1246 - Die Macht des Träumers
Eastside nach Terra bei vielen Bewohnern der Milchstraße Sehnsüchte und Wünsche geweckt hat, die bislang nur latent vorhanden waren. Zweifellos haben die Armada-Shows ihren Teil dazu beigetragen, daß Hunderttausende, ja Millionen GAVÖK-Bürger über Nacht aus ihrem bisherigen Leben ausgestiegen sind, um der Armada zu folgen, aber die Shows waren nur der Auslöser und nicht die Ursache."
„Schafft den Kerl raus", drang es von den Plätzen der Medienvertreter. „Jeder Videonarr weiß, daß wir die Armada erst zu dem gemacht haben, was sie ist!"
Der Kosmojurist ignorierte den Zwischenruf.
„Ich will mich nicht mit den psychologischen Gründen dieses... grassierenden Fernwehs beschäftigen", fuhr Kleimann fort, „aber soviel steht fest: Eine relativ große Minderheit der Bürger aller galaktischen Völker ist mit dem Leben auf den hochzivilisierten Planeten unzufrieden. Das Verlangen nach ungewöhnlichen Erfahrungen, die Sehnsucht nach den Wundern des Universums, wie es in einer Armada-Show treffend formuliert wurde..."
„In der Armada-Show der KISCH-Medien-Crew", meldete sich der Zwischenrufer wieder zu Wort. „Und die Formulierung stammt von meinem genialen Medieninterpreten Wonnejunge."
„... kurz, das kosmische Fernweh", fuhr Kleimann ungerührt fort, „hat eine milchstraßenweite Aufbruchstimmung erzeugt und Terra Millionen Neubürger beschert - und die Einwanderungswelle hält noch immer an, ja, alles deutet darauf hin, daß sie weiter zunehmen wird. Die neuesten Zahlen: Inzwischen werden täglich für rund eine Million nichtterranische GAVÖK-Bürger unbefristete Aufenthaltsgenehmigungen ausgestellt - auf Terra, wohlgemerkt. Die Venus, der Mars und die solaren Monde sind so gut wie nicht betroffen.
Die Zahl der GAVÖK-Bürger terranischer Abstammung, die im Gefolge der Armada zur Erde strömen, ist doppelt so hoch wie die der Nichtterraner."
Kleimann machte eine kurze Pause und hantierte an der Pultpositronik. Über seinem Kopf bildete sich ein Hologramm und illustrierte die letzten Ausführungen des Kosmojuristen mit einer Reihe farbiger Grafiken und Schemazeichnungen.
Rhodan gönnte ihnen nur einen flüchtigen Blick. Alle Kurven zeigten steil nach oben; nach dem, was er in den letzten Tagen auf den terranischen Raumhäfen gesehen hatte, wunderte es ihn nicht.
„Man hat mich um ein juristisches Gutachten gebeten", sagte Kleimann. „Man wollte wissen, ob es irgendeine rechtliche Möglichkeit gibt, den Zustrom zu stoppen. Nun, die Antwort ist klar und eindeutig: Jeder Bürger, der einem Volk angehört, das Vollmitglied der GAVÖK ist, genießt auf allen Planeten aller GAVÖK-Völker völlige Freizügigkeit. So wie sich jeder Terraner jederzeit und solange er will auf Arkon, Gatas oder Aralon niederlassen kann, so kann jeder Blue, Unither oder Akone Terra zu seinem Wohnsitz wählen.
Jede Einschränkung dieser Freizügigkeit wäre ein eklatanter Verstoß gegen die GAVÖK-Statuten - juristisch unhaltbar und, nebenbei bemerkt, moralisch unvertretbar."
Julian Tifflor signalisierte, daß er sich zu Wort melden wollte. Er beugte sich nach vorn. „Aber wir befinden uns in einer Ausnahmesituation", wandte er ein. „Die terranischen Raumhäfen sind hoffnungslos überlastet. Hunderte von Schiffen kreisen im Erdorbit und warten auf ihre Landegenehmigung; drei- oder viermal soviel stehen im interplanetaren Raum zwischen Mars und Jupiter auf Warteposition; die Linienflüge von allen bedeutenden Planeten der Milchstraße nach Terra sind auf Wochen hinaus ausgebucht; die großen galaktischen Raumfluggesellschaften chartern bereits Schiffsraum bei den Springern, um mit der Nachfrage Schritt halten zu können. Die Lage verschärft sich immer mehr."
Der Erste Terraner gestikulierte. „Das Problem ist dieser rasante Anstieg der Besucherzahlen. Zu viele Besucher in zu kurzer Zeit. Wo sie unterbringen? Wie sie verpflegen? Wie ihre anderen Bedürfnisse befriedigen? Natürlich", sagte er, um Kleimanns Einwand zuvorzukommen, „technisch und organisatorisch sind wir dazu in der Lage. Aber wir brauchen Zeit."
„Exakt", nickte Homer G. Adams. „Bedenkt doch - mit einem Dach über den Kopf und drei Mahlzeiten am Tag ist es nicht getan. Die Bedürfnisse eines Blues unterscheiden sich gewaltig von denen eines Matten-Willys, Unithers oder Arkoniden. Tausend Millionen Gäste, die fünfzig oder hundert verschiedenen Völkern angehören?"
Kleimann zuckte die Schultern. „Trotzdem - juristisch gibt es keine
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