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1296 - Wenn der Albtraum kommt

1296 - Wenn der Albtraum kommt

Titel: 1296 - Wenn der Albtraum kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht gut tat. Auch darüber schaute er hinweg. Hier ging es nicht um ihn und darum, ob er sich erkältete, er wollte eine menschliche Bestie stellen.
    Harris konnte nicht sagen, wie lange er warten musste. Stunden nicht, davon ging er aus. Er war sich sicher, Theo im Haus zu finden, aber er ging nicht hin, um ihn zu stellen und ihm ins Gesicht zu sagen, wessen er ihn beschuldigte. Es fehlten die Beweise und Theo hätte ihn fertig machen können.
    Die Kollegen kannten sein Jagdfieber, und er wollte sich nicht vor ihnen blamieren.
    Allerdings gab es eine Ausnahme. Sein alter Freund und Bekannter Chief Inspector Tanner. Ihn hatte Harris ins Vertrauen gezogen. Er hatte ihm auch zugehört, und da beide Männer sich schon sehr lange kannten, hatte Tanner auch nicht über ihn gelacht. Melvin hatte sich bei ihm regelrecht ausweinen können. Tanner verstand ihn und hatte versprochen, ihm zu helfen.
    Natürlich inoffiziell. Etwas anderes konnte er sich nicht leisten. Der Fall fiel nicht in sein Gebiet. Doch Tanner hatte oft genug gehört, dass Theo Gain als Teufel bezeichnet wurde. Als ein Dämon ohne menschliche Eigenschaften, und genau das hatte ihn nachdenklich werden lassen. So hatte Melvin Harris von seinem alten Freund einen Tipp bekommen. Er kannte jetzt den Namen eines Mannes, der wichtig für ihn werden konnte.
    John Sinclair!
    Der pensionierte Polizist hatte sich mit dem Geisterjäger getroffen und ihm die Geschichte ebenfalls erzählt. Er war auf Sinclairs Interesse gestoßen. Die beiden hatten abgemacht, in Verbindung zu bleiben. Melvin Harris wollte Sinclair Bescheid geben, sobald er mehr wusste, und das konnte durchaus an diesem späten Nachmittag sein.
    Das Haus gehörte zu einem Ort, der in den Wiesen lag. Ein kleines Dorf im Dunstkreis der Großstadt London, immer ein wenig verschlafen wirkend, aber mit einer hohen Wohnqualität. Menschen, die in London arbeiteten, lebten hier. Vier Meilen entfernt fuhr die Bahn bis in die City hinein, und das nutzten natürlich zahlreiche Pendler aus.
    Niemand im Dorf ahnte, wer da zwischen ihnen lebte und den harmlosen Mitbewohner abgab. Theos Maske war einfach perfekt. Man hatte ihn als Künstler akzeptiert, und er tat auch niemandem etwas.
    Er lebte sein Leben so schrecklich normal. Hätte Melvin ihn offen als Massenmörder verdächtigt, hätte er mit einer Verleumdungsklage rechnen müssen.
    Aber er war ein böser Albtraum, der sich in einen Menschen verwandelt hatte.
    Es wäre zu anstrengend für Melvin gewesen, das Fernglas immer vor seine Augen zu halten. Er ließ es vor seiner Brust hängen, denn er konnte das Haus auch ohne Hilfe sehen. Hin und wieder trank er einen Schluck Tee aus seiner mitgebrachten Thermoskanne, die er in die Seitentasche seiner gefütterten Jacke gesteckt hatte. Seine Bewegungen waren ruhig und gelassen. Sie zeigten nichts von der Nervosität, die in seinem Innern steckte.
    Der Himmel war grau, typisch für den ausklingenden November. Grau und bedrückend. Keine Sonne, ein schon düsteres Licht, Schatten, auch leider Dunst. Das alles erinnerte die Menschen daran, wie vergänglich das Leben war. Auf den Friedhöfen leuchteten jetzt kleine Lichter, als wären die Seelen der Toten aus den Gräbern gestiegen, und mehr als einmal dachte der einsame Beobachter daran, wo wohl die Seele des Killers mal landen würde, wenn es ihm denn wirklich gelungen war, ihn zu stellen.
    Bestimmt in der Hölle. In der tiefsten Finsternis. In einem Reich, das sich die menschliche Fantasie nicht vorstellen konnte, aber Melvin wünschte sich, dass die Seele dort für alle Zeiten landete. Er hasste diesen Menschen, und er hätte ihn sogar umgebracht, wenn sich die Chance dazu ergeben hätte.
    Sein Fernglas hing noch immer vor der Brust, als er plötzlich zusammenzuckte. Am Haus hatte sich etwas verändert. Die Tür war aufgestoßen worden. Davor gab es eine Bewegung.
    Harris nahm sein Glas hoch. Er presste es gegen die Augen und hatte plötzlich das Gefühl, in einem Fieberwahn zu stecken, so heiß wurde ihm. Die Hitze breitete sich auf seinem Gesicht aus. Sie erreichte auch die Stirn, hinter der es klopfte.
    Es passierte. Ja, es geschah genau das, was er sich vorgestellt hatte. Theo verließ sein Haus.
    Melvin atmete durch. Es gab keine Beweise. Trotzdem war er sich sicher. Theo Gain war wieder unterwegs, um eine neue Schreckenstat zu begehen. Es war seine Zeit, und er hatte den Rhythmus eingehalten.
    Wo ging er hin? Er konnte sich in seinen Van setzen und wegfahren.

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