13 schlägt's auf Schreckenstein
Horn herzlich begrüßen und Ihnen danken, dass Sie so zahlreich erschienen sind...“ Emil klatschte als einziger.
„Danke schön“, sagte Ingrid. „Wir wollen Ihnen heute Lichtbilder zeigen von der herrlichen Umgebung des Kappellsees, und Ihr Interesse auf Dinge lenken, die nur der wahrnimmt, der mit wachem Bewusstsein durch die Landschaft geht. Das sollte eigentlich jeder, tut es aber nicht. Viele Menschen fliegen heutzutage Tausende von Kilometern, um anderes zu sehen, und kennen dabei ihre eigene Heimat kaum. Sie können kein Weizen- von einem Gerstenfeld unterscheiden. Natur ist für sie vor allem grün. Achtlos laufen sie über frisch eingesäte Acker, fahren mit Booten ins Schilf, in dem die Vögel brüten, zünden überall Feuer an, um zu grillen und lassen dann alles liegen und stehen, als hätten sie den Platz fluchtartig verlassen müssen. Und Sie, liebe Gäste, die Sie hier Ihren Urlaub verbringen und wir, die wir immer hier wohnen, sind die Leidtragenden.“
Fräulein Dr. Horn, in der ersten Reihe neben dem Vollmond von Kress, nickte bestätigend vor sich hin.
„Aber reden wir nicht von Unerfreulichkeiten. Schauen wir uns jetzt unsere herrliche Umgebung sehr genau an“, schloss Ingrid.
Ritter und Mädchen klatschten gewaltig. Jemand schaltete das Licht aus. Hinten am Projektor hatten es Beatrix und Sophie sehr wichtig, bis das erste Bild kam. Eine Ansicht des Kappellsees. Leider stand er auf dem Kopf.
„Vorsicht! Der läuft aus“, rief der jüngere Mann.
Das machte Stimmung. Dann lag Burg Schreckenstein am Südufer und Rosenfels im Norden, doch schließlich befand sich alles dort, wo es hingehörte, und dazwischen der See, glatt wie ein Tuch, weit und breit kein Boot.
So sahen ihn auch draußen die überall verteilten Posten. Nur dunkler. Wenn jemand etwas im Schilde führte, musste er bald aufkreuzen, bevor die Nacht vollends hereinbrach.
Hinter der Kirchhofmauer erhob sich Pummel zu einem Rundblick. Er sah niemanden. Nirgendwo eine Bewegung, nichts. Oder doch? Was stand da auf dem niederen Mäuerchen zwischen Campinganlage und See? Bisher war es leer gewesen. Blumenkästen konnten es sein, lange schmale Rechtecke, noch ohne Pflanzen.
„Kress verschönert laufend“, flüsterte Eugen. „Am Kiosk hat er neuerdings Geranien.“ Drinnen sahen die Zuschauer den Platz aus einem anderen Winkel. Vom Wasser aus, mit dem Kiosk noch ohne Geranien und ohne Blumenkästen auf dem Mäuerchen.
„Und jetzt zu unseren herrlichen Wanderwegen!“ kündigte Ingrid an. Beatrix und Sophie zeigten Aufnahmen aus dem Wald. Zuerst ohne Personen, dann mit.
„Das ist ja die Erika!“ rief einer der Gäste.
„Und der Alfons!“ rief ein anderer. „Was machst du denn da?“ Gelächter brach aus, dass der Gasthof zitterte.
Die Mädchen hatten mehrere Urlauber genau in dem Augenblick geknipst, als sie gerade etwas wegwarfen.
Der Jubel über die glänzend gelungenen Bilder zwang selbst den Betroffenen Schmunzeln ab.
„Hätte nicht gedacht, dass die so viel Humor haben!“ sagte Beatrix über den Projektor.
„Die Betroffenen wohl selber auch nicht!“ antwortete Sophie.
Bis in den Busch am Uferweg drang der Lärm.
„Für Kultur lachen die aber sehr laut!“ meinte Andi.
„Unser Vorteil. Da fühlt sich der große Unbekannte ganz...“ Dampfwalze hielt inne und packte Andis Arm. Dicht am Ufer bewegte sich ein langer, flacher Schatten mit zwei Höckern auf den Campingplatz zu.
„Idiot!“ Andi befreite sich aus dem Klammergriff. „Sind doch Ottokar und Stephan.“ Er sollte recht behalten. An der Ufermauer entlang steuerte der Schatten auf den Seglersteg zu und verschwand darunter. Ottokar hatte sich das Faltboot von Schreinermeister Schrimpf eigens ausgeliehen. Die Schreckensteiner Kähne waren für den Lauerposten zu hoch.
Wieder wackelte das Gasthaus unter einer Lachsalve. Sophie und Beatrix hatten ihr Meisterfoto in den Projektor geschoben: ein Pärchen im Großen Schilf beim Kuss.
„Das ist ja hochinteressant!“ rief eine Frau.
„Das bin doch gar nicht ich!“ widersprach ein Mann. Da war die nächste Lachsalve fällig, dass die Fensterscheiben klirrten.
„Die haben’s lustig!“ maulte der kleine Eberhard draußen auf dem Platz. „Und wir kicken hier, bis wir schwarz werden.“
„Reiß dich zusammen, Mann!“ pfiff ihn der kleine Kuno an. Lustlos schoben sie im Schein der Platzbeleuchtung den Ball weiter von Fuß zu Fuß.
Drinnen endete der Kulturabend mit Bildern beliebter
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