129 - Mar'os - Gott des Krieges
Schritt, um Platz am Ausstieg zu schaffen. Daraufhin zog Quart'ol Aruula und Lieutenant Peter Shaw von der Community London aus der speziell gezüchteten Qualle, die als Transportmittel für die Unterseeröhren der Hydriten diente.
Weich und weiß schaukelte sie in der gefluteten Röhre, scheinbar nicht mehr als ein seelenloser Zellklumpen. Doch sobald Shaw mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand, schrumpfte das Loch im Scheitel selbstständig zusammen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Öffnung spurlos verschwunden war, beinahe so, als ob eine Wunde im Zeitraffer verheilen würde. Nicht die kleinste Unebenheit blieb zurück. Nur eine wasserdicht abschließende Wandung, die genauso schwabbelig aussah wie der Rest der kugelförmigen Qualle.
Ohne dass Quart'ol sie irgendwie dirigieren musste, tauchte die Gondel unter. Völlig mit Wasser bedeckt, verschwand sie durch die Röhre in ein angrenzendes Aufenthaltsbecken.
Der Hydrit bat seine Gäste in einen Nebenraum, in dem ein Imbiss bereit stand. »Ich hoffe, ihr habt einen Seelöwenhunger mitgebracht«, lockte er. »Unsere Köche haben neue Speisen kreiert, die speziell auf den menschlichen Gaumen zugeschnitten sind.«
Aruula verzog angewidert das Gesicht. Zurecht, wie Matt eingestehen musste. Da die Hydriten keine Erfahrung mit der Zubereitung von Speisen besaßen, hielten sich ihre Kochkünste arg in Grenzen. Sie selbst lebten nämlich von Plankton, das überall im Meer vorkam. Um es aufzunehmen, brauchten sie nur Wasser einzusaugen und die Schwebeteilchen im Magen auszufiltern.
Auf ähnliche Weise ernährten sich auch die Transportquallen und die bionetisch erzeugten Man'tane, die als flexible Fortbewegungsmittel dienten.
Matt berührte seine widerstrebende Gefährtin im Rücken, um sie mit sanfter Gewalt in den Nebenraum zu schieben.
Dabei bat er leise: »Hab dich nicht so, so schlimm wird's schon nicht werden.«
Aruula war da ganz anderer Ansicht. Der würgende Laut, den sie von sich gab, ließ zumindest darauf schließen. »Wetten, dass es wieder kalte, stinkende Pampe gibt, die nach vergammelten Algen riecht?«, grummelte sie, zum Glück so leise, dass der vorauseilende Quart'ol es nicht hörte.
»Du brauchst ja nur probieren«, versprach Matt, der aus Erfahrung wusste, wie schnell Aruulas barbarische Tischmanieren zu einem diplomatischen Zwischenfall ausarten konnten. »Wenn es dir nicht schmeckt, lässt du den Teller einfach stehen.«
»Worauf du dich verlassen kannst!« Ihr angewiderter Gesichtsausdruck mutierte zu einer Maske der Entschlossenheit, glättete sich jedoch Sekunden später wieder zu dem jungen, wohlgeschnittenen Gesicht, in das er sich vor beinahe fünf Jahren verliebt hatte.
Eine Woge des Glücks überkam ihn, als er daran dachte, dass Aruula erst vor zwei Wochen haarscharf dem Tod entronnen war.
Eine Dorfgemeinschaft im tiefsten Schottland hatte sie mit Nanobots infiziert, die ihr Unsterblichkeit bringen sollten.
Gleichzeitig aber hatte ein Mitglied aus Matts EWAT-Crew den Energielieferanten der Nanobots getötet, sodass die mikroskopisch kleinen Roboter zum mechanischen Tod verdammt waren. Dabei verseuchten sie den Trägerkörper mit hochgiftigen Substanzen.
Kein Dörfler hatte überlebt. Und auch Aruula wäre verloren gewesen, wenn sie sie nicht gerade noch rechtzeitig aufgespürt und in die Community London gebracht hätten. Dort waren die Nanobots, die sich noch nicht vollends mit ihrem Organismus verbunden hatten, mit starken Magnetfeldern regelrecht aus ihrem Körper gezerrt worden. Gleichzeitig hatten intensive Bestrahlung und ein antiseptischer Cocktail das Gift in Aruulas Körper neutralisiert.
Es war erstaunlich, wie rasch sich die Kriegerin aus dem Volk der Dreizehn Inseln von dem Vorfall erholt hatte. Und nicht nur das: Auch die Narbe, die sie seit ihrer Jugend am rechten Oberschenkel getragen hatte, war verschwunden! Ein letztes Geschenk der Nanobots, bevor sie vom Segen zum Fluch geworden waren…
Die kleine Gruppe hatte den Raum bereits zur Hälfte durchschritten, als Matt bemerkte, das sich Peter Shaw noch keinen Millimeter von der Stelle gerührt hatte. Völlig in sich versunken, sah der Lieutenant zu einem der großen Bullaugen empor, die rundum die Kuppel säumten.
Die rechte Gesichtshälfte des Piloten, dort, wo ihn ein Mailänder Nosfera mit einem Elektroschocker getroffen hatte, wirkte unbeweglich und starr. Von der Wunde, die ursprünglich von der Stirn bis zum Nasenflügel verlaufen war, war zwar
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