in dem
alten Gasthof zu treffen. „Bin auf dem Weg in den Süden“, erläuterte Salwin auf
eine Frage des Anderen. „Von da aus will ich nach Irland. Will ne Bootsfahrt
auf dem Shannan unternehmen. Hab drüben ne Freundin, die auf mich wartet. Und
wo kommst du her?“
    Bernauer
deutete auf seinen Rucksack, der mit bunten Aufklebern bedeckt war. „Von
überall und nirgends, wie du siehst. Letzte Station war London. Davor hielt ich
mich in Calais auf. Gekommen bin ich aus Stuttgart, wo ich zu Hause bin ...“
    „Und was
machst du hier?“
    „Bin auf der
Suche nach Gespenstern. Ist mein Hobby. Ich will ein Buch darüber schreiben.
Ich habe schon allerlei gehört, aber was man mir hier in Berry's Inn
aufzutischen versucht, ist doch starker Tobak.“
    „Hören Sie
zu, mein Freund“, machte sich die dicke Wirtin wieder bemerkbar. „Sie sollten
einige Tage hier verbringen. Vielleicht haben Sie Glück und lernen Tim Cooley
selbst kennen ... Für Sie mag das etwas Außergewöhnliches sein, nicht aber für
uns. Wir haben uns an den Burschen längst gewöhnt. Und außer seinem Schabernack
treibt er nichts mit uns „Tut mir leid“, lehnte Martin Bernauer ab. „Mehr als
eine Nacht kann ich nicht bleiben. Spätestens morgen gehe ich weiter. Ich will
zum Gespensterturm bei Pembroke und hoffe, die Weiße Frau dort zu sehen ...“
    „Ja, ich
weiß.“ Die Stimme der Wirtin veränderte sich und verlor plötzlich ihren Elan.
„Sie haben’s ... bereits vorhin angedeutet. Ich möchte Sie vor dem
Gespensterturm warnen.“
    „Warum?“
    „Es hat seine
Gründe. Es gibt Dinge in Verbindung mit Spukerscheinungen, die sind harmlos und
manchmal sogar lustig. Es gibt aber auch gefährliche Erscheinungen.“
    „Und dazu
gehört der Gespensterturm?“
    „Ja.“
    „Tritt dort
auch Tim Cooley in Erscheinung?“, konnte der Student Martin Bernauer sich die
Bemerkung nicht verkneifen. „Ist die Weiße Frau vielleicht böse auf ihn?“
    Die Wirtin,
vorhin noch so lustig und fidel, sah keinen Grund, ihre ernste Miene jetzt
abzulegen. „Ich würde mich darüber nicht lustig machen, my dear friend ... Vom
Gespensterturm erzählt man sich viele Dinge.“
    „Zum
Beispiel?“
    „Dass
diejenigen, die die Weiße Frau gesehen haben, ihr Leben verloren.“
    „Ich habe
keine Angst vor Geistern.“
    ..Aber Sie
glauben, dass es sie gibt?“, konterte die Wirtin schnell und nahm das leere
Glas in Empfang, ließ es in das gefüllte Wasserbecken gleiten, schwenkte es ein
paarmal, reinigte mit einer Rundbürste nach und tauchte es dann kurz in

Weitere Kostenlose Bücher