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1246 - Die Macht des Träumers

Titel: 1246 - Die Macht des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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anderen Seite des Daches drang brüllendes Gelächter, laut wie der Triebwerkslärm des Springerschiffs, das in den erdnahen Orbit zurückgekehrt war. Das Gelächter riß Kleimann aus seinen Gedanken.
    Gran Deik!
    Mit grimmiger Miene rannte er los, an den Gleitern vorbei, die auf dem Landeplatz neben, dem Antigravschacht auf Passagiere warteten, und erreichte keuchend die andere Seite des Daches.
    Auf der hüfthohen, breiten Brüstung stand ein schwarzhäutiges Ungeheuer. Es hatte alle vier Arme ausgebreitet und stampfte mit den Säulenbeinen tiefe Löcher in das stahlharte Kunststoffmaterial der Brüstung. Gran Deik, der Haluter. In einer Hand hielt er einen geblümten Regenschirm. Er war nicht allein. Etwas weiter, im Schatten eines Entlüftungsrohrs, saßen, zwei Gataserinnen auf einer Antigrayscheibe und feuerten den Haluter mit schrillem Gezwitscher an.
    „Gran Deik!" schrie Kleimann.
    Die Gataserinnen verstummten. Der Haluter stellte sein ohrenbetäubendes Gelächter ein, drehte sich schwerfällig und starrte Kleimann überrascht an. Dann lachte er wieder und schwenkte begeistert den Regenschirm.
    „Kleimannos!" grollte der Haluter. „Mein erster und einziger terranischer Freund! Willst du auch zuschauen? Willst du auch wetten?"
    Kleimann warf den beiden Gataserinnen einen wilden Blick zu. „Wer von euch hat Gran Deik auf die idiotische Idee gebracht, sich am helllichten Tag in den Tod zu stürzen?"
    Die Blues-Frauen zwitscherten protestierend.
    „Ich habe nur gesagt, daß es zwar Wahnsinn, aber auch ein Zeichen außergewöhnlichen Mutes wäre, vom Dach in den Teich zu springen", verteidigte sich Gülgany. Wie Ra-Goofang und Elüfar hatte sie bis vor kurzem zur Besatzung des gatasischen Großkampfschiffs TRÜLIT TYRR gehört.
    „Und ich", fügte Yütify, die zweite Gataserin, hinzu, „ich habe nur gesagt, ich wette um hundert Galax, daß niemand wahnsinnig oder mutig genug ist, diesen Todessprung zu wagen. Es waren rein theoretische Erwägungen. Wir konnten ja nicht ahnen, daß wir von Gran Deik belauscht wurden. Frag ihn doch selbst, wenn du uns nicht glaubst!"
    Der Haluter schwenkte noch immer den geblümten Regenschirm. „Sie haben recht, Kleimannos", donnerte er. „Ich habe zwischen den Gleitern gelegen und auf Regen gewartet, als die beiden Hübschen auf das Dach kamen. Erst als sie von der Wette sprachen, habe ich mich gezeigt. Verdammt gerissen von mir, eh?"
    Deik lachte und stampfte mit dem linken Säulenbein auf die Balustrade, daß sie wie unter dem Schlag eines Schmiedehammers erbebte. Ein Knistern und Knirschen, dann brach die Mauer unter dem Gewicht des Haluters zusammen. Er brüllte auf, schwankte wie betrunken hin und her und gewann im letzten Moment sein Gleichgewicht zurück.
    „Ich schätze, die Reparatur wird dich ein paar tausend Galax kosten", bemerkte Yütify.
    „Du solltest endlich springen, Deikos", zwitscherte Gülgany. „Vielleicht gewinnst du die Wette. Mit den hundert Galax kannst du zumindest einen Teil des angerichteten Schadens bezahlen..."
    „Nichts da", schnappte Kleimann. „Ich werde nicht zulassen, daß jemand von diesem Dach in den Tod oder sonst wohin springt! Und ihr beide solltet euch schämen, den jugendlichen Unverstand Gran Deiks auszunutzen und ihn in seiner verrückten Wettleidenschaft noch zu bestärken!" Er funkelte die Gataserinnen an. „Vergeßt nicht, daß Deik minderjährig ist."
    „He!" donnerte der Haluter. „Wer behauptet, daß ich minderjährig bin? Ich bin vor zwei Wochen neunzig geworden! Ich bin dreimal so alt wie du, Kleimannos."
    „Wollen wir doch ehrlich sein, Deikos", knurrte Kleimann. „Du bist minderjährig; ein Baby. Ein neunzig Jahre altes Riesenbaby. Jeder Narr weiß, daß Haluter erst mit fünfhundert erwachsen werden. Unter diesen Umständen brauchst du einen Vormund - und zwar mich."
    „Lieber tot als dich zum Vormund", zwitscherte Yütify.
    „Lieber nie geboren als dich zum Vormund", bekräftigte Gülgany.
    „Ich protestiere!" Der Haluter brüllte empört auf und entblößte sein raubtierähnliches Gebiß, mit dem er selbst Felsen und Metall zermalmen konnte. „Mein Planhirn ist überzeugt, daß dies nur ein Psychotrick ist. Du willst mich entmündigen lassen, Kleimannos. Du gönnst mir nicht die Abenteuer und Heldentaten, die im Universum auf mich warten..."
    „Kleimann ist ein Scheusal, Deikos", stimmte Gülgany zu.
    „Er ist schlimmer als Si'it", zwitscherte Yütify. „Ich wette, Si'it und Kleimann würden

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