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127 - Das Aruula-Projekt

127 - Das Aruula-Projekt

Titel: 127 - Das Aruula-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ich bin du.« Das Wasser glättete sich wieder. »Hast du Durst? Trink von mir.«
    Aruula zögerte.
    »Ich weiß doch, wie durstig du bist! Nun komm schon, trink, trink von mir!« Die Stimme wurde fordernder, und es schien Aruula, als versetze ihre schiere Gewalt das Wasser in leichte Bewegung.
    Trink von mir…
    Mechanisch tauchte Aruula die Hand unter und führte ein wenig Wasser an ihren Mund. In der Tat erfrischte es sie, und so beugte sie sich dicht über die Wasseroberfläche und löschte ihren Durst mit hastigen Schlucken. Jetzt erst wurde ihr bewusst, wie ausgetrocknet ihr Mundraum gewesen war.
    »Wieso hast du den Nosfera getötet?« Die Stimme Aruula-Spiegelbilds war mit einem Mal scharf wie die Klinge, die das vollbracht hatte, was sie anklagte.
    »Er wollte mich töten.«
    »Das wollte er nicht. Er wollte nur von dir trinken.«
    »Und das hätte mich getötet.«
    »Er wollte von dir trinken, wie du von mir getrunken hast. Und dennoch töte ich dich nicht.« Spiegelbilds Mimik drückte Verständnislosigkeit aus.
    Aruula wich verwirrt zurück.
    »Halt!«, rief es vom Wasser her. »Wenn du gehst, erlösche ich! Willst du mich auch noch umbringen?«
    Das wäre das Beste, dachte Aruula, und der Gedanke kam tief aus ihrem Inneren. Dorther, woher auch die Mahnung gekommen war, nicht den Bezug zur Realität zu verlieren.
    »Das wäre nicht das Beste!«, widersprach Aruula-Spiegelbild, obwohl es keinen Mund mehr hatte, denn es bestand nur noch aus einer Stirn und den Haaren, dicht am Ufer des winzigen Sees.
    Also näherte Aruula sich wieder der Wasseroberfläche und ihr Abbild vervollständigte sich.
    »Danke. Mein Mund und mein Hals fehlten mir so.«
    Spiegelbild lächelte. Ein Moment der Stille folgte. »Weißt du, wie es ist, ohne Hals zu leben?«
    »Ich…«
    »Natürlich weißt du es nicht!« Aruula sah, wie als Ausdruck des unendlichen Zorns, der in diesen Worten lag, ein kleiner Speichelfaden von Spiegelbilds Mund aus ins umgebende Wasser lief. »Du hast keine Ahnung davon, und doch bereitet es dir Vergnügen, anderen den Hals durchzuschneiden!«
    Gleichzeitig mit diesen Worten veränderte sich das Aussehen von Aruula-Spiegelbild. Die Gesichtszüge zerflossen, verformten sich, die Haare schrumpften, wurden zu einem dichten graubraunen Fell. Gebrochene animalische Augen starrten aus einem Taratzengesicht… doch unterhalb des Gesichts war nichts als ein blutiges Etwas.
    Das tote Maul öffnete sich. »Warum hassst du esss getan?«, krächzte es aus dem Wasser hervor.
    Aruula erschauerte und sank in sich zusammen. Sie konnte sich nicht von dem grausigen Anblick lösen. Das Fell der toten Bestie im Wasser wurde stumpf, dünnte sich in rasender Geschwindigkeit aus. Haare trieben büschelweise davon.
    Aruula versank in leeren, skelettierten Augenhöhlen.
    ES PASSIERT NICHT WIRKLICH!, schrie es in diesem Moment lauter als zuvor in ihr, und der Schock dieser Worte, unter denen ihre Trommelfelle zu beben schienen, obwohl sie nur in ihrem Kopf aufklangen, ließ sie die Augen schließen.
    Als sie sie wieder öffnete, war das Bild des Monstrums verschwunden. Sie sah nicht mehr die getötete Taratze, sondern sich selbst, und sie lächelte.
    »Du hast es nur getan, weil du dich wehren musstest«, sagte Aruula-Spiegelbild, und die Worte waren wie eine streichelnde Berührung ihrer Seele. »Du willst nicht morden, genauso wenig wie ich selbst. Mord ist so ein hässliches Wort.«
    Es geschah in Notwehr, dachte Aruula.
    »Es geschah in Notwehr«, sagte Spiegelbild.
    Ich bin keine Mörderin.
    »Du bist keine Mörderin. Es kommt nur auf den Blickwinkel an, aus dem du das, was um dich herum geschieht, betrachtest.«
    Aruulas Herzschlag beruhigte sich bei diesen Worten. Ihr zusammengesunkener Körper gewann wieder Stärke und nahm eine aufrecht sitzende Haltung an. Doch der gepeinigten Barbarin wurde keine Ruhe gegönnt.
    Denn Aruula-Spiegelbild blieb nicht alleine. Wie aus dem Nichts entstand ein Zwilling auf der Oberfläche des Tümpels und blickte aus weit geöffneten Augen das erste Spiegelbild an.
    Mit einem Stöhnen drehte Aruula den Kopf.
    Ihr schwindelte. Neben ihr stand – sie selbst.
    Und alle drei Aruulas, eine stofflich neben ihr und zwei gespiegelte, sagten mit leiser, abgehackter Stimme, ihre Worte zu einer fragenden Symphonie vereinigend: »Wer – bist – du?«
    ***
    In der Nähe und doch weit entfernt
    »Das hätte nicht passieren dürfen.« Der Glatzkopf sah sein Gegenüber vorwurfsvoll an.
    »Es ist nicht

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