1265 - Die heilende Gottin
obersten Schichten der Atmosphäre hin und her. Irmina versuchte, sich aus der Schwerkraft des Planeten zu lösen und den Bereich der Ringe zu durchbrechen.
Es gelang ihr nicht.
Ihr war, als sei sie mit dem Beiboot in einen übermächtigen Mahlstrom geraten, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.
Sie hatte nur eine einzige Möglichkeit, dieses Chaos zu überleben, Sie mußte die Flucht abbrechen und wieder auf dem Planeten landen. Sie ließ das Beiboot abfallen und raste dann mit ihm in eine gewaltige Schlucht hinein, die sich über Hunderte von Kilometern erstreckte und in der es zahllose Verstecke gab. Erschöpft landete sie das Beiboot in einer Höhle. „Hier wird uns so leicht keiner finden", sagte sie, ließ sich in die Polster ihres Sessels sinken und legte die Hände vor das Gesicht.
Kido gab nur ein paar unbestimmbare Laute von sich. „Ich weiß allerdings auch nicht, wie wir von hier entkommen sollen", fügte sie hinzu.
Es schien kein Entrinnen aus der Falle zu geben, die Volcayr errichtet hatte.
Sie hatte nur eine einzige Möglichkeit. Sie mußte warten und dabei hoffen, daß man sie vergaß.
Vielleicht konnte sie später zur ÄSKULAP zurückkehren.
Die ÄSKULAP!
Irmina richtete sich wie elektrisiert auf. Das Virenschiff mußte helfen. Es konnte sich sicherlich auch im Chaos der sich bewegenden Elysischen Ringe behaupten.
Sie beugte sich vor, um ein entsprechendes Signal zu senden.
Ein Licht blinkte dreimal und erlosch dann wieder.
Das Virenschiff hatte sich gemeldet!
Die Terranerin handelte sofort. Sie startete das Beiboot und beschleunigte abermals mit Höchstwerten. Mit rasender Geschwindigkeit donnerte es wenig später an einem Suchkommando vorbei, das aus drei Beibooten bestand Es war so schnell, daß ihm niemand folgen konnte.
Doch damit war nocht nichts gewonnen.
Die Elysischen Ringe bewegten sich auch jetzt noch völlig regel- und systemlos. Doch dieses Mal kehrte Irmina nicht um. Sie ließ das Beiboot höher und höher steigen, führte es in den Mahlstrom hinein, den es aus eigener Kraft niemals überwinden konnte, und sandte dabei Peilsignale aus.
Plötzlich tauchte die ÄSKULAP vor ihr auf.
Die Terranerin handelte traumhaft sicher. Sie lenkte das Beiboot an das Virenschiff heran und schleuste sich ein. Im gleichen Augenblick, als sich das Schleusenschott hinter ihr schloß, schaltete die ÄSKULAP den Enerpsi-Antrieb ein - und damit war Irmina aus der Gefahrenzone.
Irmina Kotschistowa verließ das Beiboot und trat in den Hangar der ÄSKULAP hinaus, „Du kannst aussteigen, Kido", sagte sie. „Wir haben alles überstanden. Wir kehren jetzt zu den anderen Virenschiffen ins Cepor-System zurück."
Sie war unendlich erleichtert über die Eigeninitiative des Virenschiffs, ohne die sie nicht von Urdalan entkommen wäre. „Was ist mit dir, Kido?" fragte sie. „Warum antwortest du nicht?"
Sie wollte sich umdrehen, doch in diesem Moment traf sie ein wuchtiger Schlag im Genick und warf sie zu Boden. Sie verlor augenblicklich das Bewußtsein.
Als sie wieder zu sich kam, war sie allein, und sie wußte nicht mehr, was geschehen war. Ihr Nacken und ihr Kopf schmerzten.
Benommen richtete sie sich auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. „Kido?" fragte sie. „Bist du hier irgendwo?"
Der Heimatlose antwortete nicht, und das Virenschiff schwieg sich ebenfalls aus.
Sie erhob sich und ging zum Beiboot, aber hier war Kido auch nicht. Sie sah den SERUN, den sie auf Urdalan getragen hatte, und sie erinnerte sich an die Substanz, die sie von dort mitgebracht hatte. Doch als sie die Taschen des SERUNS durchsuchte, fand sie diese leer. Daneben lag der Beutel, der die ausgeatmeten Peptide der Tiere enthalten hatte. Nur noch ein geringer Rest war darin enthalten. „Das also ist es", erkannte sie. „Kido hat das Zeug eingeatmet, und es ist ihm nicht bekommen."
Sie vernahm ein bedrohliches Klirren im oberen Deck und eilte zum Antigravschacht.
Kido brüllte aus Leibeskräften. Er schien sich in höchster Gefahr zu befinden.
Die Mutantin stieg in den aufwärts gepolten Schacht, und fast wäre sie mit Kido zusammengeprallt, als sie oben auf einen Gang hinaustrat Der Heimatlose fuhr fauchend zurück. Seine Augen traten weit aus den Höhlen, und Schaum stand vor seinen Lippen. „Beruhige dich, Kido", sagte sie mit sanfter Stimme.
Er ballte die Hände zu Fäusten und stürzte sich auf sie. Wild um sich schlagend drängte er sie zurück. „Aus dem Weg", brüllte er. „Wage es nicht, dich
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