127 - Rosemaries Alpträume
Endlich konnte ich ihm zeigen, daß ich seiner Freundschaft würdig bin."
Margot und Heino hatten das Kinderzimmer erreicht. Der Tisch, der noch vor einer halben Stunde unter den Nahrungsmitteln fast zusammenbrach, war jetzt leer. Margot lief zum Fenster, öffnete es und blickte in den Hof hinunter. Aber ihre Vermutung, daß Rose alles aus dem Fenster geworfen hatte, traf nicht zu.
„Ihr glaubt mir noch immer nicht", sagte Rose. „Aber das macht nun nichts mehr. Jetzt kann ich beruhigt schlafen."
„Ja, geh zu Bett, Liebes!" sagte Margot, am ganzen Körper zitternd.
Sie hatte noch mehr Angst bekommen, konnte sich überhaupt nichts mehr erklären.
Nachdem sie ihre Tochter zu Bett gebracht hatte und Rose eingeschlafen war, kehrte sie ins Wohnzimmer zurück. Heino Spazzek steckte sich gerade wieder eine Zigarette verkehrt an.
„Und was hat mein Hauspsychologe dazu zu sagen?" fragte sie nieder geschlagen.
„Nicht viel", meinte Heino. „Das heißt, ich wüßte eine Menge dazu zu sagen, aber nichts, was dich beruhigen würde."
„Bitte, sage mir die Wahrheit! Ich bin aufs Schlimmste gefaßt. Nur diese Ungewißheit ertrage ich nicht."
„Mit der Wahrheit kann ich dir nicht dienen. Ich habe nur Vermutungen", erwiderte Heino. „Und sie klingen so fantastisch, daß ich sie nicht auszusprechen wage."
Margot zündete sich eine Zigarette an und sagte: „Schieß los! Ich höre."
Heino knetete unentschlossen seine Finger, zwinkerte nervös und rutschte mit dem Gesäß unruhig hin und her.
„Um es kurz zu machen", begann er, „du hast sicher schon gehört, daß sich die Wissenschaft in letzter Zeit ernsthaft mit parapsychischen Phänomenen beschäftigt. Es ist erwiesen, daß viele Menschen PSI-Fähigkeiten haben, ohne sich dessen bewußt zu sein. Telepathie, Telekinese und Teleportation - das alles sind längst keine Hirngespinste mehr."
„Willst du damit etwa behaupten, daß Rose solche Fähigkeiten hat?" fragte Margot ungläubig.
„Es liegt im Bereich des Möglichen."
Margot schüttelte den Kopf „Ich durchschaue dich, Heino. Das sagst du doch nur, um mich zu beruhigen - um mich von Roses wirklichen Leiden abzulenken."
„Möglicherweise leidet Rose sogar unter ihren übernatürlichen Fähigkeiten", gab Heino zu. „Ich kann mich auch irren, aber ich finde keine andere Erklärung für das Verschwinden der Nahrungsmittel, als das Wirken übernatürlicher Kräfte. Vielleicht kann Rose wirklich die Gedanken anderer Personen hören. Bei Telepathie spielen Entfernungen keine Rolle. Es kommt auf die Kapazität des Senders an. Dieser Dorian könnte gerade Roses Wellenlänge haben. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mit Rose in dieser Richtung nach ihrem Erwachen gern einige Versuche anstellen. Es könnte ihr nicht schaden…"
Heino wurde durch einen Schrei unterbrochen. Sofort war er auf den Beinen und erreichte gleichzeitig mit Margot das Kinderzimmer.
Rose saß aufrecht in ihrem Bett und zerrte an ihrem Nachthemd.
„Geht weg! Verschwindet!" rief sie dabei und strampelte mit den Beinen, als müßte sie sich gegen unsichtbare Gegner wehren. Dann sank sie aufs Bett zurück und verkrallte sich in ihrem Kissen. Margot war vor Entsetzen wie gelähmt. Nicht schon wieder! dachte sie. Sie sah wie in Trance, daß Heino zum Kinderbett lief und hörte ihn auf Rose einreden.
„Weiß lockt die Ungeheuer an!" schrie Rose und zerkratzte Heino das Gesicht. „Rot schreckt sie ab? Wirklich? Rot? - Wo ist mein rotes Kleid? Mein rotes Kleid!"
Sie träumt nur, sagte sich Margot und schluchzte hemmungslos. Sie hat nur einen Alptraum. O mein Gott! Gib, daß sie nicht wirklich verrückt wird! Laß sie nur träumen! Mach, daß alles nur ein Traum ist! Und dann laß uns daraus aufwachen!
Plötzlich herrschte wieder Stille. „Sie schläft jetzt ruhig", sagte Heino.
Margot stieß ihn zur Seite und beugte sich über Rose„ die friedlich auf dem Rücken lag. Ihr Körper war in Schweiß gebadet, sie atmete flach.
„Was hast du mit ihr gemacht?" fragte Margot.
„Sie hat sich von selbst beruhigt", antwortete der Psychologe. „Das ist das beste für sie. Morgen „Ist sie tot?" rief Margot plötzlich mit schriller Stimme und taumelte zurück. „Heino, sie bewegt sich nicht mehr! Ich kann nicht einmal ihren Puls fühlen."
„Sie schläft nur", versicherte der Psychologe und versuchte, Margot aus dem Kinderzimmer zu drängen.
Aber Margot stemmte sich dagegen.
„Ich bleibe bei Rose", sagte sie entschlossen.
„In
Weitere Kostenlose Bücher