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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lavinia Kent und ich standen nicht allein in diesem engen Flur. Kollegen eines Sondereinsatzkommandos hatten sich verteilt und warteten darauf, die Wohnung stürmen zu können. Sie waren nicht nur mit Schusswaffen ausgerüstet, sondern auch mit Blend- oder Rauchgranaten. Sie hätten die Wohnung möglicherweise längst gestürmt, hätte es da nicht die beiden kleinen Kinder gegeben, um deren Leben wir am meisten bangten.
    Wenn so etwas passierte, dann erschien Lavinia Kent. Sie war eine Psychologin, die für die Polizei arbeitete. Purdy Prentiss hatte sie geschickt, und sie hatte auch mich angerufen, damit ich mir ein Bild machen konnte.
    Mehr hatte Purdy mir nicht gesagt. Aber ich kannte sie gut. Sie tat nichts grundlos. Demnach war Lavinia ein Fall für mich, was bisher noch nicht bestätigt worden war.
    Die Spannung in dem langen Flur der Mietskaserne ließ sich kaum unterdrücken. Es war niemand da, der einen Kommentar abgab, doch auch ein Schweigen kann manchmal beredt sein, und das erlebten wir hier. Die Kollegen sahen in ihren Schutzanzügen aus wie Gestalten aus einem SF-Film.
    Sie waren auf dem Sprung und warteten darauf, endlich eingreifen zu können, aber hier hatten nicht sie das Sagen. Das war ihnen schon deutlich erklärt worden.
    Trotz allem war ich skeptisch. Dieses Gefühl teilte ich Lavinia Kent auch mit. »Wollen Sie es sich nicht doch noch mal überlegen? Ich meine, wir sind hier eine…«
    »Nein, Mr. Sinclair, das will und das kann ich nicht. Glauben Sie mir doch, ich bin nicht grundlos hergeschickt worden. Ich werde es schaffen, das verspreche ich Ihnen.« Sie nickte mir zu und hielt den Generalschlüssel hoch, den ihr der Hausmeister dieser alten Bude überlassen hatte. »Es wird alles seinen Gang gehen.«
    »Dann brauchen Sie mich ja nicht.«
    »Im Prinzip haben Sie Recht.«
    Ich wies mit der Hand auf die Wohnungstür. »Und warum, zum Teufel, stehe ich dann hier?«
    »Das werden Sie gleich erleben. Oder trauen Sie Ihrer Freundin Purdy Prentiss nicht?«
    »Schon, aber sie hätte sich besser erklären sollen. Da habe ich schon meine Probleme.«
    »Sie werden es erleben. Ich habe Sie auch gebeten, bei mir zu bleiben. Aber ich werde die Wohnung als Erste betreten. Sie bleiben bitte hinter mir. Aber so, dass Sie von keiner Kugel getroffen werden. Der Grundriss ist uns ja gezeigt worden. Alles andere wird keine Probleme geben, denke ich.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie das sagen.«
    »Verlassen Sie sich darauf.«
    Meine Skepsis war nicht verschwunden. Das konnte sie auch nicht sein. Ebenso wie die Kollegen war ich ziemlich von der Rolle. Ich spürte die Spannung in mir überdeutlich und überlegte, wie ein Mensch nur so vorgehen konnte.
    »Alles klar?« Lavinia Kent behielt ihr Lächeln bei.
    »Kaum.«
    »Keine Sorge, es wird schon werden.«
    Ihre Sicherheit beeindruckte mich schon, aber ich fühlte mich immer unwohler. Zwar konnte man das Wetter nicht eben als sommerlich warm bezeichnen, doch hier in diesem verdammten Bau hatte sich die Schwüle gehalten. Sie schien alles zusammenzudrücken, und so war es kein Wunder, dass auf meinem Gesicht ein Schweißfilm lag.
    In der Wohnung drehte der Typ fast durch. »Ich bringe sie alle um, wenn ihr nicht verschwindet! Wer reinkommt, dem verpasse ich eine Kugel! Und den anderen hier bei mir schneide ich die Kehle durch. Ich will Stoff, versteht ihr? Ich habe es auch gesagt. Ich habe euch eine Galgenfrist gegeben, und sie ist in einer Minute vorbei. Wo bleibt eure verdammte Botin?«
    »Keine Sorge, Mr. Logan, ich bin hier!« rief Lavinia mit genügend lauter Stimme.
    »Das wird auch Zeit.«
    »Ich werde jetzt Ihre Wohnung betreten. Sind Sie damit einverstanden, Mr. Logan?«
    Er antwortete nicht. Wahrscheinlich war er zu überrascht, dass man seinem Wunsch tatsächlich nachkommen wollte. Und die Frau wartete eine Antwort gar nicht erst ab. Sie steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete langsam die Tür.
    Ich wollte noch etwas sagen, doch es war besser, wenn ich den Mund hielt und mich auch ein wenig zurückzog, damit sie mich nicht sah. So blieb ich im toten Winkel stehen.
    Dabei stellte ich mir den Grundriss der Wohnung noch einmal vor. Ich würde hineingehen und konnte mich hinter einen schmalen Schrank stellen, der im Flur stand. Das hatte uns der Hausmeister gesagt, der sich in den Wohnungen auskannte. Vom Flur zweigten einige Türen ab. Es waren vier, und hinter einer von ihnen hielt sich der Psychopath mit seinen Geiseln auf. Hinter

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