Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1298 - Der Gorim von Aquamarin

Titel: 1298 - Der Gorim von Aquamarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
allen Frequenzen. Die Gardisten verständigten sich untereinander. Mit kodextreuem Eifer stürzten sie sich auf das Gebiet, in dem sie die EXPLORER zu finden hofften, Vi stachelte sie zusätzlich an, indem sie eine weitere Meldung absetzte, wonach weitere Virenschiffe in dem bezeichneten Raumsektor gesehen worden seien.
    Das gab den Ausschlag. Die EXPLORER trat aus dem Ortungsschatten der Sonne hervor, in deren Schutz sie die vergangenen dreißig Stunden verbracht hatte, und machte sich auf den Weg nach Bonfire. Soweit die psionischen Taster reichten, war kein einziges Gardistenschiff mehr zu sehen. Bonfire lag 1800 Lichtjahre entfernt. Die EXPLORER legte sie in kürzester Zeit zurück. Eile war geboten, denn es war so gut wie sicher, daß die Gardisten den Trick bald durchschauen würden. Wenn sie den Raumsektor, in den sie gelockt worden waren, leer vorfanden, würden sie binnen kurzer Zeit ermitteln, daß man sie genarrt hatte.
    Die Sonne Arsko war ein sterbender Stern vom Aldebaran-Typ. Der mächtige Sonnenball leuchtete in rötlicher Glut. Arsko besaß einen einzigen Planeten, der in Sothalk, der Sprache der Krieger, Erskursu hieß. Das war das Rätsel, an dem Reginald Bulls Gedanken seit dem Aufbruch von Siom Som bohrten. Volcayr, der Elfahder, der auf der Holoaufzeichnung in der Gorim-Station zu ihnen sprach, hatte den Planeten Bonfire genannt. Wie kam ein Elfahder dazu, einer Welt in der Galaxis Absantha-Shad, die von der Milchstraße rund 40 Millionen Lichtjahre entfernt war, einen altterranischen Namen zu geben? Daß der Planet im Reich ESTARTUS Erskursu genannt wurde, hatten die Vironauten erst unterwegs erfahren, als sie aufmerksam alle erreichbaren Psikom-Kanäle abhörten.
    Dabei hatten sie manches in Erfahrung gebracht, was ihr Interesse weckte. Bonfire war erst vor kurzem besiedelt worden, vor zwei- oder dreitausend Jahren. Früher hatte es hier wahrscheinlich eine eingeborene Zivilisation gegeben. Sie mußte ausgestorben oder ausgewandert sein, als Arsko durch eine ihrer Kältephasen ging, während sie von einem thermonuklearen Brennmodus auf den anderen umstellte. Die rote Sonne stand im letzten Zyklus ihres Lebens. Noch ein paar Millionen Jahre, und sie würde in sich zusammenfallen und explodieren, den größten Teil ihrer Substanz in einer gigantischen Eruption von sich schleudernd.
    Darüber allerdings machten sich die gegenwärtigen Bewohner der Welt Bonfire keine Gedanken. Sie waren zum größten Teil Händler, zum kleineren Handwerker, Künstler und Gelehrte. Einige unter ihnen mochten auch Plünderer und Piraten sein, die die Sicherheit des Freihafens Erskursu zu schätzen wußten. Sie kamen nicht nur aus Absantha-Shad, sondern auch aus den übrigen Galaxien der Mächtigkeitsballung ESTARTU. Aber so verschieden sie auch sein mochten, eines war ihnen allen gemeinsam: der Wunsch nach Unabhängigkeit, die Sehnsucht nach Freiheit. Auf Bonfire, obwohl es im Herzen des Reiches lag, über das der Ewige Krieger Ayanneh herrschte, galten die Gesetze des Kriegers nicht, und die Gebote des Kodex waren etwas, worüber man lachte. Andererseits stand Bonfire nicht unter dem Schutz des Kriegers.
    Warum der Krieger die Existenz einer solchen Welt duldete, war unklar. Hatte er in einem Augenblick humaner Einsicht erkannt, daß es in seinem Reich wenigstens einen Ort geben müsse, an dem die Unzufriedenen sich zusammenfinden und seelischen Dampf ablassen konnten? Oder dachte er daran, daß es rebellisch Gesinnte in erster Linie nach Bonfire ziehen würde und daß er dort nur ein Nest von Spitzeln zu unterhalten brauchte, um alle revolutionären Umtriebe auszukundschaften und die Revoluzzer unschädlich zu machen? Man wußte es nicht. Daß Ayannehs Spione auf Bonfire tätig waren, galt jedoch als sicher.
    Reginald Bull befand sich im Kontrollraum, als der Lichtpunkt des Planeten hinter der riesigen Scheibe der Sonne hervortrat. Er glänzte in einem unwirklichen, roten Licht, wie eine Flamme im Dunkel der Nacht. Es war unterwegs zu hören gewesen, daß Bonfire infolge einer ständig geschlossenen Wolkendecke eine hohe Albedo besaß und den größten Teil des sichtbaren Lichts, das von Arsko auf ihn einstrahlte, reflektierte. Das war gut so, denn Arsko war ein mächtiger Strahler, und sonst wäre es auf Bonfire viel zu hell gewesen. Zu warm war es ohnehin.
    Stronker Keen saß an den Kontrollen. Er trug das helmähnliche Gebilde, das ihm direkten psionischen Kontakt mit der Seele des Schiffes vermittelte.

Weitere Kostenlose Bücher