1269 - Ein Auftrag für die SOL
sich ihre Verkrampfung wieder. Sie hob eine Hand, lächelte, berührte ihn zärtlich.
„Er hat gewiß andere Sorgen, glaub mir."
Nicht immer reagierte sie so einfühlsam, wenn Brether auf das Problem zu sprechen kam. Heute jedoch fand er Verständnis. „Oft denke ich, daß er sich nur deshalb an die Spoodies klammert, weil er dadurch der Welt um sich herum in gewisser Weise entrückt ist." Brether nickte ernst, als wollte er seine eigenen Worte bestätigen. „Verstehst du? Es ist wie eine Flucht. Dadurch, daß er sich der Symbiose aussetzt, kann er seine wahren Gefühle verleugnen."
„Und du glaubst, diese Gefühle hätten noch etwas mit mir zu tun?"
„Natürlich. Er hat es nie ganz verkraftet."
Scoutie preßte die Lippen aufeinander. Jetzt wurde sie doch ungehalten.
„Er hätte sich nicht zum Orakel machen lassen müssen", stieß sie hervor. „Verdammt, er hätte das nicht zu tun brauchen. Es ist nicht unsere Schuld."
Früher waren Surfo Mallagan und sie ein Liebespaar gewesen. Sie hatte niemals ganz verstanden, warum Surfo die Symbiose mit den Spoodies eingegangen war, die ihn zumindest körperlich von der Welt und den Mitmenschen isolierte, auch von ihr.
Irgendwann während dieser Zeit auf Kran hatten sich ihre Gefühle gewandelt, das Verständnis für Surfo und die Zuneigung zu ihm ließen nach, und statt dessen wuchs ihre Liebe zu Brether Faddon. Sie hatten ein Kind zusammen; den kleinen Douc, der ihr Verhältnis nur noch stärker zementierte.
Schon möglich, daß Surfo diese Entwicklung nicht geahnt und erst recht nicht verkraftet hatte. Aus ehemals dicken Freunden wurden Rivalen. Es knisterte zwischen Surfo und Brether, beide legten im Umgang miteinander viel Empfindlichkeit an den Tag. Schon möglich, daß Surfo deshalb auf der Symbiose beharrte. Er ging aus dem Weg, was und wem auch immer, sich selbst vielleicht.
„Manchmal mache ich mir Vorwürfe", sagte Brether. „Denn irgendwie bin ja ich es, der ihn zu seinem Verhalten treibt. Wegen mir klebt er förmlich an den Spoodies. Damit vermeidet er die Konfrontation."
„Laß es jetzt gut sein!" bat Scoutie ärgerlich. „Was immer mit Surfo geschehen ist oder geschieht, es ist niemandes Schuld. Er ist ein freier Mensch und trägt allein die Verantwortung für sich. Warum quälst du dich damit herum!"
Sie zog ihn am Arm. Widerstrebend folgte er ihr in Richtung des Gleiters. Erst als sie gestartet waren, gelang es ihm, die Gedanken an den früheren Freund abzuschütteln. Er blickte hinab durch die mittlerweile hereingebrochene Dunkelheit. Tausend und aber Tausend Lichter glänzten dort unten, die leblos kalten Insignien der irdischen Metropole.
Brether lehnte sich zurück und atmete tief durch. Sie würden ihren Sohn abholen, den sie für wenige Stunden einem robotischen Betreuer anvertraut hatten, und in einem Quartier der LFT übernachten. Morgen wollten sie weitere Besichtigungen unternehmen, doch Brether war bereits jetzt sicher, daß sich ihm nichts grundsätzlich Neues mehr bieten würde. Die Menschen waren gleich, fast überall.
In diesen Minuten, während sie über Terrania-City hinwegflogen, traf Brether Faddon endgültig seine Entscheidung - die Entscheidung, die sein weiteres Leben prägen sollte.
„Tifflor hat mit mir gesprochen". Erst jetzt rückte er damit heraus. Erst jetzt erfuhr es auch Scoutie. „Nachdem Atlan nicht mehr da ist, braucht die SOL einen neuen Kommandanten. Tifflor hat mir diese Aufgabe angetragen."
Scoutie reagierte gelassen, äußerlich zumindest. Sie sah ihren Gefährten prüfend an, dann lächelte sie verstehend.
„Du willst dieses Amt annehmen."
Brether dachte an Douc, an Surfo und andere. Er dachte an die Menschen auf der Erde, an Chircool und Kran. Er dachte an die Armadabarbaren, an die Kapseloden-Strahlen und an seine Freunde auf der TRIO. Er dachte an die Zukunft.
„Ja", sagte er, „ich werde dieses Amt annehmen."
*
Keine Ahnung, warum gerade jetzt diese Stunden durch meinen Kopf geistern. Lange Monate liegen sie zurück, und jetzt ist wahrhaftig nicht der richtige Moment, sich daran zu erinnern. Oder doch? Hatte es etwas damit zu tun, daß Surfo Mallagan neben mir in der Hocke saß und, ohne den Spoodie-Schlauch, körperlich fit, angestrengt nach vorn spähte?
„Ich sehe nichts", brummte er, während er das schwere Glas von den Augen nahm. „Wie ein Schleier, der sich nicht durchdringen läßt."
Ich wischte mir mit der Hand über die Stirn. Sie war schweißnaß, trotz des
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