1249 - Auf dem Weg zum Licht
und nahm ihn in die Hände, um den Zugverschluß zu öffnen und Shiva herauszuholen.
Da fiel ihm siedendheiß ein, daß er das Zauberei noch gar nicht zurückgepackt hatte. Er ließ den Beutel los und blickte fassungslos auf seine leeren Hände.
Shiva? dachte er intensiv.
Doch auch diesmal erhielt er keine Antwort. „Ruhig bleiben!" sagte er zu sich selbst und atmete ein paarmal tief durch.
Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, dachte er darüber nach, wann er Shiva zuletzt gesehen hatte.
Ganz genau wußte er, daß das Ei noch in seinen Händen gewesen war, als er den Fuß der Wendeltreppe erreichte. Auch nach dem albernen Disput mit Hilda mußte Shiva noch bei ihm gewesen sein.
Zumindest hatte er sich ihm da noch mental mitgeteilt.
Wahrscheinlich war er kurz danach verschwunden.
Die psionischen Eruptionen! Ob sie etwas mit Shivas Verschwinden zu tun hatten?
Der ehemalige Astralfischer schüttelte den Kopf. Er vermochte sich nicht vorzustellen, daß irgend etwas Shiva von seiner Seite reißen konnte.
Außerdem hatte Shiva ihm, nachdem er die psionischen Eruptionen bereits gespürt hatte, noch mitgeteilt, das Opfer würde im Netz der Spinne zappeln - wen immer er mit „Opfer" und „Spinne" gemeint hatte.
Plötzlich wußte er, was geschehen war.
Shiva hatte ihn aus purer Neugier verlassen, um dem Kampf zwischen der Spinne und ihrem Opfer zuzuschauen.
Zornig preßte er die Lippen zusammen.
Er empfand diese Handlungsweise fast als Verrat. Es war zumindest unfair von Shiva, ihn einfach im Stich zu lassen, nur um seine Neugier zu befriedigen.
„Verflixt!" schimpfte er.
„Was hast du, Shaggy?" erkundigte sich Hilda.
„Was hast du!" äffte Giffi die Positronik nach. „Du mußt doch auch bemerkt haben, daß Shiva verschwunden ist."
„Shiva?" fragte Hilda. „Wer ist Shiva?"
Wütend überlegte Giffi, wo in seinem SERUN die Positronik verborgen war, denn er hätte am liebsten auf die betreffende Stelle gehauen.
„Du weißt doch, wer Shiva ist!" insistierte er. „Wir haben uns doch sogar über den Namen unterhalten."
„Namen sind Schall und Rauch", erwiderte Hilda. „Natürlich klingt .Shiva' besser als .Shivoac', aber wen oder was du damit gemeint hattest, habe ich nie herausbekommen."
Abermals musterte Giffi seine leeren Hände, dann lachte er grimmig.
„Das Ding ist wirklich ein Zauberei", stellte er fest, schlenkerte den Ausrüstungsbeutel auf den Rücken zurück und ließ die Hände wieder sinken. „Es ist für Hilda unsichtbar geblieben, obwohl die Beobachtungssysteme, die sie benutzt, vielschichtiger und empfindlicher sind als meine Augen."
„Wovon sprichst du?" erkundigte sich die Positronik.
„Von nichts", gab Giffi zurück. „Vielleicht hat Shiva niemals wirklich existiert. Verrückt! Aber wenn er existiert, dann kriege ich ihn auch wieder. Er gehört schließlich mir."
Er schaltete das Flugaggregat seines SERUNS ein und schwebte wenige Zentimeter über dem Boden des Stollens dahin, während er konzentriert die Beobachtungs- und Ortungsergebnisse studierte, die auf seine Helmscheibe projiziert wurden - und gleichzeitig in sich hineinlauschte, um festzustellen, ob er noch etwas von den psionischen Eruptionen spürte.
Doch da war nichts mehr.
Er spürte auch keine psionischen Aktivitäten des Glaslabyrinths mehr. Es schien, als hätte der Stollen ihn in ein anderes Universum geführt.
Allmählich wurde es ihm unheimlich.
4.
„Es ist schon wieder das Krysoptera", sagte Tengri Lethos über die Helmfunkverbindung, während wir uns in der Tiefe von Kristallschluchten vorsichtig in die Richtung vortasteten, aus der die emotionalen Emissionen Jens zuletzt gekommen waren.
Das war nicht ungefährlich, denn dieser Ort mußte irgendwo in dem Gebiet des Glaslabyrinths liegen, in dem die Grauen Armeen der Lords aufmarschierten. „Also wird es sich wahrscheinlich um den zweiten Versuch handeln, Jens Bewußtseinsinhalt anzuzapfen", erwiderte ich. „Warum wendest du nicht wieder das Diddor-Sanskari an, Tengri?"
„Ich habe es versucht, Atlan", gab der Hathor zurück. „Leider gibt es in und über dem Glaslabyrinth so starke psionische Emissionen, daß die Konzentration mir jedesmal kurz vor dem Ziel zerrinnt. Aber wenigstens kann ich durch die Streustrahlung des Krysoptera ziemlich genau den Ort bestimmen, an dem es angewendet wird und an dem Jen mit großer Wahrscheinlichkeit in der Falle steckt."
„Wo ist es?" erkundigte ich mich, denn nachdem meine emotioneile
Weitere Kostenlose Bücher