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127 - Das Aruula-Projekt

127 - Das Aruula-Projekt

Titel: 127 - Das Aruula-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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verwirren wollte!
    Und so schlug sie zu. Sie erwischte Spiegelbild an der Schulter. Der Stoß ließ sie zurücktaumeln; sie stürzte. Aruula verlor keine Zeit. Sie lief auf den Kadaver der Taratze zu. Dort musste sich einer der Dolche befinden.
    Das musste er doch? Oder beide?
    Sie erreichte die Riesenratte, und tatsächlich fand sie den Dolch. Angewidert zog sie ihn aus dem toten Körper. Der Griff war besudelt mit inzwischen angetrocknetem Blut. Von der Klinge tropfte es herab, doch Aruula ignorierte es.
    Es war Zeit, Spiegelbild zu vernichten. Endgültig.
    Doch Spiegelbild war verschwunden.
    Aruula rannte zurück. Die Wasseroberfläche war noch aufgewühlt. »Komm raus!«, schrie sie voller Zorn, die Klinge in Bögen vor ihrem Körper hin und her bewegend.
    Aber Spiegelbild meldete sich nicht. Kein Laut drang aus dem Wasser hervor.
    Noch nie war sich Aruula so hilflos, so unbeherrscht und so verwirrt vorgekommen wie in den letzten Stunden. Was stimmte nicht mit ihr? Verlor sie denn tatsächlich den Verstand? Ihr Herz raste bei diesem Gedanken, während sie langsam, einen Fuß hinter den anderen setzend, zurück wich.
    Weg von hier; fort von diesem Tümpel, in dem ihr ganz persönlicher Dämon zu hausen schien! Sie musste Abstand von dem Geschehenen gewinnen, sowohl geistig als auch räumlich.
    Erst zögerlich, dann immer schnelleren Schrittes entfernte sie sich von dem kleinen See, und mit jedem Meter glaubte sie zu spüren, wie die Last von ihrer Seele schwand.
    Dann geschah etwas, das ihr endgültig die Zuversicht zurück gab: Einige Schritte voraus sah sie zwischen Geröll und niederen Büschen etwas aufblitzen. Das Sonnenlicht, das durch die dichten grauen Wolken fiel, wurde an einem Stück Metall reflektiert.
    Aruula wollte aufschreien, unendlich dankbar für diesen unwahrscheinlichen Zufall: Es war ihr Schwert!
    Sie bückte sich nach dem Bihänder und schwang die Klinge in einer tausendfach geübten Bewegung.
    »Willkommen in der wirklichen Welt«, stieß Aruula hervor.
    Nun würde alles gut werden…
    Und wie eine bösartige Antwort des Dämons, der lange nicht besiegt war, klang in ihrem Geist die andere Stimme auf.
    Aruula, hörte sie sie rufen. Aruula – Aruula – Aruula…
    Spiegelbilds Stimme in ihrem Kopf! Komm zu mir!, lockte sie.
    Aruula blickte nicht zurück. Mit entschlossenen Schritten entfernte sie sich weiter vom See. Vielleicht würde Spiegelbild-Aruula sie in der Ferne nicht finden.
    Vielleicht… ja, und vielleicht würde sie stattdessen endlich Maddrax finden.
    ***
    Ninian schnupperte misstrauisch an dem leicht dampfenden Gebräu von undefinierbarer Farbe, das der Wirt vor ihr auf den Tisch gestellt hatte. Abwartend stand der bullige Mann noch neben ihr und sah sie auffordernd an.
    Es roch billig und nach undefinierbaren Zutaten – wie eine Mischung aus vermodertem Holz und frischen Früchten.
    Eigenartig und höchst ungewöhnlich.
    »Die Spezialität des Hauses, stumme Lady«, sagte der Kerl und grinste schäbig, während er die Hände an seiner Hose abwischte, die über und über mit Flecken übersät war. »Alles klar?«
    Ninian verzog keine Miene, nickte nur kurz, woraufhin sich der Wirt zurückzog. Sie wollte allein sein. Zunehmende Unruhe hatte sie ergriffen. So war es jedesmal, wenn sie kurz davor stand, einen neuen Auftrag auszuführen.
    Sie dachte an die zuverlässige Drahtschlinge in einer der Taschen ihrer Kleidung. Sie zu benutzen ging lautlos und schnell, war jedoch wenig elegant. Das Opfer litt unter Umständen lange, bevor es endlich starb.
    Das war unnötig und hässlich, aber bisweilen nicht zu vermeiden. Sie mochte den Ausdruck der Qual auf den Gesichtern nicht. Ein Auftrag war ein Auftrag, und obwohl sie über keinerlei Mitgefühl verfügte, war sie doch bemüht, schnell und schmerzlos zu töten.
    Sie bevorzugte die Nadel in einer anderen Tasche als effektives Werkzeug. Schon oft hatte sie die Zielperson umgarnt und sich mit ihr in inniger Umarmung befunden, bevor sie die Nadel einsetzte. Sie war lang genug, um bei einem gezielten und kraftvollen Stoß hinter dem Ohr bis direkt ins Gehirn vorzudringen und den sofortigen Tod herbeizuführen.
    Ninian war sich sicher, dass mancher in ihren Armen aus den höchsten Wonnen in die ewige Dunkelheit gerissen worden war, ohne es überhaupt zu merken.
    Da es sich bei ihrer jetzigen Zielperson ebenfalls um einen Mann handelte, konnte sie sich gut vorstellen, wieder auf diese Art vorzugehen. Es hatte noch niemanden gegeben, der

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