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129 - Der Vampir von Budapest

129 - Der Vampir von Budapest

Titel: 129 - Der Vampir von Budapest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Er schlug die Augen auf, und eine wohltuende Dunkelheit umfing ihn. So liebte er es. Wenn er sich erhob, mußte der Tag gestorben sein. Erst dann fühlte er sich wohl.
    Er haßte das Licht - nicht nur deshalb, weil es das Gute verkörperte. Er haßte es vor allem deshalb, weil er ein Schattenwesen war, eine Kreatur der Nacht, der das Tageslicht Schmerzen bereitete, und ein einziger Sonnenstrahl löste bei ihm verheerende Folgen aus, wenn er ihn traf.
    Mit der Abenddämmerung erwachte er aus seinem totenähnlichen Schlaf, die Leichenstarre fiel von ihm ab, und in seinen dunklen Augen glitzerte eine kalte Blutgier.
    Seine langen, schlanken Finger zuckten. Er hob die Hände und legte sie auf die mit schwarzem Samt bezogene Innenseite des Sargdeckels, den er langsam hochdrückte.
    In einem Horrorfilm wäre jetzt ein schauriges Knarren zu hören gewesen, damit es den Zuschauern kalt über den Rücken lief, doch der Deckel der Totenkiste bewegte sich völlig lautlos.
    Er blieb seitlich liegen, und Graf Lazar richtete sich mit einem jähen Ruck auf. Er war ein attraktiver Mann mit schmalem Gesicht und schwarzem Haar.
    Der einzige noch lebende Lazar -wenn man seinen Zustand als »Leben« bezeichnen konnte. Eigentlich war er ja ein Nicht-Toter. Nosferatu hieß das im Rumänischen.
    Sein Geschlecht war ausgestorben, aber ihn gab es noch. Er hatte rechtzeitig dafür gesorgt, daß er ewig leben würde, und solange er Blut trank, würde er stark, gefährlich und unbezwingbar bleiben.
    Er verließ den Sarg, der in der Familiengruft seines alten Schlosses stand. Hierher gelangte man nur durch eine Geheimtür, die bisher noch niemand entdeckt hatte.
    An den Wochenenden gab es tagsüber Führungen im Schloß. Sie störten den Blutgrafen nicht in seiner Ruhe. Es war nicht zu befürchten, daß jemals ein Besucher, der sich von der Gruppe entfernte, weil er zu neugierig war und auf eigene Faust etwas entdecken wollte, den Grufteinstieg finden würde.
    Obwohl es hier unten rund um die Uhr stockdunkel war, wußte Graf Lazar, daß der Abend angebrochen war. Seine innere Uhr verriet es ihm. Sie hatte ihn auch geweckt.
    Aufrecht stand er neben dem Sarg, der sich auf einem steinernen Podest befand. Eine große, schlanke Erscheinung, mit einem Blick, der etwas Zwingendes hatte.
    Mit dieser geheimnisvollen hypnotischen Kraft hatte der Graf schon viele Opfer in seinen Bann geschlagen, ihren Willen ausgeschaltet und sie verleitet, verhängnisvolle Dinge zu tun.
    Langsam, fast majestätisch schritt Istvan Graf Lazar durch die Finsternis. Ein leises Knirschen war zu hören, als er die Stufen hinaufstieg.
    Seine Hand glitt in die schmale Öffnung zwischen zwei Steinquadern, und im nächsten Moment bewegte sich ein Teil der schweren Wand, als würden Geisterhände dagegendrücken.
    Der Blutgraf verließ seine unterirdische Schlafkammer. Ein grausamer Zug kerbte sich um seine blutleeren Lippen. Er wußte, daß er sehnsüchtig erwartet wurde, und er konnte es seinerseits kaum erwarten, diesen Besuch abzustatten.
    Vampire töten ihre Opfer auf zwei Arten: entweder blitzschnell, mit einem einzigen Biß, oder ganz langsam, so daß die Opfer dahinsiechen.
    Wenn sie langsam töten, hat der Vampirkeim, den sie abgeben, Zeit, sich zu entfalten. Opfer, die langsam sterben, erheben sich nach ihrem Tod wieder und sind selbst Vampire.
    Dieses Schicksal hatte Lazar der schönen Natalja Kornö zugedacht.
    Seine Blutbraut erwartete ihn mit brennender Ungeduld und heißem Verlangen - wie einen leidenschaftlichen Liebhaber. Obwohl er nicht fähig war, Liebe zu geben.
    ***
    Natalja war seit zwei Jahren mit einem Budapester Geschäftsmann verheiratet. Es ging ihr gut, ihr Mann liebte und vergötterte sie, sie war sein ein und alles. Vielleicht auch deshalb, weil er doppelt so alt war wie sie - sie war zweiundzwanzig, er vierundvierzig. Dem Alter nach hätte sie seine Tochter sein können.
    Bela Kornö betete seine junge Frau an. Er trug sie auf Händen. Sie brauchte nicht zu arbeiten, brauchte nur schön und immer für ihn da zu sein.
    Natalja sah phantastisch aus. Belas Freunde beneideten ihn um dieses Prachtweib. Sie hatte dunkelbraunes Haar, rehbraune Augen, einen sinnlichen Mund und die atemberaubendste Figur, die man sich vorstellen kann. Um sie zu beschreiben, mußte man seine Hände zu Hilfe nehmen.
    Kornös Beruf brachte es mit sich, daß er viel reisen mußte. Hin und wieder nahm er seine Frau mit - nach Szeged oder Debrecen. Ab und zu auch ins Ausland.
    Doch

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