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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hinter denen sich nichts
rührte. Stille wie in einem Leichenhaus ...
    Und damit war
dieses Sanatorium auch zu vergleichen. Alles, was sich unnötig laut regte,
wurde durch entsprechende Medikamente stillgestellt. Niemand hinter diesen
Türen schlief einen natürlichen Schlaf. Überall war kräftig nachgeholfen
worden.
    Schwester
Jane und der Privatgelehrte Parker-Johnson erreichten die Gangbiegung. Jane
hielt den Mann fest bei der Hand. Parker-Johnson, daran gewöhnt, zu beobachten
und zu analysieren, spürte auf seiner Haut kurz etwas Kühles. Er warf einen
Blick herab und bemerkte das Armkettchen, dass die Schwester am linken
Handgelenk trug und an dem ein Anhänger in Form einer goldenen Weltkugel
befestigt war. Ein ungewöhnlicher Schmuck! Parker-Johnson registrierte ihn und
nahm sich vor, nachher danach zu fragen. Ausgefallenes interessierte ihn stets.
    Noch zwanzig
Schritte waren es bis zum Ende des Korridors. Noch immer blieb alles still.
Weit und breit nichts zu sehen von Janes Kollegin und
auch nicht von ihrer Ablösung, deren Eintreffen sie minütlich erwartete. Auf
halbem Weg zur zum Hof führenden Tür passierte es ...
    Hinter der
Tür eines Krankenzimmers herrschte plötzlich Unruhe. Schlurfende Schritte, ein
Stuhl kippte um, dann wurde lautstark die Tür aufgerissen, und eine Gestalt im
weißblau gestreiften Pyjama taumelte brabbelnd über die Schwelle, direkt Henry
Parker-Johnson und Schwester Jane in die Arme.
    „Halt!
Stehenbleiben!“, fuhr der kräftige, breitschultrige Mann, ein wahrer
Kleiderschrank, sie an und ließ seine mächtigen Pranken auf ihre Schultern
fallen. „Dies ist mein Bezirk!“, fuhr der Verrückte sie an. „Hier dürft ihr
nicht durch. Sperre! Ich schieße euch nieder, wenn ihr auch nur einen Schritt
weitergeht!“ Er brüllte die Worte, so dass sie lautstark durch den kahlen Gang
hallten.
    Henry
Parker-Johnson erbleichte. Das war der verrückte Ted, ein etwa vierzigjähriger
Mann, der schizophren war und daran glaubte, schon mal gelebt zu haben. Er
hielt sich für einen Earl, der den Tick hatte, dass er ringsum von Feinden
umgeben war, die seinen Besitz erobern und ihn vertreiben wollten. An manchen
Tagen war er ganz friedlich, dann wiederum erwachte seine gespaltene
Persönlichkeit, und er tobte und schrie, schlug ahnungslose Mitpatienten nieder
und fegte wie ein Blitz durch sämtliche Gänge, auf der Suche nach seinen
Feinden.
    Henry
Parker-Johnson war lange genug in diesem Sanatorium, um die Eigenheiten
gewisser Patienten zu kennen. Da er der Einzige war, der sicher nicht verrückt
war, hatte er manches gesehen, was anderen nicht auffiel. Dr. Brennan hielt
seine Patienten, um die sich niemand von außerhalb kümmerte und die nie Besuch
erhielten, wie Versuchstiere. Er beobachtete sie in gewissen Situationen, hielt
sie manchmal fest, und mehr als einmal war es dem Privatgelehrten vorgekommen,
als bekäme der verrückte Ted nicht nur dämpfende, sondern anregende Medikamente
verabreicht, die ihn dann besonders aggressiv machten.
    Jane
reagierte erstaunlich schnell. „Keine Bedenken!“, sagte sie freundlich, hielt
ihre Rechte in die Höhe und wendete die Handinnenfläche nach außen. „Wir sind
Freunde und unbewaffnet..." Sie stellte sich augenblicklich auf die
unerwartete Situation ein.
    Dunkel
schimmernde Augen hatte der große Mann, der sie um zwei Köpfe überragte und
dessen Muskelspiel unter dem enganliegenden Stoff des Pyjamas ihnen nicht
entging. Ted hatte ein breites Gesicht, leicht schrägliegende Augen und für
sein Alter verhältnismäßig dünnes Haar. Als Statist in einem Barbarenfilm oder
als Türsteher und Anreißer vor einer Sex-Bar hätte man ihn sich prächtig
vorstellen können.
    Der Verrückte
war durch die Reaktion der Schwester einen Moment verdutzt, aber nicht lange
genug, um Parker-Johnson die Möglichkeit zu geben, rasch an die Begleiterin
seine Frage loszuwerden, die ihn bedrückte: Wieso schlief der Schizophrene
nicht? Hatte er keine Injektion bekommen?
    Jane schien
seine Gedanken zu erraten. „Ich habe sie ihm selbst gegeben“, flüsterte sie ihm
zu. „Vorschriftsmäßig. Da muss etwas schiefgegangen sein. Entweder wurden die
Ampullen versehentlich vertauscht und seine Aggressionsphase wurde angestachelt
- oder das Präparat wirkt nicht mehr und Ted hat ein neues Stadium seiner
Entwicklung erreicht. Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit... Vielleicht
hat Brennan seine Hände im Spiel. Er arbeitet spontan mit neuen Medikamenten

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