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1296 - Wenn der Albtraum kommt

1296 - Wenn der Albtraum kommt

Titel: 1296 - Wenn der Albtraum kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anderes.
    Ich kannte den Geruch von Friedhöfen, aber auch dort war er nicht als normal anzusehen. Es sei denn, man hielt sich in einer Totenhalle auf, in der die Leichen allmählich verwesten und diesen Gestank abgaben.
    Er war nicht kräftig. Eher schwach. Wurde vom Wind verweht. Aber es gab ihn, und ich bildete ihn mir auch nicht ein.
    Melvin Harris war noch mit seinem Rundgang beschäftigt. So blieb ich allein zurück und schnupperte, während ich mich umschaute. Dass mein Blick dabei an der nicht weit entfernt stehenden Tonne haften blieb, sah ich schon als selbstverständlich an.
    Abfalltonnen stehen zumeist hinter den Häusern. Sie sind nicht eben ein Schmuckstück. Diese aber stand praktisch neben der Haustür. Möglicherweise wollte man sie in der nächsten Zeit leeren und keinen großen Umweg in Kauf nehmen.
    Die Tonne interessierte mich. Sie bestand nicht aus Kunststoff, sondern aus Blech. Früher hatte man diese Dinger mal gehabt, heute waren sie ein Relikt.
    Und sie besaß einen Deckel! Der Griff saß in der Mitte. Ich brauchte ihn nur zu umfassen und konnte den Deckel abheben.
    Ein paar Sekunden zögerte ich schon. Das unangenehme Gefühl in mir hatte sich verstärkt. Ich schaute mich auch zunächst um, ob nicht irgendwo jemand zu sehen war, der mich beobachtete.
    Da brauchte ich keine Sorgen zu haben, und auch Melvin Harris ließ sich nicht blicken.
    Mit einer zackigen Bewegung hob ich den Deckel ab. Wie ein Koch, der sein Gericht präsentieren will.
    Ich behielt ihn nicht in der Hand. Bückte mich, lehnte ihn gegen die Hauswand, und im Hochkommen nahm ich den Geruch bereits intensiver wahr.
    Meine letzten Zweifel wurden fortgeschwemmt. In der Kehle spürte ich ein Kratzen. Verdammt, es stank tatsächlich nach einer verwesenden Leiche.
    Irgendwas Unsichtbares bohrte sich in meinen Magen hinein. Ich hielt die Luft an, und mein erster Verdacht intensivierte sich. Bei einer wärmeren Temperatur hätten sich bestimmt zahlreiche Fliegen um das Ziel versammelt, aber auch so flogen einige fetten Dinger aus der Tonne davon.
    Ich beugte mich über den Rand.
    Der grauenhafte Anblick blieb mir erspart. Es glotzten mich keine leeren Augen aus einem Totengesicht an, ich sah überhaupt keinen Menschen, dafür zusammengedrückte Kleidungsstücke oder Lumpen, die man in die Tonne gestopft hatte.
    Nur konnten sie nicht so riechen.
    Ich ahnte, was kommen würde, aber ich musste durch. Mit spitzen Fingern umfasste ich den obersten Lumpen. Es war eine Strickjacke, um die man ein Hemd gewickelt hatte.
    Sehr leicht ließ sich das Zeug herausziehen. Ich schleuderte es zu Boden und schaute noch mal in die Tonne hinein.
    Es war noch hell genug, um den Inhalt zu erkennen. In der Tonne lag eine zusammengedrückte Leiche…
    Der erste Blick hatte mir gereicht. Ich zuckte zurück, weg von dem Gestank. Ich atmete heftig ein, und diesmal durch den Mund. Dabei war ich von der Tonne so weit weggegangen, dass ich die frische Luft in meine Lungen saugen konnte.
    Also doch! Meine letzten Zweifel waren dahin. Melvin Harris hatte Recht gehabt. Wer hier lebte, der war ein Mörder. Zumindest zu 99 Prozent.
    Ich flüsterte einen Fluch, bevor ich mich wieder der Tonne zuwandte. Diesmal holte ich meine kleine Leuchte hervor, weil ich den Inhalt genauer sehen wollte.
    Die Luft hielt ich an, als ich in die Tonne hineinleuchtete. Ja, da war das Gesicht. Es gehörte einem Mann, so viel konnte ich noch erkennen. Man hatte die Leiche in die Tonne hineingestopft, und sie musste schon einige Zeit hier liegen, sonst hätte sie nicht so gerochen.
    Theo Gain war nicht in seinem Haus. Er war zur Nachbarin gegangen, und ich fragte mich sofort, ob er einen zweiten Mord plante oder ihn schon begangen hatte.
    Nur das nicht!, betete ich. Ich wollte nicht noch ein weiteres grauenhaftes Schauspiel erleben.
    Der Mörder musste noch nicht die Zeit gefunden haben, die Leiche wegzuschaffen. Vielleicht hatte er es in der kommenden Nacht vorgehabt und die Tonne schon bereitgestellt.
    Wir würden verhindern, dass er die Leiche beseitigte.
    Ich brauchte nicht noch einen weiteren Blick auf den Toten, aber Melvin Harris musste Bescheid wissen. Er hatte sich ziemlich viel Zeit gelassen, aber ich hörte seine Schritte und drehte mich langsam um.
    Harris kam. Vor ihm tanzte das Licht einer Lampe. Wie ein Ball hüpfte der runde Kreis über den Boden hinweg. Als er mich und meine etwas unnatürliche Haltung sah, blieb er stehen.
    »Was ist passiert?«
    »Schauen Sie in die

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