13 Tante Dimity und die Jagd nach dem Vampir (Aunt Dimity: Vampire Hunter
öffnete mir die Tür und versorgte mich , bis ich kräftig genug war , nach Hause zu gehen . Die junge Lizzie wachte in der Nacht über mich . Ich erinnere mich noch immer an ihre kühle Hand auf meiner Stirn und wie sie mich mit sanfter Stimme tröstete . Ich glaube , sie hatte Mitleid mit mir , so wie sie mit einem verwundeten Tier Mitleid gehabt hätte .
Die Handschrift brach ab, gleichzeitig krachte ein glühendes Holzscheit in sich zusammen und ließ die Funken aufstieben. Stanley reckte seinen schlanken Rücken, um nachzusehen, was die Bewegung verursacht hatte, dann schmiegte er die Nase an den Schwanz und schlief weiter. Ich schwieg und wartete, dass Tante Dimity weitererzählte. Einen Augenblick später setzte sich die Handschrift fort.
Nachdem Granny Black gestorben war , gehörte ich zu den wenigen Privilegierten , die Lizzie in ihr Leben ließ – selten genug , denn sie konnte die Menschen nur in geringen Dosen ertragen . Jedenfalls ging ich immer wieder mal zur Hilltop-Farm , um nachzusehen , ob Lizzie alles hatte , was sie brauchte . Sie hatte immer alles .
»Ich bin sicher, dass sie froh war, dich zu sehen«, sagte ich. »Du bist hier aufgewachsen und konntest mit Leuten umgehen. Aber warum sollte sie mit mir sprechen? Ich bin nicht einmal Engländerin.«
Vielleicht will sie nicht mit Dir reden , Lori , aber den Versuch ist es wert . Wenn Dich jemand auf einen Besuch in Aldercot Hall vorbereiten kann , dann Lizzie Black .
Da ich jedes Mal Schmetterlinge im Bauch spürte, wenn ich daran dachte, was mich auf Aldercot Hall erwartete, beschloss ich, Tante Dimitys Rat zu folgen. Ich würde das Abendessen verpassen, aber eine versäumte Mahlzeit war ein kleiner Preis, wenn ich dafür Informationen über die DuCarals – und vielleicht sogar Rendor – bekam.
»Ich muss los«, sagte ich mit einem Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims. »Morgen habe ich keine Zeit, Lizzie zu besuchen, und wenn ich noch länger warte, störe ich sie womöglich beim Abendessen. Ich hinterlasse Annelise eine Nachricht und nehme ihren Wagen.«
Lass Dich nicht von Lizzies Manieren einschüchtern , Lori . Sie kann manchmal etwas … brüsk sein .
»Okay«, sagte ich.
Bisweilen auch abweisend .
»Ach so.«
Sogar beleidigend .
»Das reicht«, sagte ich. »Ich versuche es, und wenn sie nicht mit mir reden will, gehe ich eben wieder.«
Meine Gedanken sind bei Dir , meine Liebe .
»Danke«, sagte ich und schlug das Buch zu, bevor Tante Dimity mich noch nervöser machte, als ich schon war.
Natürlich hatte ich Bammel vor dem Treffen mit Lizzie Black. Wer so viele Jahre allein auf einem Bauernhof lebte, musste ja die ein oder andere Macke haben. Vielleicht war Lizzie Black eine verschrobene Überlebenskünstlerin oder gar eine kichernde, einäugige Hexe – eine ältere, gruseligere Version von Miss Archer. Meiner Fantasie waren keine Grenzen gesetzt, aber als ich das Cottage verließ, sagte ich mir: Was immer aus Lizzie Black geworden ist, irgendwo tief in ihr steckt noch das Mädchen, das Tante Dimity gegenüber so freundlich gewesen war.
10
DESHALB HINTERLIESS ICH Annelise lediglich einen Zettel, auf dem stand, dass ich nicht sicher sei, wann ich zurückkäme, und dass sie mit dem Abendessen nicht auf mich warten solle. Bei einem Notfall, sagte ich mir, konnte sie mich ja auf dem Handy erreichen.
Ich legte den Zettel auf den Küchentisch, nahm mir den Zweitschlüssel für ihr Auto aus der Schublade, schnappte mir eine Regenjacke vom Garderobenhaken und nahm auch noch ein Paar Gummistiefel mit. Auf einem Bauernhof würden sie mir bessere Dienste erweisen als die Turnschuhe.
Es war fast vier, als ich das Cottage verließ, und die Sonne senkte sich am Horizont, aber es hatte aufgehört zu regnen. Ein paar blaue Flecken lugten durch die Wolkendecke, und das Tageslicht reichte noch aus, um die schmale Straße zu finden, die Tante Dimity als »recht abweisend« beschrieben hatte. Es stellte sich heraus, dass ich schon viele Male an der Abzweigung vorbeigefahren war, aber es war mir nie in den Sinn gekommen, den Feldweg zu befahren. Ich hatte ihn für einen Kuhpfad gehalten.
Als ich das Gehöft am Ende von Lizzies Straße erreicht hatte, war ich überzeugt, dass ich die Stoßstangen von Annelises Auto reparieren lassen musste. Auch wenn der kleine, gedrungene Ford die tiefen Furchen und die alles erschütternden Schlaglöcher überlebt hatte, die den Weg so »abweisend« machten, gern befahren hatte er ihn nicht. Als ich
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