1247 - Aufbruch zum Vagenda
blieben neben den Gleitern stehen, als wüßten sie nicht, was sie tun sollten. Die meisten von ihnen waren bewaffnet, und sie hielten ihre Waffen schußbereit in den Händen. Alle aber hatten etwas miteinander gemein. Sie sahen niedergeschlagen und mutlos aus, so als seien sie sich einer unabwendbaren Niederlage bewußt.
Ich flog zu einigen Wesen hinüber, die aussahen wie große Pilze mit lederartigen, weit ausladenden Hüten.
Aus ihren weißen Körpern ragten jeweils vier Stielaugen hervor, mit denen sie mich ängstlich anblickten.
Sie hatten so dünne Arme, daß es mir wie ein Wunder erschien, daß sie damit Waffen halten konnten.
„Keine Sorge", sagte ich zu ihnen.
„Ich bin auf eurer Seite. Wir sind auf dem Weg zum Vagenda."
„Wir auch", antwortet einer von ihnen mit quietschender Stimme. Ich konnte ihn kaum verstehen.
„Habt ihr irgendwelche Informationen über das Vagenda?" fragte ich.
Sie wackelten mit ihren gewaltigen Hüten.
„Woher denn?" entgegneten sie.
„Wir werden das Vagenda nie mit eigenen Augen sehen."
Ich schalt mich einen Narren. Wie hatte ich eine solche Frage stellen können? Natürlich waren wir noch viel zu weit vom Vagenda entfernt.
Diese Wesen würden es niemals erreichen.
Sie wären viele Jahre lang unterwegs gewesen, wenn sie ununterbrochen mit Höchstgeschwindigkeit über das Tiefenland hinweggeflogen wären, ohne jemals eine Pause zu machen. Soviel Zeit blieb ihnen jedoch nicht mehr. Die graue Flut kam und überschwemmte das Tiefenland.
In vielen Bereichen hatte sie die Flüchtlinge wahrscheinlich sogar schon überholt.
„Nehmt uns mit", bat das Pilzwesen. Es war offenbar das älteste von ihnen. An einigen Stellen wuchs Moos auf seinem Hut.
„Das wäre wenig sinnvoll", erwiderte ich. „Wenn wir das Vagenda erreichen, wird es zum Kampf kommen. Ihr würdet es nicht überleben."
„Du könntest es wenigstens versuchen", rief das Wesen verzweifelt.
„Sieh dich doch um. Das Grau rückt von überall heran. Wir wissen nicht mehr, wohin wir uns wenden sollen."
„Es tut mir leid", sagte ich und kehrte zur Gondel zurück. Ich wußte, wie sehr ich diese Wesen enttäuscht hatte, aber ich konnte es nicht ändern. Es war besser gewesen, wenn ich ganz auf dieses Gespräch verzichtet hätte.
Jen, Twirl, Lethos, die beiden Jaschemen und einige der Exterminatoren schwebten über dem Gebilde, das sich über die Gondel geschoben hatte.
Ich glitt zu Jen heran.
„Es lebt", berichtete er. „Twirl und Lethos haben es telepathisch sondiert. Sie sind sicher, daß es denkt."
Ich ließ mich bis auf die Oberfläche der Gondel sinken, nachdem ich mich davon überzeugt hatte, daß sich uns keiner der Gleiter näherte. Alle Maschinen waren im Abstand von etwa zweihundert Metern gelandet.
„Wir werden nichts erfahren, Jen", sagte ich. „Wir haben einfach nicht bedacht, wie groß die Entfernungen sind. Wir sind noch immer einige Lichtminuten vom Vagenda entfernt.
Für uns bedeutet das nicht viel. Wir müssen sogar vorsichtig sein, damit wir nicht übers Ziel hinausschießen. Aber für die in den Gleitern sieht das ganz anders aus. Für sie ist das eine unüberwindliche Entfernung."
Er nickte nur.
„Was machen wir mit dem Ding?" fragte Twirl und deutete auf die Masse aus Erde, Steinen, Gras, Flechten, Büschen und Bäumen. „Caglamas Vlot will wieder starten, aber das würde das Ding zerfetzen."
„Damit würden wir es töten", fügte Lethos hinzu. Sein silbernes Haar wirkte eigenartig stumpf, so als ob das Grau auch schon nach ihm griffe.
„Wie intelligent ist es?" fragte ich.
„Ich habe nicht gesagt, daß es intelligent ist", erwiderte der Abaker und streckte mir abwehrend die Hände entgegen. „Ich weiß nur, daß es lebt."
„Denkt es?" fragte Jen. „Und wenn ja, was denkt es?"
„Es ist glücklich, daß es an uns klebt", eröffnete uns Twirl. „Und es hat überhaupt keine Lust, sich wieder von uns zu trennen. Es hofft, daß wir es zum Vagenda mitnehmen."
„Aber das geht natürlich nicht", stellte ich fest. „Wenn die Gondel startet und auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, wird dieses Ding weggerissen."
„Ich habe versucht, ihm das begreiflich zu machen", sagte der Hathor, „aber es reagiert nicht."
„Ich glaube, es ist nicht intelligent genug, um uns verstehen zu können", fügte Twirl hinzu.
„Das sind ja hervorragende Aussichten", stöhnte Jen.
Wir waren ratlos. Keiner von uns wußte, was wir tun sollten. Ich entfernte mich einige Schritte von den
Weitere Kostenlose Bücher