1269 - Ein Auftrag für die SOL
die beiden Männer könnten noch leben. Mach dir nichts vor, Brether - die Vision, die Rhodan hatte, war eindeutig. Da gibt es nichts zu interpretieren und nichts zu beschönigen. Sie sind tot!"
Brether bemerkte die Feuchtigkeit, die in ihren Augen glänzte. Innerlich war sie längst nicht so abgeklärt, wie sie sich gab.
„Das ist bitter", fuhr sie fort, „verdammt bitter. Speziell der Arkonide hat viel getan für uns und die SOL. Nun aber lebt er nicht mehr, und unser Blick muß nach vorn gerichtet sein.
Wir haben nichts zu suchen bei der Armada und am Urstandort des Frostrubins. Wir sind ein Haufen Leute, der im Grunde nirgendwo hingehört... und... zum Teufel damit, macht von mir aus, was ihr wollt!"
Das Hologramm erlosch, und für einen Moment herrschte eisiges Schweigen in der Hauptzentrale der SOL. Brether Faddon lehnte sich wortlos zurück, während Erdeg Teral ins Leere starrte.
In gewisser Weise spiegelte Zyitas Verhalten etwas von der Zerrissenheit wider, die unter der Besatzung herrschte. Die Meinungen über den künftigen Kurs des Schiffes waren geteilt, die persönlichen Perspektiven jedes einzelnen unterschiedlich. Ein seltsames Gefühl der Desorientierung, teilweise sogar regelrechter Zukunftsangst, zog sich quer durch alle Lager.
Dabei waren sie mit einem halbwegs klar definierten Auftrag unterwegs, zu dessen Übernahme niemand gezwungen worden war. Sie begleiteten die Endlose Armada auf dem Weg von der heimatlichen Milchstraße zu jenem Raumsektor, der als ursprünglicher Standort des Frostrubins galt; über die schier unvorstellbare Distanz von mehr als 200 Millionen Lichtjahren. Dort sollten sie nach Möglichkeiten suchen, Jen Salik und Atlan, die in der Tiefe verschollen waren, Beistand zu leisten. Sofern sie noch lebten.
Perry Rhodan selbst hatte den Flug der SOL veranlaßt. Er, der in einer Vision der Superintelligenz ES den Tod der beiden Freunde geradezu hautnah miterlebt hatte, der als konsequenter Realist galt - er weigerte sich zu glauben, daß für seine langjährigen Gefährten jede Hilfe zu spät kam. Zweckoptimismus unter relativ Unsterblichen?
Verdrängung der geheimsten Ängste eines Aktivatorträgers, der Furcht, das Schicksal könnte auch ihn völlig unerwartet ereilen?
Welche Motive ihn auch leiten mochten, Perry Rhodan gab die Hoffnung nicht auf. Er baute darauf, daß die beiden alten Freunde noch am Leben waren und gerettet werden konnten. Deshalb verpflichtete er die SOL als Begleitschiff der Endlosen Armada. Das Menschenmögliche wollte er getan wissen.
Es wäre nicht das erste Mal, daß sich die Nachricht über den Tod eines Zellaktivatorträgers im Nachhinein als Irrtum herausstellte. Insofern war Rhodans Hartnäckigkeit nicht nur verständlich, sondern notwendig. Oft genug gab es Überlebenschancen nur deshalb, weil scheinbar unsinnige Vorkehrungen im entscheidenden Moment als Rettungsanker dienten.
Auch die rund 10.000 Besatzungsmitglieder der SOL wußten das. Sie übernahmen den Auftrag aus Überzeugung. Wenn sie gebraucht wurden, wollten sie zur Stelle sein.
Je länger der Flug jedoch dauerte, desto mehr Menschen begannen sich zu fragen, ob das Unternehmen tatsächlich einen Sinn ergab - oder ob es nicht vielmehr lediglich der sprichwörtliche Griff nach dem Strohhalm war. Die Stimmen wurden lauter, die nach einer Umkehr riefen, die dafür plädierten, einen eigenen, unabhängigen Weg zu gehen.
„Getreu dem Motto: Atlan ist ohnehin tot, und mit den Problemen der Milchstraße hat die SOL nichts zu schaffen."
Brether Faddon schüttelte unwillig den Kopf. Solange er das Schiff kommandierte, würde sich diese Maxime nicht durchsetzen; dafür wollte er sorgen. Die Gesamtproblematik verkannte er freilich nicht. Den Menschen an Bord fehlte eine weitreichende Zukunftsperspektive, ein längerfristiges Ziel als das, was sie momentan vor Augen hatten.
„Wir treiben in sehr trübem Wasser", brummte der Betschide nachdenklich, „und es kommt mir so vor, als müßten wir jeden Moment auf eine Sandbank auflaufen."
Erdeg Teral beugte sich zur Seite und boxte ihm freundschaftlich gegen den Arm.
„Übertreib's nicht", meinte er. „Ganz so dramatisch ist unsere Lage nun auch wieder nicht."
Brether kannte sich gut genug, um zu wissen, daß er dazu neigte, seine Stimmungen zu sehr zu pflegen. Manchmal war er seinen Mitmenschen dankbar, wenn sie ihn darauf aufmerksam machten.
Er wandte den Kopf und musterte die Käpselod-Strahl-Frau, die sich mit Kommentaren bisher
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