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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seine Beine. Es war genau der richtige Augenblick, denn er wollte sich auf die Tür zubewegen und schaffte es nicht mehr, weil ihn der Sessel störte. Die Drehung, die er vorhatte, erwischte ihn unfreiwillig schon auf dem Weg zur Tür, und das war genau der Augenblick, als er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte und zu Boden stürzte.
    Die schwere Gestalt krachte auf, und das Zittern spürte ich sogar unter meinen Füßen. Er lag auf dem Bauch. Plötzlich wirkte die mächtige Gestalt trotz ihrer Waffe sehr hilflos. Genau das nutzte ich aus.
    Als er sich bewegte, stand ich neben ihm. Ich hielt das Kreuz so, dass er es sehen musste.
    »Vier Erzengel«, sagte ich mit leiser Stimme. »Vier Große und viele mehr haben sich damals auf die Seite des Lichts gestellt und ihre Zeichen für alle Zeiten hinweg gesetzt. Und das soll auch so bleiben. Die Zeichen des Siegs bis in die Ewigkeit hinein, Henker.«
    Im Normalfall wäre er schon längst auf den Beinen gewesen und hätte einen weiteren Versuch unternommen, mich zu köpfen. Hier nicht, denn hier liefen die Dinge anders.
    Ich setzte darauf, dass mich die vier Erzengel nicht im Stich ließen. So hatte ich es früher des Öfteren erlebt, bevor mir die Aktivierungsformel bekannt gewesen war. Da hatte ich die Namen der Vier gerufen und auf sie vertraut.
    So sollte es heute wieder sein.
    Ich wollte den ersten Namen rufen, doch es war nicht mehr nötig. Wo immer sich die vier Erzengel auch aufhielten, die Botschaft hatten sie empfangen, da war eben eine Brücke durch die vier Buchstaben an den Ecken des Kreuzes gebaut worden.
    Sie spürten das Böse. Sie spürten den Hass, den die Gestalt des Henkers ausstrahlte und der gegen sie gerichtet war. Da hatte sich seit altersher nichts verändert.
    Ich hielt das Kreuz über dieser verdammten Gestalt. Und ich tat nichts weiter als abzuwarten, denn die Engel reagierten.
    Die vier Buchstaben strahlten auf. So hatten sie es früher auch getan. Jetzt hatten sie wieder ein Ziel gefunden, das als mächtige und plumpe Gestalt am Boden lag.
    Vier Strahlen, vier Treffer!
    Der Henker bäumte sich auf. Das Licht erwischte ihn im Kopf, an der Brust und den beiden Armen.
    Es bohrte sich in diese Masse aus Fleisch und Muskeln hinein wie Laserstrahlen in irgendeinen Stahl. Auch wenn der Henker nicht aussah wie ein uraltes Geschöpf, er war es dennoch, und das bewiesen die Strahlen, indem sie die Haut zerstörten.
    Sie brannten sich durch. Sie rissen Wunden. Sie zerstörten das Gesicht mit der Halbmaske, und als sie zu Asche zerfiel, da hielten auch das Gesicht und der Körper nicht mehr stand, weil Fleisch und Knochen längst brüchig geworden waren.
    Der Henker starb auf seine Weise. Er verbrannte zu Asche, aber er hinterließ keinen Rauch. Es war auch kein normales Feuer. Die Kraft der Engel ließ sich mit diesem weltlichen Element nicht vergleichen. Es war Energie aus einem anderen Reich. Es war zugleich das wunderbare Licht, das die Schatten und das Böse vertrieb und dafür sorgte, dass von der einst mächtigen Gestalt des Henkers nichts mehr blieb, was man mit dem Begriff Kreatur hätte umschreiben können.
    Es blieb ein Rest zurück, der aus einem ascheähnlichen Material bestand. Und es gab das mörderische Beil noch, an dessen beiden Seiten das Blut der Opfer mittlerweile getrocknet war.
    Ich selbst spürte, wann es dem Ende entgegenging, denn mein Kreuz kühlte sich wieder ab. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte ich mich um und ließ meinen Talisman wieder verschwinden.
    Ich schaute genau auf Lavinia Kent, die sich erhoben hatte. Ihr Gesichtsausdruck zeigte eine Veränderung. Ich schaffte es nicht, sie einzuordnen. Sie sah aus, als wäre sie weggetreten. Obwohl sie mich anschaute, blickte sie durch mich hindurch und hob dann mit einer zuckenden Bewegung die Schultern.
    »Er war noch einmal bei mir, John«, flüsterte sie.
    »Der Schutzengel?«
    »Ja, er.« Sie rang die Hände. »Und er hat mir gesagt, dass ich ihn ab jetzt nicht mehr brauche. Von nun an kann ich auf mich allein aufpassen.« Sie deutete auf ihren Mund. »Er hat sich sogar mit einem Kuss von mir verabschiedet. Ich merkte, wie der Hauch über meine Lippen glitt. Es war ein wunderbares Gefühl. Für einen Moment glaubte ich, dass sich der Himmel geöffnet hätte, aber das war nicht der Fall. Ich weiß nun, dass es den Himmel gibt und bin froh darüber.«
    »Das kann ich verstehen, Lavinia. Manchmal muss man die Dinge einfach hinnehmen und nicht mehr nachfragen.

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