Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
127 - Rosemaries Alpträume

127 - Rosemaries Alpträume

Titel: 127 - Rosemaries Alpträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Lippen zusammen, dann sagte sie: „Sie haben mir nicht geglaubt, haben mich eine Lügnerin geschimpft."
    „Was glauben Sie dir nicht, Rose?"
    „Daß ich einen Freund habe."
    Margot spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Sie drückte ihre Tochter wieder an sich, rieb die Augen an ihrem blonden Haar trocken, murmelte mit halb erstickter Stimme: „Laß sie reden. Du hast genug Freunde."
    „Ich habe nur einen Freund", sagte Rose trotzig. „Aber er ist der beste Freund, den man sich vorstellen kann. Ich weiß, daß er mich mag."
    Margot ging in Gedanken die Namen aller in Frage kommenden Kinder der Wohnhausanlage durch. Dann erinnerte sie sich, daß die Kinder vor ihrem Fenster immer wieder einen Namen gerufen hatten.
    „Meinst du Florian?" fragte sie.
    „Dorian", berichtigte Rose mit einem zurechtweisenden Blick.
    „Aha, Dorian." Margot konnte sich nicht erinnern, den Namen schon einmal gehört zu haben. „Dorian heißt also dein Freund. Du hast mir noch nie von ihm erzählt. Ist es ein Schulkamerad?"
    „Nein", sagte Rose einsilbig.
    „Aber er wohnt auch nicht in der Anlage?"
    „Nein."
    Rose versteifte sich. Margot erkannte, daß sie nicht weiter in sie dringen durfte.
    „Gut, wenn du es mir nicht sagen willst", meinte Margot leichthin.
    In Wirklichkeit verspürte sie eine wachsende Besorgnis. So verschlossen hatte sich Rose bisher noch nie gezeigt.
    Um ihre Tochter aus der Reserve zu locken, fuhr sie aufgeräumt fort: „Weißt du was, Rose? Weißt du, was wir tun werden, um den anderen zu beweisen, daß du nicht gelogen hast? Wir werden deinen Freund einladen. Bringe Dorian einfach her, damit alle Kinder ihn kennenlernen können. Die werden Augen machen! Was ist denn, Rose?"
    Ihre Tochter schüttelte traurig den Kopf. „Das geht nicht. Dorian wohnt nicht hier. Er ist weit, weit weg. In England."
    „Wo?"
    Rose war jetzt etwas aufgetaut.
    „Er ist Engländer, das hat er gesagt. Und weil er so weit weg ist, habe ich ihn noch nicht sehen können. Aber er hat zu mir gesprochen. Schon ein paarmal. Er hat gesagt, daß ich ihm helfen kann, wenn ich will. Bisher bat er mich noch nicht um Hilfe, aber ich werde sie ihm nicht verweigern, wenn er sie braucht. Er - ist in Schwierigkeiten."
    Margot spürte einen Kloß in ihrer Kehle.
    „Hat er schon oft zu dir gesprochen?“ fragte sie bange.
    Rose schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht oft. Aber er hat gesagt, daß er sich wieder mit mir in Verbindung setzen wird, wenn er mich braucht."
    „In welcher Sprache hat er denn mit dir gesprochen?"
    „In welcher Sprache?" Rose runzelte die Stirn und schien angestrengt nachzudenken. „In überhaupt keiner Sprache. Er hat gar nicht laut gesprochen, Mama. Weißt du, seine Stimme war einfach da. In meinem Kopf."
    Margot nickte. Kein Wunder, wenn die anderen Kinder Rose verspotteten.
    „Glaubst du mir etwa auch nicht, Mama?"
    „Doch, Liebes. Doch, ich glaube dir." Margot biß sich auf die Lippen. „Aber wenn dir die anderen nicht glauben, ist es besser, wenn du ihnen nichts mehr über deinen Freund erzählst. Versprichst du mir das?"
    „Ich werde bestimmt nicht mehr darüber sprechen", versprach Rose.
    Margot ging schnell in die Küche. Dort weinte sie sich hemmungslos aus. Was sollte sie nur tun? War Rose nicht nur eine Tagträumerin, sondern wirklich geistesgestört? Was für ein schrecklicher Gedanke! Margot verdrängte ihn, aber er brach immer wieder zu ihrem Bewußtsein durch.
    Vielleicht hatten sie die Ärzte allesamt nur belogen, uni sie zu beruhigen, als sie ihr versicherten, daß Rose von ihrem Vater nicht erblich belastet war. Robert - er hatte Selbstmord begangen, als Rose noch ein Baby gewesen war.
    Ein markerschütternder Schrei aus dem Kinderzimmer riß Margot in die Wirklichkeit zurück. Sie stürzte aus der Küche.
    Rose schrie noch immer, als sie ins Kinderzimmer kam. Sie lag auf dem Rücken, strampelte mit den Beinen und schlug mit den Händen um sich.
    „Geht weg! Fort mit euch, ihr garstigen Ungeheuer!" rief sie dabei verzweifelt.
    Margot stürzte sich auf ihre Tochter, versuchte, ihre Arme zu packen und drückte sie an sich. Rose schrie wieder unartikuliert. Dazwischen sprudelten Worte über ihre Lippen, die überhaupt keinen Sinn ergaben.
    „… tiefer Abgrund… Felsnadeln… klebriges Spinnennetz."
    Rose wand sich verzweifelt in den Armen ihrer Mutter und biß Margot in die Lippen, als diese ihr Gesicht abküßte.
    „Ekelhaft!" kreischte Rose angewidert. „Verschwindet Fledermausspinnen!

Weitere Kostenlose Bücher