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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Ross und den Supremes »Set me free, why don't you, Babe« aus dem Radiowecker zum Aufstehen zu motivieren. Sie hatte nach dem Telefon gegriffen und sich bemüht, munter zu klingen, während sie die Adresse auf die Innenseite des Umschlags von Zerrissen vor Verlangen kritzelte, dem Liebesschmöker, der sie bis tief in die Nacht hinein mit der quälenden Frage wach gehalten hatte, ob der Held und die Heldin ihrer fatalen Leidenschaft füreinander nachgeben würden. Das war wirklich nicht einfach zu erraten, hatte sie sich sarkastisch gesagt.
    Die Gesamtschule lag nicht allzu weit von Bovingdon Close entfernt, wo Davey Bentons Familie wohnte. Die Schule hatte den Charme einer Anstalt für den offenen Strafvollzug, ein Eindruck, den die Fassadenmalereien eines Möchtegern-David-Hockney nur unzureichend milderten.
    Obwohl Lynleys Anfahrtsweg im Vergleich zu ihrem wesentlich länger war, wartete er schon auf sie. Er wirkte grimmig. Er war bei den Bentons gewesen, erklärte er.
    »Wie halten sie sich?«
    »Wie man es erwartet. Wie jeder sich in einer solchen Situation halten würde.« Lynley klang kurz angebunden, schroffer, als sie gedacht hätte. Sie betrachtete ihn eingehend und wollte gerade fragen, was los sei, als er zu dem Schulgebäude hinüberwies. »Können wir?«, fragte er.
    Barbara war bereit. Sie waren hier, um mit einem gewissen Andy Crickleworth zu sprechen, angeblicher Kumpel von Davey Benton. Lynley hatte ihr am Telefon erklärt, dass er möglichst viel Munition haben wollte, ehe sie sich Barry Minshall in einem Verhörraum der Holmes-Street-Wache vornahmen, und er habe das Gefühl, Andy Crickleworth sei derjenige, der sie ihnen beschaffen konnte.
    Lynley hatte angerufen, um die Schulverwaltung vorzuwarnen, dass die Polizei an einem ihrer Schüler interessiert sei. So dauerte es nur wenige Minuten, bis Lynley und Barbara sich in Gesellschaft des Schulleiters, seiner Sekretärin und eines dreizehnjährigen Jungen wiederfanden. Die Sekretärin wirkte grau und resigniert, und der Schulleiter hatte das verbrauchte Aussehen eines Mannes, für den der Ruhestand gar nicht früh genug kommen konnte. Der Junge hatte eine Zahnspange, Pickel im Gesicht und das Haar nach hinten gegelt wie ein Gigolo der Dreißigerjahre. Als er den Raum betrat, zog er eine Hälfte der Oberlippe hoch, womit er den Eindruck erweckte, als habe er für die Polizei nur Geringschätzung übrig. Doch das einstudierte Zähnefletschen konnte nicht über das nervöse Zucken seiner Hände hinwegtäuschen, die er während des ganzen Gesprächs in seinen Unterleib drückte, als wolle er sich so daran hindern, in die Hose zu machen.
    Der Schuldirektor - Mr. Fairbairn - übernahm es, sie einander vorzustellen. Sie führten die Unterhaltung in einem Konferenzraum an einem funktionalen Tisch, der von unbequemen, funktionalen Stühlen umgeben war. Seine Sekretärin saß in einer Ecke und machte mit wütendem Eifer Notizen, als müssten die ihren in einem anstehenden Rechtsstreit einem Vergleich mit Barbaras Notizen standhalten.
    Lynley begann, indem er Andy Crickleworth fragte, ob er wisse, dass Davey Benton tot war. Daveys Name sollte erst an diesem Vormittag veröffentlicht werden, aber an Schulen verbreiteten Gerüchte sich in der Regel wie ein Lauffeuer. Wenn Daveys Eltern die Schulleitung von der Ermordung ihres Sohnes informiert hatten, war es wahrscheinlich, dass die Neuigkeit längst die Runde gemacht hatte.
    Andy sagte: »Ja, das wissen alle. Jedenfalls alle in der achten Klasse.« Kein Bedauern war seiner Stimme anzuhören. Er erklärte dies, indem er fortfuhr: »Er wurde ermordet, oder?«, und der Tonfall besagte, dass Mord eine noblere Art war, aus dem Leben zu scheiden, als Krankheit oder Unfall, und dem Opfer eine Coolness verlieh, die für die anderen unerreichbar war.
    Diese Überzeugung war für ungefähr jeden dreizehnjährigen Jungen typisch, fand Barbara. Ein plötzlicher Tod kam ihnen wie ein großes Wunder vor, das nur anderen und nie ihnen selbst geschehen konnte. Sie sagte leichthin: »Erst erwürgt, dann weggeworfen, Andy«, um zu sehen, ob ihn das aus der Ruhe bringen würde. »Du weißt doch, dass in London ein Serienmörder umgeht, oder?«
    »Der hat Davey erwischt?« Andy schien eher beeindruckt als eingeschüchtert. »Und ich soll Ihnen helfen, ihn zu schnappen, oder so was?«
    »Du beantwortest nur ihre Fragen, Crickleworth«, sagte Mr. Fairbairn. »Und sonst nichts.«
    Andy warf ihm einen Blick zu, der sagte: Leck

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