1254 - Der Satans-Kutscher
die Chance, ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen.
Zugleich zerrte ich meine Beretta hervor, das Kreuz ließ ich versteckt.
Ja, er war ein Monster!
Mein Blick fiel auf einen bleichen Totenschädel mit mehreren Öffnungen im Gebein. Tief in den Augenhöhlen glaubte ich sogar, Lichtfunken zu sehen, die wie Elmsfeuer glühten.
Er tat nichts. Ich wartete ab.
Aus dem Innern der Kutsche drangen dröhnende Laute. Wahrscheinlich war Jane nicht in der Lage, die Tür zu öffnen. Aber das spielte jetzt keine Rolle.
»Wer bist du?« Tief in seinem Rachen war die Stimme aufgeklungen. Ein Skelett konnte reden. Ich ging davon aus, dass es kein normales Skelett war, sondern irgendwie noch mit dem menschlichen Dasein in Verbindung stand.
»Ich bin jemand, der den Teufel ebenso hasst wie die Hölle«, erklärte, ich, »und ich mag es auch nicht, wenn sich Menschen in seinen Dienst stellen.«
»Er ist der wahre Herrscher!«
»Das haben schon viele gesagt.« Ich lächelte kalt und zielte auf den Skelettschädel. »Sogar zu viele für meinen Geschmack. Ich hasse es auch, wenn durch ihn andere Menschen sterben. So ist es doch, nicht? Du hattest vor, Jane Collins zu töten oder deinem Herrn und Meister zu opfern.«
Er schüttelte den Schädel so heftig, dass die Kapuze verrutschte und sein Kopf jetzt in all seiner Scheußlichkeit vor mir lag. »Sie ist anders, das habe ich gespürt. Etwas steckt noch in ihr, aber ich kann nicht sagen, was es gewesen ist. Da wird mir der Teufel helfen können und mir die richtige Antwort geben.«
»Nein«, sagte ich, »nicht mehr!«
Der Satanskutscher musste wohl gespürt haben, dass ich mit meiner Geduld am Ende war. Plötzlich begann er, sich zu bewegen. Er bewies, dass sein Handeln noch von menschlichen Reaktionen geprägt wurde, denn er griff in die Kuttentasche. Ich ließ ihn gewähren, weil ich wissen wollte, was er hervorholte.
Zu meinem Erstaunen war es eine Pistole. Ich ging davon aus, dass er sie Jane Collins abgenommen haben musste. Er sah aus wie ein Monstrum, aber seine menschlichen Reaktionen hatte er nicht vergessen.
Er wollte auf mich schießen.
Ich war schneller! Der laute Schussknall zerriss die Stille. Und ich hatte genau gezielt, denn meine geweihte Kugel war in die breite Stirn geschlagen. Sie riss dort ein Loch, das an den Seiten gesplittert war, und die Wucht des Einschlags drehte ihn nach links.
Die andere Beretta zeigte nicht mehr auf mich. Sie wurde auch nicht angehoben, denn sie rutschte dem Kutscher aus der Hand, landete am Boden, und dann gab es nur noch ihn.
Was mir lange nicht mehr gelungen war, einen Gegner mit einer geweihten Silberkugel auszuschalten, das passierte hier vor meinen Augen.
Er war erledigt, aber er existierte dennoch. Die Kugel steckte in seinem Schädel. Sie war auf der anderen Seite nicht wieder ausgetreten, was mich auch wunderte, doch den Grund bekam ich wenig später präsentiert.
Mit ihm passierte etwas. Das meiste spielte sich unter der Kutte ab, aber das, was mit dem Kopf geschah, reichte mir schon aus.
Die bleichen Knochen zogen sich zurück. Es sah zumindest so aus, denn zugleich entstand das menschliche Gesicht. Es sah so aus, als hätte man es ihm übergestülpt. Plötzlich gab es das blanke Gebein nicht mehr. Es war überall die Haut zu sehen. Eine normale Nase, ein Mund, es gab sogar Ohren und einen Ausdruck in den menschlichen Augen, in deren Pupillen es flimmerte.
Meine geweihte Silberkugel hatte für die Verwandlung gesorgt, das Teuflische zerstört und den Menschen wieder zum Vorschein gebracht. Er war also nicht nur ein Skelett, sondern auch ein Mensch.
Beides praktisch in einer Person.
Und jetzt?
In seinem Kopf steckte noch immer die geweihte Kugel. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie ihn wieder zurück in ein normales Leben geholt hatte.
Hier musste noch etwas passieren.
Trotz der Dunkelheit bekam ich mit, dass er mich anstarrte. Den Ausdruck in seinen Augen konnte ich nicht deuten. Bis zu dem Zeitpunkt, als sich die kleinen Flammen in den Schächten der Pupillen veränderten und plötzlich zu einem Feuer wurden.
Ein irrer Schrei hallte über die leere Straße. Ich huschte zurück, denn aus den Augen schlugen die kleinen grünlichgelben Flammen.
Ja, das Feuer kannte ich. Es waren die Flammen der Hölle. Unter Kontrolle gehalten und befehligt durch den Teufel, dessen Macht auch hinter dieser Erscheinung gesteckt hatte.
Gesteckt hatte, denn das war nicht mehr der Fall. Der Satan konnte dem Diener keinen
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