1247 - Aufbruch zum Vagenda
verlängerter Arm der Königinnen", erwiderte ich. „Wahrscheinlich verbirgt sich das Kollektivwesen in dieser Säule."
Im gleichen Moment hatte ich eine Vision. Ich glaubte das freundliche Gesicht einer jungen Frau zu sehen, die mich anblickte, und ich wußte, daß ich recht hatte. Das Intelligenzwesen lebte in der Säule zwischen den Kältemaschinen.
Hilf mir! flüsterte es in mir. In der Kälte kann ich die Geburt des nächsten Volkes für einige Zeit hinauszögern. Ich werde es tun, um es vor dem Grauen zu bewahren. Es ist meine letzte Hoffnung.
„Wir helfen dir", versprach ich laut. „Wir werden dir den Projektor geben und das Schutzfeld errichten. Du wirst die Möglichkeit haben, es auszuschalten, wenn du willst.
Doch bis dahin wirst du noch einige Zeit Geduld haben müssen."
Ich kann warten. Früher oder später werde ich merken, wer von euch gesiegt hat, und dann werde ich entscheiden, ob ich abschalte, oder ob ich mit meinem Volk untergehen werde.
Wir verließen die Kavernen, um zur Gondel zurückzukehren. Mittlerweile waren die Mücken nicht untätig geblieben. Sie hatten weitere Zerstörungen an Bord angerichtet, so daß nun auch die beiden Jaschemen zu der Überzeugung gekommen waren, daß es besser war, den Projektor zu opfern, als weitere Nachteile in Kauf zu nehmen.
Mit einigen bissigen und herabsetzenden Bemerkungen über uns und unsere Unfähigkeit, bösartige und zerstörerische Elemente von der Gondel fernzuhalten, machten sich Caglamas Vlot und Fordergrin Calt an die Arbeit. Sie bauten einen der Energiefeldprojektoren aus und ließen das Gerät von uns zu den Kavernen bringen. Dort wurde es installiert, und einige Tage später hüllte ein undurchdringlich erscheinendes Energiefeld die Säule mit der Königin der Mücken ein.
Noch einmal hatte ich geistigen Kontakt mit ihr. Sie dankte mir für das, was wir für sie und ihr Volk getan hatten, und sie wünschte uns einen Sieg über die Grauen Lords.
Danach arbeiteten die Jaschemen zwei Tage lang an der Positronik der Gondel, bis wir endlich wieder starten konnten.
6.
„Werden wir noch rechtzeitig kommen?" fragte Domo Sokrat, als uns noch anderthalb Tage vom Vagenda trennten.
Damit sprach er aus, was uns schon lange beschäftigte. Die Entwicklung war außerordentlich bedrohlich. Vor drei Tagen hatten wir den Flug kurz unterbrochen und einen Blick auf das unter uns liegende Tiefenland geworfen.
Wir hatten nur graues, eintöniges Land gesehen. Nirgendwo hatte es eine andere Farbe als grau gegeben.
Und wir fragten uns, wie weit der Einfluß der Grauen bereits vorgedrungen war.
Vielleicht war auch das Vagenda schon von ihnen erobert worden?
„Was sagst du dazu?" wandte ich mich an das Tabernakel.
Eigentlich überhaupt nichts, antwortete seine telepathische Stimme.
Ich weiß nicht; ob das Vagenda schon erobert worden ist.
„Und ihr?" fragte ich die beiden Jaschemen, die sich in der Zentrale neben uns aufhielten. Sie hatten zwei der trennenden Panzerplastwände heruntergelassen, so daß sie mich hören konnten. Seit ihrer Niederlage gegen die Mücken waren Caglamas Vlot und Fordergrin Calt etwas umgänglicher geworden. Ich war mir klar darüber, daß dieser Zustand jedoch nicht lange anhalten würde.
„Wir haben ebenfalls keine Informationen über den aktuellen Stand", eröffnete Calt mir.
„Wir wissen lediglich, daß ein geheimnisvolles Volk - die Lla Ssann, die auch ,Tiefenschwimmer’ genannt werden - von den RZI als Hüter des Vagendas eingesetzt wurden. Wie weit die Tiefenschwimmer sich gegen die Grauen Heerscharen behaupten konnten, entzieht sich unserer Kenntnis."
Das ist richtig, meldete sich das Tabernakel von Holt. Die Lla Ssann gebieten über die „Armee der Schatten".
Mit ihnen sollen sie Angriffe auf das Herz des Tiefenlands abwehren. Ob sie das erfolgreich getan haben? Keine Ahnung.
Zu weiteren Äußerungen über das Vagenda und die dort herrschenden Bedingungen waren das Tabernakel und die Jaschemen nicht zu bewegen. Wahrscheinlich wußten sie nicht mehr.
Ich blickte auf mein Chronometer.
Der November des Jahres 428 NGZ neigte sich seinem Ende zu.
„Warum unterbrechen wir unseren Flug nicht?" fragte Lethos. „Wir sind noch anderthalb Tage von unserem Ziel entfernt. Vielleicht treffen wir in diesem Gebiet schon irgend jemanden, der uns etwas über das Vagenda und die Grauen Heerscharen sagen kann."
„Du scheinst nicht bedacht zu haben, wie weit es noch bis zum Vagenda ist, Lethos", erwiderte ich.
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