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1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Als ich mich drehte, schaute ich in Janes Gesicht und wusste sofort, dass wieder etwas passiert war. Das sagte mir der Ausdruck ihrer Augen.
    Ich kam nicht dazu, ihr eine Frage zu stellen, denn Jane Collins reagierte schneller und ergriff flüsternd das Wort. Um noch mehr Überzeugungskraft in ihre Sprache zu legen, fasste sie mich am Oberarm an. »Sie hat sich wieder gemeldet, John.«
    Ich trat noch näher an Jane heran. »Und was sagt sie?«
    »Es war eine Warnung.« Die Detektivin blieb bei ihrer leisen Stimme. »Es wird etwas passieren.«
    »Hier?«
    »Wo sonst?«
    Ich bewegte mich nicht vom Fleck. So gut wie möglich schaute ich mich um, vielleicht gab es einen ersten Hinweis zu sehen. Aber da war nichts. Der Pfarrer redete nicht mehr. Soeben trat ein Mann vor, um eine allerletzte Rede zu halten. Er trug die Uniform eines Schützenmeisters.
    Mich interessierte der Mann weniger. Ich hielt Ausschau nach dem Typen mit dem dunklen Hut. Wo er gestanden hatte, das hatte ich mir eingeprägt, aber an der Stelle sah ich ihn nicht mehr. Andere Trauergäste waren zusammengerückt und füllten die Lücke.
    Ich merkte, wie etwas Unsichtbares kribbelnd meinen Rücken hinabrann. Jane hatte Recht, das spürte ich. Es bahnte sich etwas an.
    Als ich sie ansprechen wollte, stand sie nicht mehr neben mir. Sie sorgte dafür, dass sie in die Nähe des offenen Grabs gelangte.
    Möglicherweise hatte sie wieder eine Botschaft erhalten.
    Ich reckte mich. Ging noch weiter nach links und ebenfalls auf das Grab zu. Eine ältere Frau beschwerte sich, weil ich ihr kurz auf die Füße getreten war. Dafür entschuldigte ich mich mit einem knappen Lächeln.
    Dann sah ich den »Hut« wieder!
    Er bewegte sich. Da der Mann mit seiner Kopfbedeckung die meisten anderen überragte, war genau zu verfolgen, wohin er sich wandte. Er wollte zum Grab.
    Ich ging noch nicht weiter, denn von diesem Platz aus hatte ich einen guten Überblick.
    Es war nicht zu erkennen, dass Theo Thamm etwas Bestimmtes vorhatte. Das einzig Auffällige war bei ihm der Hut, der wie ein Markenzeichen auf seinem Kopf saß.
    Die letzte Rede neigte sich dem Ende zu. Der Sprecher verneigte sich vor dem Sarg, zu dem auch dieser Theo Thamm hinwollte. Da war ich mir sicher.
    Hier unterlag ich einem Irrtum. Thamm ging nicht weiter. Er blieb einfach stehen, und das hinter einer dichten Reihe von Menschen, die zu den Angehörigen und Freunden des Toten zählten.
    Dieser Mensch verhielt sich völlig normal, sodass ich mir die Frage stellte, ob ich ihn nicht grundlos verdächtigte.
    Ich suchte Jane. In meiner Nähe stand sie nicht mehr. Nachdem ich mich kurz nach links gedreht hatte, sah ich sie in einer gewissen Entfernung stehen und winken. Es war einfach nur ein kurzer Gruß. Sie wollte nicht, dass ich zu ihr kam.
    Ich richtete mein Augenmerk wieder auf den dunklen Hut. In diesem Augenblick bückte sich Theo Thamm. Warum er das tat und was er am Boden suchte, sah ich nicht. Lange blieb er nicht in dieser Haltung. Recht schnell kam er wieder hoch. Es war nichts geschehen, was einen Verdacht in mir hochsteigen ließ.
    Trotzdem kam mir diese Beerdigung nicht so normal vor, obwohl sie normal ablief. Irgendetwas war anders. Ich sah es nicht, es war nur zu spüren, und da verließ ich mich wieder auf mein Bauchgefühl. Es war allmählich Zeit, um den Sarg in das Grab zu senken.
    Die sechs Träger standen bereit. Sie trugen dunkle Kleidung. Auf ihren Köpfen standen die schwarzen Zylinder hoch. Irgendwie wirkten sie antiquiert, doch ein solches Outfit gehörte nun mal dazu. Hier hielt man eben noch auf Tradition.
    Auch der Geistliche machte sich bereit, den Sarg ein letztes Mal zu segnen. Alles nahm seinen Gang. Die Trauergäste rückten noch enger zusammen, und es war auch stiller geworden. Die Menschen gingen noch einmal in sich. Sie dachten möglicherweise daran, dass auch ihnen das Gleiche bevorstand.
    Der Pfarrer geriet jetzt in mein Blickfeld. Ich schaute nach vorn, weil ich den weiteren Fortgang und das Ende der Beerdigung miterleben wollte. Theo Thamm hatte seinen Platz nicht verlassen. Er zeigte überhaupt keine Auffälligkeiten.
    Der Pfarrer verneigte sich. Es war zu sehen, dass er sich noch mal sammelte. Auch ihm fiel es nicht leicht, zu einer Rede anzusetzen.
    Er holte tief Luft. Er schaute sich noch mal um. Sein Blick glitt über die Köpfe der Menschen hinweg. Die Augen bewegten sich nicht.
    Selbst im Sonnenlicht wirkte er irgendwie bedrohlich, als wollte er den Menschen erklären,

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