13 - Der Gott der Finsternis
Ihre Mom würde ihr nie verzeihen, wenn sie sich auf dem Heimweg einen Platz im Leichenschauhaus sichern würde.
»Wie kommt das nur?« Willow zog die Beine an, schlang die Arme um die Unterschenkel und stützte ihr Kinn auf die Knie.
Buffy wusste es nicht - und das beunruhigte sie. »Es ist, als hätte jemand in der ganzen Stadt Verbotsschilder aufgestellt: Zwei Fangzähne mit einem dicken Querbalken.«
»Zutritt für Vampire verboten?« Willow nickte. »Kann schon sein, aber... ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Vampire durch so etwas beeindrucken lassen würden.«
»Vermutlich nicht.« Kopfschüttelnd kam Buffy näher. Sollte in der Nähe irgendetwas Bedrohliches lauern, so würde sie es wissen, doch auf dem Friedhof herrschte vollkommene Ruhe.
»Na schön, dann hat vielleicht der Ortsverband der Gewerkschaft marodierender Monster und debiler Dämonen zum Streik für kürzere Wochenarbeitszeiten aufgerufen.« Xander kniff die dunklen Augen zusammen, als niemand auf seinen Scherz reagierte. »Könnte doch sein.«
Willow lachte leise. »Monster haben keine Gewerkschaft - oder doch?«
»Gehen Highschool-Mädchen mit Werwölfen aus?«
Ein Punkt für Xander, musste Buffy lautlos einräumen. Geistesabwesend verfolgte sie das Geplänkel ihrer beiden besten Freunde. Ihre feinen Jägersinne registrierten jedes Detail ihrer Umgebung. Ein sachtes Rascheln im Gras. Ein Schatten, der über eine Gruft hinwegglitt. Der Geruch kompostierten Laubes. Nichts berührte den sechsten Sinn, der die Jägerin vor drohender Gefahr warnen sollte. Trotzdem hatte Buffy das Gefühl, dass sich inmitten dieser trügerischen Stille etwas Schlimmes zusammenbraute.
»Nur ich, soweit ich weiß«, beantwortete Willow Xanders Frage. »Andererseits gehe ich nicht mit Oz aus, wenn er ein Werwolf ist. Ich, äh - ich sperre ihn dann in einen Käfig.«
»Gute Ausrede«, konterte Xander.
»Sicher, aber.« Die Sorgenfalten auf Willows Stirn nahmen zu. »Das erklärt uns immer noch nicht, was hier vorgeht.«
»Nichts geht hier vor. Keine frischen Gräber, keine neugeborenen Vampire, die ihren Antrittsbesuch machen.« Xander zuckte nervös die Schultern. »Also, warum bin ich so beunruhigt?«
»Weil das gruselig ist.« Willow sah Buffy an. In ihren Augen spiegelte sich eine wahrhaftige Unschuld; wirklich erstaunlich in einer Zeit des Millenniumswahns und des Zerfalls sozialer Strukturen, unglaublich, bedachte man die schrecklichen Gräuel, die sie er- und überlebt hatte. Die meisten opferten ihre Seelen aus weit weniger schwerwiegenden Gründen.
»Ziemlich gruselig, in der Tat.« Buffy runzelte die Stirn. »Wenn Dämonen und wandelnde Tote eine Pause einlegen, bedeutet das normalerweise, dass bald die Hölle los sein wird. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
»Danke für den Hinweis, Buff.« Xanders Tonfall nach war Dankbarkeit das Letzte, was ihn umtrieb. »Ich hätte beinahe vergessen, dass die Mächte des Bösen immer erst einen Gang zurückschalten, ehe sie den Weltuntergang einläuten.«
»Vielleicht, aber vielleicht auch nicht«, sagte Willow hoffnungsvoll. »Ich meine, ich glaube, ich bin einfach nur ein bisschen. wisst ihr. ich bin ein bisschen nervös wegen dem M.I.T.«
»M.I.T.?«, fragte Xander, ohne den Versuch zu machen, seine Bestürzung durch einen Scherz zu tarnen. »Du gehst zum M.I.T?«
»Bist du angenommen worden?« Buffy bemühte sich, ihren eigenen Kummer zu verbergen. Sie hatte ganz bewusst nicht darüber nachgedacht, was sie nach der Highschool tun sollte. Es war ziemlich naheliegend, dass ihre Freunde fortziehen und auf weit entfernten Colleges und Universitäten nach einem Hochschulabschluss und einem Leben streben würden, das nicht vom ständigen Überlebenskampf geprägt war.
Doch vielleicht entschieden sie sich ja auch dafür, in der trostlosesten und gefährlichsten Stadt des ganzen Planeten zu bleiben. Diese trügerische Hoffnung versüßte ihr immerhin jene grausame Realität, die sie nicht einfach ignorieren durfte: Solange das Böse die Welt von dem Höllenschlund in Sunnydale aus bedrohte, würde sie nirgendwo hingehen.
»Nein! Äh, na ja, nein, ich.« Willow biss sich auf die Unterlippe und sah Buffy und Xander mit gesenktem Kopf an. »Ich, äh, ich habe nur eine Anfrage hingeschickt, das ist alles. Ehrlich.«
»Das. ist. alles?«, stotterte Xander. »Hier geht’s um eine ziemlich große Sache, Will. Das Massachusetts Institute of Technology ist nicht gerade um die Ecke.«
»Aber ich bin noch nicht
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