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129 - Mar'os - Gott des Krieges

129 - Mar'os - Gott des Krieges

Titel: 129 - Mar'os - Gott des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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»Dann kommen wir jetzt endlich dazu, uns den schmackhaften Leckereien zu widmen, die unsere Ernährungsbiologen gezaubert haben.«
    Auffordernd wies er mit einem angebissenen Algenstrunk auf die unberührte Speise, in der Matt bisher nur herumgerührt hatte.
    Das Lächeln gefror auf den Lippen des Piloten. Plötzlich einem halben Dutzend erwartungsvoller Blicke ausgesetzt, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Löffel einzutauchen und von dem angebotenen Mus zu probieren.
    Es schmeckte genau so, wie er es sich ausgemalt hatte.
    Fischig, salzig, pappig. Kurzum – furchtbar! Doch obwohl seine Geschmacksknospen rebellierten, verzog er keine Miene, sondern sah von einem Hydriten zum anderen, bevor er log:
    »Delikat! Äußerst delikat!«
    ***
    Mittelatlantischer Rücken,
    auf Höhe des 25. Breitengrades
    Goz'anga war sich zuerst nicht sicher, ob der Fremde sie vielleicht verhöhnen wollte, andererseits machte dessen Eröffnung durchaus Sinn. Die Größe, mit der sie dieser angebliche Gott überragte, seine goldene Rüstung und die Kraft, mit der er den Kampf gegen den Kraag gewonnen hatte, waren das nicht alles deutliche Zeichen, das Mar'os wieder im großen Becken des Lebens schwamm?
    »Aber… wie ist das nur möglich?«, platzte es aus Goz'anga heraus. Völlig ungewollt, denn schließlich gestand er mit dieser Frage ein, dass er durchaus in Betracht zog, den unglaublichen Behauptungen Glauben zu schenken.
    Langsam pulsierend schwebte eine Qualle vorüber.
    Niemand schenkte ihr Beachtung. Alle Augenpaare hingen an dem hochgewachsenen Krieger, der ernsthaft vorgab, die Inkarnation eines Gottes – ihres Gottes – zu sein.
    Mar'os, wie er sich nannte (ob nun Scharlatan oder nicht) hielt dem Misstrauen stand. Einen nach dem anderen sah er mit einem warmen Glitzern seiner vorquellenden Augen an. Stolz und Zuneigung lagen in diesem Blick, eine Gefühlsmischung, wie sie ein Vater für seine Kinder empfand.
    »Es ist der Glaube, der uns Göttern das Leben schenkt«, antwortete er schließlich, bevor sich ihr feierliches Schweigen in unangenehm lastende Stille verwandeln konnte. »Ich war stets eins mit den Ozeanen. Stets in und um euch, meine Geschöpfe, doch erst der Glaube all jener, die zu den alten Werten zurückgekehrt sind, verlieh mir wieder die Gestalt, die euch zu leiten und zu schützen vermag.«
    Niemand wusste darauf etwas zu erwidern. Selbst Goz'anga zog es vor zu schweigen. Abwägend sah er auf den verendeten Kraken hinab und dann wieder zurück zu dem unnatürlich großen Hydriten, dessen wulstige Lippen sich zu einem Lächeln spalteten.
    »Du bist misstrauisch, Hauptmann, das gefällt mir«, versicherte er. »Nichts wäre mir mehr zuwider als ein schwächlicher Gefolgsmann, der dem nächstbesten Quallenmaul folgt, nur weil es jemanden vor dem Tod gerettet hat. Solange die Kraft unserer Beute durch unsere Adern fließt, fürchten wir Hydriten weder Tod noch Schmerz. Ich erlaube mir deshalb, den erlegten Kraken dir und deinem Stamm zum Geschenk zu machen. Er soll uns alle speisen, während ihr euch von meiner Göttlichkeit überzeugen könnt.«
    Es war schon reichlich anmaßend, wie sich der Kerl selbst zu ihnen einlud, doch in Goz'angas Zorn mischte sich auch eine Spur von Scham, weil er dem Fremden schließlich sein Leben schuldete. Da dieser Mar'os zum Fleischgenuss aufforderte, lebte er zumindest nach den Regeln ihres Kultes, und das forderte geradezu heraus, ihn nach Neu-Drytor einzuladen.
    Schließlich gehörten ihrem Kult nur wenige an, während die elenden Planktonfresser, die lieber dem friedfertigen Eidon huldigten, die Meere beherrschten.
    »Wir leben weiter oben auf einem lichtdurchfluteten Plateau«, klackte Kor'dar beflissen und deutete zur illuminierenden Felskette empor. »Es wird dir dort sicher gefallen, Mar'os! Dort haben wir eine Stadt gegründet, die in traditioneller Bauweise errichtet wurde. Wir nennen sie Neu-Drytor, in Anlehnung an…«
    »… eure alte Stadt, die ihr vor der Küste Meerakas aufgegeben musstet. Ich weiß.« Die Lippen unter dem goldenen Mittelsteg spalteten sich erneut. Überlegen, arrogant, alles wissend. Ein wahrer Gott.
    »Nehmt den toten Kraag auf«, ordnete Goz'anga an, um die Initiative zurückzugewinnen. »Er ist sehr schwer, und wir haben einen Gast zum Essen.«
    Kor'dar und die anderen Gefährten kamen der Aufforderung sofort nach, sichtlich froh, dass ihr OBERSTER die Verantwortung übernahm. In dichter Formation glitten sie in die Tiefe und versammelten

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