128 - Tod dem Satan!
genügen?
Loxagon regte sich nicht. Er wollte niemanden über sich haben, haßte es, von jemandem Befehle entgegennehmen zu müssen. Aber wenn Asmodis ihn als nahezu gleichberechtigt betrachtete, wurde den Befehlen das Diktatorische genommen. Darüber würden sie noch reden müssen. Der Schlangenkorb war in Loxagons Augen keine Lösung.
Er wäre mutig genug gewesen, um in den Korb zu greifen. Er hätte nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Doch darum ging es nicht. Seit jeher wollte Loxagon herrschen, und heute bot ihm sein Vater an, mit ihm gemeinsam die Hölle zu regieren.
Er wäre verrückt gewesen, wenn er dieses Angebot abgelehnt hätte. Sollte die Sache nicht so funktionieren, wie er sich das vorstellte, konnte er sich immer noch gegen seinen Vater stellen und ihn entthronen.
Er hatte nichts zu verlieren, konnte nur gewinnen, ging kein Risiko ein. Das Risiko trug allein Asmodis.
Wenn er sich an seines Vaters Stelle befunden hätte, hätte er dieses Wagnis nicht auf sich genommen.
»Ich werde nicht in diesen Schlangenkorb greifen«, sagte der Teufelssohn nach langem Schweigen.
Asmodis grinste zufrieden. »Dann ist unsere Feindschaft damit zu Ende.«
»So ist es«, bestätigte Loxagon.
Doch wer konnte ihm verbieten, seine Meinung über Nacht zu ändern?
***
Mr. Silver hatte gesagt, er wäre Corona einen Gefallen schuldig. Ich wußte, was er meinte: Er wollte die schöne Rebellin unterstützen, den Höllenfürsten zu töten.
»Das Höllenschwert, der Speer des Hasses und dein Dämonendiskus, Tony«, sagte der Ex-Dämon. »Mit stärkeren Geschützen kann niemand gegen Asmodis auffahren. Selten waren die Chancen größer, Asmodis zu vernichten,«
Wenn es uns tatsächlich gelang, der schwarzen Macht ihren obersten Heerführer zu nehmen, konnte das Folgen haben, die sich jetzt noch nicht abschätzen ließen.
Der Höllenadel - ohnedies oft zerstritten und uneinig - würde völlig aus den Fugen geraten. Jeder würde sich auf den frei gewordenen Thron setzen wollen.
Jeder würde jeden übervorteilen, hassen, bekriegen. Es würde so heftige Streitigkeiten in allen Bereichen der Hölle geben, daß sie ihre Interessen auf anderen Welten nicht mehr wahrnehmen konnte.
Vielleicht würde sich das Böse auf der Erde zurückziehen und nur noch auf die inneren Kämpfe konzentrieren.
Eine Welt, frei von bösen Einflüssen!
Das war ein Ziel, das sich anzustreben lohnte, Corona wußte, welchen Weg wir einschlagen mußten, deshalb übernahm sie die Führung. Während wir ihr folgten, berichtete Mr. Silver, was er seit unserer Trennung alles erlebt hatte, und anschließend hatte ich ihm eine ganze Menge zu erzählen.
Wir erreichten das Ufer eines Flusses, bei dessen Anblick mir das Blut in den Adern gerann.
Normalerweise führt ein Fluß Wasser, dieser jedoch nicht. So etwas gab es nur in der Hölle!
Braungraue Tierleiber »schwammen« an uns vorbei. Sie bildeten den Fluß, dessen Bett sie nicht verließen. Ich sah Millionen, Milliarden Nagetiere.
»Der Rattenfluß«, sagte Corona. »Wenn wir ihn überquert haben, ist es nicht mehr weit bis zur Residenz des Satans.«
Überqueren sollten wir ihn, aber wie? Etwa schwimmend? Die Ratten hätten uns nicht getragen. Wir wären untergegangen und von diesen Biestern gefressen worden.
Und irgendwo hätte der Rattenfluß unsere Gebeine dann ans Ufer geschwemmt.
Mr. Silver hatte die Idee, uns einzeln zum anderen Ufer hinüberzutragen. Mit Cruv wollte er den Anfang machen. »Komm her, Kleiner«, sagte er. »Du darfst dich ein bißchen auf meinen Schultern ausruhen. Aber benimm dich da oben.«
»Hilf mir rauf, Tony«, verlangte der Gnom. »Ich wollte immer schon mal auf einem echten Kamel reiten.«
Ich grinste den Hünen an. »Der bleibt dir nichts schuldig, was?«
Ich hob den Kleinen auf Mr. Silvers Schultern und riet ihm, sich gut festzuhalten.
»Wo denn?« fragte Cruv.
»Am besten an seinen Ohren.«
»Bis wir drüben sind, werden sie so lang sein wie die eines Kaninchens«, bemerkte Cruv.
»Gut, daß du nicht von Eselsohren gesprochen hast«, brummte der Ex-Dämon, »Sonst hätte dich das Kamel abgeworfen und ordentlich getreten. Bist du bereit? Kann es losgehen?«
»Klar, mach schon, sonst gebe ich dir die Sporen.«
Mr. Silver schützte sich mit Silberstarre und setzte seinen Fuß in den Rattenfluß. Die Nager bissen sofort zu, vermochten dem Ex-Dämon jedoch nichts anzuhaben.
Aber sie entdeckten Cruv und krochen an Mr. Silver hoch. Der Hüne schlug nach ihnen,
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