1254 - Der Satans-Kutscher
schon.«
»Kann mich nicht erinnern.«
Jane lächelte mokant. »London«, sagte sie. »Ein Café, in dem sie verabredet waren. Sie haben Sarah Goldwyn leider sitzen lassen, und das war nicht nett.«
»Ah ja, jetzt erinnere ich mich. Es ging nicht anders. Ich bin… ähm… ich fühlte mich nicht wohl.«
»Bei den anderen Frauen aber schon, nicht wahr?«
»Wie… wieso?« Allmählich verlor er seine Sicherheit und auch den treuen Blick seiner Augen. Andere Frauen hatte er damit reinlegen können, Jane war jedoch auf der Hut, und sie würde auch keine Ausrede gelten lassen. Ebenso wenig verspürte sie irgendwelche Beschützerinnengefühle oder mütterliche, wie das wohl bei den Frauen der Fall gewesen war.
»Ich weiß über Sie Bescheid, Ringo. Sie sind mies. Ja, Sie sind eine miese kleine Ratte, die andere Menschen betrogen hat, die sehr gutgläubig waren. Seniorenwohnungen in den entsprechenden Heimen. Man musste nur ein kleine Anzahlung leisten, dann war die Sache erledigt. Ein tolles Geschäft für Sie, aber nicht für die Frauen, die Sie um viel Geld geprellt haben. Und das hat jetzt ein Ende.«
Fast bei jedem Wort war er immer weiter nach hinten gegangen. Aus seinem Gesicht war das Blut gewichen, und der feuchte Mund zuckte, ohne dass er allerdings ein Wort hervorbrachte. Als er gegen einen Sessel stieß, fiel er hinein und wirkte aufgrund der Sesselgröße noch kleiner.
Jane Collins schnappte sich die Fernbedienung und stellte die Glotze ab. Sie wollte nicht mehr durch äußere Einflüsse gestört werden.
Ringo Finch hockte im Sessel und wirkte wie das berühmte Häufchen Elend. Er kam der Detektivin noch kleiner vor, und sein Gesicht zeigte zudem einen ängstlichen Ausdruck.
Aber Jane ließ sich nicht täuschen. In diesem Menschen steckte verdammt viel kriminelle Energie, da durfte man sich nicht täuschen lassen. Er hatte zahlreiche Frauen betrogen und es auf seine seidenweiche Art geschafft, sie rumzukriegen.
Vom Alter her schätzte Jane den Mann etwa auf 50 Jahre, vielleicht ein wenig darunter. Sie wusste nicht, wie weltmännisch er sich gegeben hatte, aber wenn sie sich in der Wohnung umschaute, dann konnte man die Möbel vergessen. Sie bestanden nur aus Muff, aus alten Klamotten, vom Flohmarkt gesammelt. Völlig zugestellt das Zimmer.
Er hatte sich wieder etwas gefangen und war auch in der Lage, eine Frage zu stellen. »Was erlauben Sie sich? Wer… wer sind Sie überhaupt? Wer gibt Ihnen das Recht, hier einzudringen? Sie haben sich strafbar gemacht. Sie sind in meine Wohnung eingedrungen und…«
Janes Lachen unterbrach ihn. »Ich habe mich nicht strafbar gemacht, und ich bin auch nicht in Ihre Wohnung eingedrungen oder eingebrochen. Sie selbst haben mir geöffnet, und ich habe Ihre Wohnung betreten. Aber wir werden nicht mehr lange bleiben, Mr. Finch, wir beide werden uns nämlich auf den Weg nach London machen, denn es gibt eine gewisse Stelle, die ebenfalls an Ihnen interessiert ist. Das Betrugsdezernat hat Sie auf der Liste, und genau dort werde ich Sie abliefern. Sie werden so schnell keinen allein stehenden Menschen mehr Geld abnehmen, das kann ich Ihnen schwören.«
»Sie… Sie… sind doch verrückt!«
»Nein, so weit ist es noch, nicht mit mir gekommen. Ich bin Privatdetektivin, damit Sie Bescheid wissen. So, und jetzt ziehen Sie sich an und packen was zusammen. Ich möchte mich nicht unbedingt länger hier auf halten.«
Ringo Finch tat zunächst nichts. Er hockte in seinem Sessel und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Janes Anschuldigungen hatten ihn nicht unbeeindruckt gelassen. Die Angst lag in seinem Blick, und er wischte mit den Handflächen über seine Wangen, um dort den Schweiß loszuwerden.
»Ja los, stehen Sie auf. Ziehen Sie sich was über. Ich habe meine Zeit nicht gestohlen.«
»Sie können mir nichts beweisen.«
»Stimmt, nicht ich persönlich. Aber warum werden Sie eigentlich per Haftbefehl gesucht, Mr. Finch? Haben Sie darauf eine konkrete Antwort?«
»Davon weiß ich nichts.«
»Aber ich weiß es. Das reicht aus!«
Finch schaute Jane an. Er räusperte sich. Sie sah auch, dass er schluckte. Seine Augen bewegten sich dabei, und er suchte nach einem Ausweg aus der Misere.
»Stehen Sie endlich auf!«
Jane hatte etwas lauter gesprochen, und Finch zuckte zusammen. Dann erhob er sich mit einer zackigen und recht schnellen Bewegung. Aber er ging noch nicht weg, sondern blieb stehen und schaute zu Jane Collins hoch. »Sie haben gesagt, dass Sie mich nach
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