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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Willen festhielten,
erwürgen können. Auf die Leute, die in dem Nervensanatorium das Sagen hatten,
konnte er nicht zählen. Die steckten alle unter einer Decke. So war seine
einzige Hoffnung das Personal gewesen. Die Schwestern und Pfleger mussten doch
merken, was mit ihm los war! Anfangs hatte Parker-Johnson wirklich geglaubt,
auf diese Weise eine Chance zu haben und mit Hilfe des Pflegepersonals doch
noch mal die Mauern der Anstalt zu überwinden.
    Zuerst hatte
er sehr geheimnisvoll getan und die Menschen, die er in sein Vertrauen
einbeziehen wollte, mit ruhiger Stimme wissen lassen, dass er nicht verrückt
sei. Man hatte ihm aufmerksam zugehört, ihn getröstet und versprochen, dass er
unter diesen Umständen wohl bald entlassen würde. Dann hatte man ihm alles Gute
gewünscht und war sehr freundlich zu ihm gewesen. Aber geändert hatte sich
nichts. Man hielt ihn für einen Verrückten, der auf diese Tour versuchte,
wieder rauszukommen. Da verlegte er sich bei einigen aufs Betteln und Flehen.
Aber auch das fruchtete nicht. Man brachte sein Verhalten mit seiner Krankheit
in Verbindung. Als drittes verlor er schließlich die Geduld, tobte und schrie,
riss sich los und versuchte zu fliehen. Da war’s ganz aus. Nun wurden sie
rabiat...
    Sie steckten
ihn in eine Zwangsjacke. Als er nicht aufhörte zu schreien und seine Peiniger
anspuckte, verabreichten sie ihm eine Injektion. Danach wurde er ganz ruhig und
ließ alles willig mit sich geschehen.
    Dr. Brennan,
Chefarzt und Inhaber des Privatsanatoriums, war zuvorkommend und höflich. Für
Henry Parker-Johnson war es die Freundlichkeit einer Schlange. Brennan war der
Kopf dieser Gangster. Was er sagte, wurde getan. Wochenlang verabreichte man
dem angeblich Geistesgestörten regelmäßig morgens und abends eine Spritze.
Danach dämmerte Parker-Johnson vor sich hin, war völlig lethargisch, aß und
trank mechanisch und lag den ganzen Tag über in seinem Zimmer. Er befand sich
in einer äußerst prekären Situation und hatte eingesehen, dass es nichts
nutzte, wenn er bettelte oder schrie. Er konnte tun, was er wollte, man hielt
ihn für verrückt.
    Nach fünf
Monaten verhielt er sich, wie man’s von ihm erwartete. Da er so vernünftig war,
bekam er zu hören, könne man die Medikamentendosis herabsetzen. Er erhielt nur
noch eine Injektion abends, die ihn schläfrig machte und seine Glieder schwer,
so dass er meistens erst um die Mittagszeit des nächsten Tages schwach und
schwerfällig aus den Federn kroch. Unter den wirklich Geisteskranken, die
dahinvegetierten und ständig unter starken Psychopharmaka-Gaben standen, fühlte
er sich mehr und mehr selbst krank. Seine Interessen, der alte Elan und die Hoffnung,
jemals wieder rauszukommen, waren dahin. Er hätte eine Möglichkeit haben
müssen, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Aber wie? Er verfügte über kein
Funkgerät, sein Fenster war vergittert und mit Blick auf einen riesigen Park.
Mit Besuchern von draußen kam er nicht zusammen. Er war völlig abgekapselt.
Dennoch war es ihm zwei- oder dreimal gelungen, sich an einen Besucher zu
wenden, ihm eine Botschaft zuzuflüstern mit der Bitte, auf seine Gefangenschaft
in diesem Haus aufmerksam zu machen. Er erntete mitleidiges Lächeln, und alles
blieb beim Alten. So verging Woche um Woche, Monat um Monat. Die Eintönigkeit
des Tagesablaufs war nervtötend, und Henry Parker-Johnson fühlte seine Kräfte
schwinden.
    Er stand
morgens nicht mehr auf, nahm nur noch widerwillig sein Essen ein, das man ihm
jedoch einflößte, wenn er es vollends verweigerte. Man wollte nicht, dass er
starb. Das konnte nur bedeuten, dass man noch etwas mit ihm vorhatte. Sein
Seelenzustand wurde immer bedenklicher, und er begann zu fürchten, dass er
eines Tages von selbst in den Wahnsinn abglitt, aus Verzweiflung über seine ausweglose
Lage.
    Da... vor
drei Tagen, als er am wenigsten erwartete, eine Chance zu haben, war sie auf
ihn zugekommen. Die neue Schwester. Jung und zart wie ein Engel war sie ihm
erschienen. Sie brachte ihm das Essen, wechselte einige Worte mit ihm, und er -
der schon aufgegeben hatte - merkte, dass dieser Mensch nicht mit den anderen
zu vergleichen war, mit denen er sonst in der Anstalt zu tun hatte. Die
Schwester - sie hieß Jane - brachte ihm Verständnis entgegen. War es echt oder
nur gespielt? Anfangs war er misstrauisch. Zu viele Enttäuschungen hatte er
schon erlebt. Und - er war vorsichtig und sagte kein Wort zu viel. Nichts von
Flucht und Freiheit, nichts von

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