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1246 - Die Macht des Träumers

Titel: 1246 - Die Macht des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Panzerglasvitrine vorbei und öffnete die Tür zum Lichthof.
    Der Lichthof war ein Achteck mit kristallgekachelten Wänden und einem fünf Meter durchmessenden Schacht in der Mitte, der vom Dach bis hinunter zu den Kellergeschossen des Wohnturms reichte. Ein genial arrangiertes Spiegelsystem sorgte dafür, daß jedes der zwanzig Stockwerke mit ausreichend Sonnenlicht versorgt wurde.
    Die aufgedampften Kristallstrukturen der Kachelung brachen die hereinfallenden Sonnenstrahlen und warfen Schleier aus Rot, Grün und Blau über die Blumenkübel auf der Schachtbalustrade.
    Die Kübel dienten einer hundert Köpfe starken Kolonie Laufender Moose als Winterquartier. Der Explosionsdonner hatte die sensiblen Pflanzen aufgeschreckt. Nervös streunten sie über den Hof und stürzten sich dann nacheinander in den gähnenden Abgrund des Lichtschachts.
    Kamikaze-Moos, dachte Kleimann.
    Dann fiel sein Blick auf die Tür des Nachbarapartments. Entsetzt schrie er auf.
    An der Tür klebte ein weißer, menschenähnlicher Fladen. Einen schrecklichen Moment glaubte Kleimann, daß einer der terranischen Mieter des Oktagon-Turms vom Explosionsdruck in einen menschlichen Pfannkuchen verwandelt worden war, aber dann fuhr der Fladen ein halbes Dutzend Stielaugen und Pseudopodien aus.
    „Hallo, Hajo", sagte Mullemull, der Matten-Willy. „Was hältst du von Elüfars neuester Komposition? Ist sie nicht galaktisch?"
    Kleimann runzelte die Stirn. „Was für eine Komposition?"
    „Sag bloß, du hast sie nicht gehört?" Mullemull schlenkerte verblüfft ein Pseudopodium; die Stilaugen erschlaffen. „Laut genug war die Musik doch, oder?"
    „Du meinst doch nicht diese ohrenbetäubenden Explosionen, das mißtönende Scheppern und das kreischende Gelächter?"
    Der Matten-Willy ließ seinen Protoplasmakörper zu Boden tropfen und trippelte auf Kleimann zu. „Zugegeben, Elüfars Minimalmusik ist nicht nach jedermanns Geschmack, aber Kunst darf sich nicht an eingefahrenen Hörgewohnheiten orientieren. Jede Rücksichtnahme auf den zweifelhaften Geschmack eines Durchschnittsterraners wäre der Tod jeder Kunst!"
    Die nächste Tür glitt zur Seite. Eine große, schlanke Gestalt mit dem typischen Tellerkopf eines Blues trat auf den Lichthof. Der Blue blinzelte Kleimann grüßend zu.
    „Ah!" machte Elüfar. „Ich wußte es! Die süßen Klänge meines neuesten Werkes haben sogar dein versteinertes Juristenherz gerührt! Bei der bunten Kreatur der Freude - dies ist der größte Tag meines Lebens!"
    „Dann möchte ich nicht wissen, wie deine anderen Tage ausgesehen haben", knurrte Kleimann.
    „Sie waren grauenhaft", gestand Elüfar. „Vor allem die Tage, die ich als Cheffunker an Bord des gatasischen Großkampfschiffs TRÜLIT TYRR verbracht habe - unter dem Kommando des größenwahnsinnigen Si'it. Es war ein einziges Martyrium. Wäre Si'it nicht im Vrizin-System mit der MASCHINE des Technikelements explodiert, hätte ich wahrscheinlich nie mein musikalisches Talent entdeckt."
    Ein zweiter Blue tauchte an Elüfars Seite auf; er war kleiner und wesentlich korpulenter als der Cheffunker. Ein fast kugelrunder Bauch beulte seinen Overall aus. Ra-Goofang, der ehemalige Koch der TRÜLIT TYRR.
    „Elüfar hat recht", zwitscherte Ra-Goofang. „Kommandant Si'it war eine Gefahr für die geistige und körperliche Gesundheit aller Besatzungsmitglieder. Vor allem, seit er sich einbildete, ich hätte ihm einen Muurt-Wurm in die Prii-Suppe geschmuggelt."
    Kleimann starrte den Blue überrascht an. „Muurt-Wurm?"
    „Eine kulinarische Eastside-Spezialität", erklärte der Chef koch. „Bedauerlicherweise scheinintelligent und erst nach zeitraubenden Diskussionen zu verzehren."
    „Tatsächlich?" sagte Kleimann, ohne mit der mysteriösen Antwort etwas anfangen zu können.
    „Und ob", bestätigte Elüfar. „Zürdüdür-Nüsse sind ja schlimm genug, aber ein Muurt..."
    Der Matten-Willy wedelte Aufmerksamkeit heischend mit den Stielaugen. „Was sind Zürdüdür-Nüsse?" fragte er.
    „So ziemlich das Gefährlichste, was es auf dem galaktischen Lebensmittelmarkt gibt", antwortete Elüfar. „Im Geschmack natürlich unvergleichlich, aber eine von zehn Nüssen ist taub. Und wer sie knackt... Nun, selbst meinem ärgsten Feind würde ich keine taube Zürdüdür-Nuß wünschen."
    „Ich verstehe immer noch nicht...", begann der Matten-Willy, wurde aber von Kleimann unterbrochen.
    „In einer halben Stunde fliegen wir zum HQ-Hanse", sagte der Kosmojurist. „Halten wir uns also

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