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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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würde: Holmes, Sie verblüffen mich!
    Stattdessen fragte Lynley ihn: »Warst du vor diesem Tag jemals an dem Zaubereistand?«
    »Nein, nie«, antwortete Andy. »Niemals.« Doch während er das sagte, drückte er die Hände in den Unterleib, ließ sie dort und warf einen verstohlenen Blick auf Barbaras Kuli.
    Er lügt, dachte sie. Sie fragte sich, warum. »Stehst du selbst auch auf Zaubertricks, Andy?«, fragte sie.
    »Sind okay. Aber nicht dieser Babykram mit Bällen und Seilen. Ich steh auf die, bei denen Flugzeuge verschwinden. Oder Tiger. Nicht dieser andere Scheiß.«
    »Crickleworth«, warnte Mr. Fairbairn.
    Andy sah kurz in seine Richtung. »'tschuldigung. Daveys Tricks fand ich nicht so klasse. Das ist was für kleine Kinder, oder? Passt nicht zu mir.«
    »Aber es passte zu Davey?«, hakte Lynley nach.
    »Davey«, antwortete Andy, »war ein kleines Kind.«
    Genau die Sorte, die einem Dreckskerl wie Barry Minshall gefiel, dachte Barbara.
    Andy hatte ihnen nichts weiter zu sagen. Sie hatten, was sie brauchten: eine Bestätigung, dass Minshall und Davey Benton interagiert hatten. Selbst wenn der Zauberer behauptete, seine Fingerabdrücke seien auf den Handschellen, weil sie ihm gehört hatten, selbst wenn er nicht gesehen hatte, dass Davey sie von seinem Stand stahl, konnte die Polizei ihn bereits an diesem Punkt der Lüge überführen. Er hatte Davey nicht nur beim Versuch, die Handschellen zu stehlen, beobachtet, sondern ihn auch gleich zur Rede gestellt. Für Barbara war klar: Sie hatten Minshall am Haken.
    Als sie und Lynley das Schulgebäude verließen, sagte sie: »Bingo, Superintendent. Wir kriegen Barry Minshall zum Frühstück.«
    »Wenn es nur so einfach wäre.« Lynleys Stimme klang niedergeschlagen, ganz anders, als sie erwartet hätte.
    »Warum soll es nicht einfach sein?«, fragte Barbara. »Wir haben die Aussage des Jungen, und Sie wissen doch, dass wir auch den Rest der Clique vernehmen können, wenn es nötig wird. Wir haben die indische Frau, die Davey in Minshalls Wohnung hat gehen sehen, und die Fingerabdrücke des Jungen werden dort überall zu finden sein. Also ich würde sagen, die Welt sieht heute schon wieder viel fröhlicher aus. Was meinen Sie?« Sie sah ihn scharf an. »Ist sonst noch was passiert, Sir?«
    Lynley blieb neben seinem Wagen stehen. Ihrer war weiter die Straße hinunter geparkt. Er schwieg so lange, dass sie sich schon zu fragen begann, ob er überhaupt antworten würde, und dann sagte er ein Wort: »Vergewaltigt.«
    »Was?«
    »Davey Benton wurde vergewaltigt, Barbara.«
    »O Scheiße«, murmelte sie. »Es ist genau, wie er gesagt hat.«
    »Wer?«
    »Robson hat vorausgesagt, die Dinge würden eskalieren. Was immer dem Mörder anfangs seinen Kick bringt, werde irgendwann nachlassen, sodass er mehr braucht. Jetzt wissen wir, was es ist.«
    Lynley nickte. »Das wissen wir.« Dann rang er sich dazu durch, hinzuzufügen: »Ich habe es nicht fertig gebracht, das den Eltern zu sagen. Ich wollte es tun, denn sie haben ein Recht, zu wissen, was ihrem Sohn passiert ist, aber als es so weit war ...« Er wich ihrem Blick aus und schaute über die Straße auf einen alten Mann, der den Gehweg entlanghinkte und einen Einkaufstrolly hinter sich herzog. »Es war der schlimmste Albtraum seines Vaters. Ich konnte ihn nicht wahr werden lassen. Ich hab es einfach nicht übers Herz gebracht. Irgendwann werden sie es erfahren müssen. Spätestens im Prozess wird es herauskommen. Aber als ich ihm ins Gesicht gesehen habe ...« Er schüttelte den Kopf. »Allmählich verliere ich den Willen, diese Arbeit zu tun, Havers.«
    Barbara ertastete ihre Players und zog das Päckchen hervor. Sie bot ihm eine Zigarette an und hoffte, er werde standhaft bleiben und ablehnen, was er tat. Sie selbst steckte sich eine an. Der Geruch von brennendem Tabak lag scharf und bitter in der kalten Winterluft. »Nur weil Sie mehr Mensch geworden sind, sind Sie deswegen nicht weniger Polizist«, sagte sie.
    »Es hat damit zu tun, verheiratet zu sein«, erklärte er ihr. »Und mit der bevorstehenden Vaterschaft. Es gibt einem das Gefühl ...« Er verbesserte sich: »Es gibt mir das Gefühl, zu verwundbar zu sein. Ich sehe jeden Tag, wie flüchtig das Leben sein kann. Von einem Augenblick zum nächsten kann es vorüber sein, und dies hier ... was Sie und ich hier tun ... unterstreicht das. Und ... Barbara, ich sage Ihnen, was ich nie zu fühlen erwartet habe.«
    »Was?«
    »Dass ich es nicht mehr ertragen kann. Und

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