13 - Wo kein Zeuge ist
haben. Also bitte ich Sie nochmals, uns Ihre Beziehung zu dem Jungen zu erklären.«
»Dass ich ihn beim Diebstahl an meinem Stand erwischt habe, stellt keine Beziehung dar«, erwiderte Minshall. »Kinder versuchen ständig, meine Waren mitgehen zu lassen. Manchmal schnappe ich sie. Manchmal nicht. Im Fall dieses Jungen, hat diese Beamtin mir erklärt« - er nickte zu Barbara hinüber -, »dass Sie ein Paar Handschellen bei seinen Sachen gefunden haben, die vielleicht ursprünglich irgendwann einmal von meinem Stand stammten. Aber wenn das der Fall ist, sagt Ihnen das doch, dass ich ihn eben nicht beim Diebstahl erwischt habe! Denn warum sollte ich ihn mit den Handschellen gehen lassen, wenn ich ihn erwischt hätte?«
»Vielleicht hatten Sie einen sehr guten Grund dafür.«
»Zum Beispiel?«
Lynley gedachte nicht, zuzulassen, dass der Verdächtige zu diesem oder irgendeinem anderen Zeitpunkt der Vernehmung selbst die Fragen stellte. Er wusste, sie hatten alles bekommen, was Minshall zu sagen bereit war, aber nicht alles, was es zu sagen gab. Also erwiderte er: »Während wir uns hier unterhalten, Mr. Minshall, wird eine kriminaltechnische Untersuchung Ihrer Wohnung durchgeführt, und ich nehme an, Sie und ich wissen beide, was dabei herauskommen wird. Ein weiterer Beamter nimmt sich gerade Ihren Computer vor, und ich kann mir vorstellen, welch hübsche Bilder wir finden, wenn wir die Websites anklicken, die Sie besucht haben. Unterdessen wird Ihr Lieferwagen von Forensikern untersucht. Ihre Nachbarin - ich nehme an, Sie kennen Mrs. Singh? - hat Davey Benton eindeutig als Besucher Ihrer Wohnung an der Lady Margaret Road identifiziert, und wenn wir ihr die Fotos von den anderen toten Jungen zeigen ... Nun, ich schätze, den Rest können Sie sich selbst denken. Und all das haben wir schon, noch bevor Ihre Standnachbarn im Stables Market bei unserer Befragung anfangen, Ihr Grab zu schaufeln.«
»Wozu wollen Sie sie befragen?«, erwiderte Minshall, aber er klang schon nicht mehr ganz so selbstbewusst wie zuvor und warf dem Anwalt einen Seitenblick zu, als suche er irgendeine Art von Unterstützung.
»Zu dem, was nun passieren wird, Mr. Minshall: Ich verhafte Sie unter dem Verdacht, Davey Benton ermordet zu haben. Und das ist nur der Anfang. Diese Vernehmung ist bis auf weiteres beendet.« Lynley beugte sich vor, nannte Datum und Uhrzeit und schaltete den Rekorder aus. Er reichte James Barty seine Karte und sagte: »Ich stehe zur Verfügung, sollte Ihr Mandant weitere Aussagen zur Sache machen wollen, Mr. Barty. Bis dahin haben wir viel zu tun. Ich bin überzeugt, der diensthabende Sergeant hier wird dafür sorgen, dass Mr. Minshall alles zu seiner Bequemlichkeit hat, bis er in ein Untersuchungsgefängnis überstellt werden kann.«
Draußen wandte Lynley sich an Havers: »Wir müssen die Jungen auf diesen Polaroids finden. Wenn es über Barry Minshall eine Geschichte gibt, ist es einer dieser Jungen, der sie erzählen kann. Und wir müssen sie mit den Fotos der toten Jungen abgleichen.«
Sie sah zurück zur Wache. »Er hat Dreck am Stecken, Sir. Ich fühl das. Sie nicht auch?«
»Er ist genau das, wonach wir laut Robson suchen sollen, nicht wahr? Diese selbstsichere Ausstrahlung. Es wird eng für ihn, und er ist nicht einmal beunruhigt. Nehmen Sie ihn unter die Lupe. Gehen Sie so weit wie möglich zurück in die Vergangenheit. Wenn er mit acht Jahren verwarnt wurde, weil er auf dem Gehweg Fahrrad gefahren ist, will ich es wissen.« Lynleys Handy begann zu klingeln, während er sprach. Er wartete, bis Havers ihren Auftrag notiert hatte, ehe er das Gespräch annahm.
Der Anrufer war Winston Nkata, und er klang wie jemand, der sich große Mühe gibt, seine Erregung zu verheimlichen. »Wir haben den Van, Chef. In der Nacht von Kimmo Thornes letztem Einbruch ist ein Van viel zu langsam die Straße entlanggeschlichen, als wollte der Fahrer die Gegend auskundschaften. Die Wache an der Cavendish Road hat die Information bekommen, aber es kam nichts dabei heraus. Sie konnten keinen Zusammenhang zu dem Einbruch herstellen, sagen sie. Die Zeugin müsse sich beim Nummernschild geirrt haben.«
»Warum?«
»Weil der Besitzer ein Alibi hat. Bezeugt von Schwestern dieser Mutter-Teresa-Gruppe.«
»Ich würde sagen, die Zeuginnen sind über jeden Zweifel erhaben.«
»Aber hör'n Sie sich das an: Der Van gehört einem Kerl namens Muwaffaq Masoud. Seine Telefonnummer stimmt mit der überein, die wir auf dem Überwachungsvideo von
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