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1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass sie auf alle Fälle von ihren Sünden Abstand nehmen sollten.
    Er senkte den Kopf, als wollte er durch den Sargdeckel hinweg auf den Toten schauen. Das alles gehörte zu einem normalen Vorgang. Dagegen hatte ich auch nichts einzuwenden. Es gab zudem keinen Grund, der mich misstrauisch werden ließ.
    Und trotzdem passierte es. Es kam zu einer Veränderung, mit der auch ich nicht gerechnet hatte. Der Pfarrer hatte seinen Blick gesenkt. Es war alles in Ordnung, dann aber zuckte er in die Höhe, als hätte man ihm einen heftigen Schlag versetzt. Die Bewegung war nicht normal. Ebenso wenig wie der Gesichtsausdruck, in dem ich nur ein Gefühl las, das dort festgeschrieben war.
    Schrecken!
    Der Pfarrer wich zurück. Er prallte dabei gegen einen Messdiener. Ich sah, dass er sich bekreuzigte. Er duckte sich auch und wirkte auf mich, als wollte er jeden Augenblick verschwinden.
    Sein Verhalten dauerte nur wenige Sekunden, dann schlug es auch auf die anderen Gäste über, aber sie verhielten sich anders als der Geistliche. Sie hatten etwas gesehen, das sie entsetzte. Die ersten Schreie brandeten auf, und plötzlich entlud sich der Strom zu einer panikartigen Reaktion…
    ***
    Warum der Geistliche so reagiert hatte, war mir unbekannt geblieben.
    Ebenso verstand ich nicht die Reaktion der Trauergäste, aber sie wollten den Sarg nicht mehr sehen. Jeder Körper bewegte sich plötzlich, und da waren nur die Ausgänge wichtig. Man nahm keine Rücksicht auf den anderen. Ich wurde ebenfalls zur Seite gedrückt, als die Menschen an mir vorbeiströmten, um den Ausgang zu erreichen. Leider stand ich auf dem falschen Fuß, sodass ich fast gefallen wäre.
    Ob Frauen oder Männer, sie alle waren von der gleichen Furcht gepackt worden. Das sah ich auch an ihren Gesichtern, die von einer plötzlichen Furcht gezeichnet waren. Es war keine Angst, die die Menschen um sich hatten, hier ging es um etwas, das sie gesehen hatten und mit dem sie nicht zurechtkamen. Es passte nicht hierher und auch nicht in ihr Leben.
    Mit rudernden Armen lief eine Frau an mir vorbei. Sie hatte den Mund weit geöffnet und keuchte: »Der Teufel, der Teufel ist gekommen. Wahnsinn! Wir sind verflucht und verloren…«
    Dann war sie weg!
    Ich hatte mein Gleichgewicht zurückgefunden. Der Strom der Menschen drängte sich mir weiterhin entgegen, und ich lief im wahrsten Sinne des Wortes dagegen an.
    Alle wollten weg.
    Nur ich musste hin!
    Diesmal ruderte ich auch und verschaffte mir so freie Bahn. Hinter mir hörte ich so manchen Fluch, was mich nicht mehr kümmerte, denn ich hatte freie Bahn.
    Die Leute hatten keine Rücksicht auf andere Gräber genommen.
    Wie eine Herde flüchtender Tiere waren sie darüber hinweggelaufen. Im Schnee zeichneten sich ihre Spuren ab, und auch der Pfarrer stand auf einem fremden Grab. Seine Füße waren bis über die Knöchel im Schnee eingesunken. Er konnte nichts tun. Er wirkte wie sein eigenes Denkmal, und auf seinem Gesicht zeichnete sich eine leichenhafte Blässe ab. Die Messdiener hatten ebenfalls das Weite gesucht.
    Dafür war der Sarg noch da. Und er war das wichtigste Utensil auf diesem Friedhof. Er stand noch außerhalb des Grabes. Die Träger waren weit und breit nicht zu sehen, und darüber war ich froh.
    Für einen Moment dachte ich an Theo Thamm. Ich drehte mich allerdings nicht zu ihm um, denn der Sarg war wichtiger.
    Auf seinem Deckel hockte etwas. Ein Wesen. Klein, sehr klein, aber auf eine gewisse Art und Weise widerlich und abstoßend…
    Es war ein Baby!
    Und zwar das Kind, um das sich alles drehte. Das der Mutter aus dem Leib genommen worden war…
    ***
    Es konnte einfach nicht anders sein. Ich musste an Janes Geschichte denken, die sie von der Mutter gehört hatte oder von deren Geist, wie auch immer.
    Das Kleinkind war sogar recht groß, aber es war auch hässlich. Es hockte auf dem Sarg. Es hatte seinen Mund zu einem irgendwie ekligen Grinsen verzogen, und ich musste einfach in die Augen schauen.
    Auch sie waren für meinen Geschmack nicht normal. Ich sah sie als dunkel an, als tief, aber es gab auch einen Ausdruck in ihnen, der nichts Gutes verhieß. Als wollte dieser Balg der Welt das Böse aus der Hölle versprechen.
    Die Mutter hatte sich mit keinem normalen Menschen eingelassen, und vor mir sah ich das Produkt!
    Einzustufen war es nicht. Ich hatte wirklich keine Ahnung, ob es sich um einen Menschen handelte oder um einen kleinen Dämon, der sich erst noch zu einem großen entwickeln würde. Das war alles noch

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