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1308 - Das Wunder der Milchstraße

Titel: 1308 - Das Wunder der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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estartisches Wunder in seiner vollen Größe. Weit ragte es aus der Hauptebene der Milchstraße empor: ein säulenförmiger Strunk mit einer Verdickung am oberen Ende. Fazzy Slutch verstand sich auf die visuelle Abschätzung von Maßen. Nicht ganz ein Zehntel des Milchstraßendurchmessers betrug die Abmessung des Großen Leuchtfeuers.
    Achttausend Lichtjahre hoch war es wohl.
    Fasziniert betrachtete er das schillernde Farbenspiel. So intensiv und verwirrend war es, daß das Auge nach längerem Hinsehen den Eindruck gewann, das fremde Gebilde hüpfe auf der Scheibe der Milchstraße auf und ab.
    „Wie eine Faust", sagte Megan Suhr andächtig.
    Fazzy kniff die Augen ein wenig zusammen und fixierte das Leuchtfeuer unter halbgeschlossenen Lidern hervor. Wahrhaftig, sie hatte recht! Der säulenförmige Strunk war ein Teil des emporgereckten Armes. Die Verdickung stellte eine geballte Faust dar.
    „Gume Shujaa", sagte Veeghr. „Die Faust des Kriegers."
    „Das Bild stellt noch etwas anderes dar, was für uns wesentlicher sein sollte", erklärte die Stimme des Schiffes. „Kann es jemand sehen?"
    Sie versuchten es, aber nach einer halben Minute gaben sie alle drei zu, daß sie nichts erkennen konnten.
    „Dann vergrößere ich das Bild nochmals um einen Faktor fünf", sagte das Schiff.
    Die Videofläche wuchs und mit ihr die Darstellung der Milchstraße.
    „Ich dämpfe alle nichtgrünen Töne", sagte die AVIGNON. „Dann sollte es deutlich werden."
    Das grelle Bunt des Bildes schrumpfte zu einem Bruchteil seiner ursprünglichen Intensität. Nur die grünen Farben blieben unverändert erhalten. Die Fäden des Psionischen Netzes, bisher hinter wirbelnden Rot-, Gelb- und Blautönen verborgen, traten mit krasser Deutlichkeit hervor. Und noch etwas war zu sehen: Durch die Sternenmassen der Milchstraße woben sich ebenfalls Fäden, locker und wahllos wie ein langer Strang Wolle, den jemand achtlos zwischen die Sterne hatte fallen lassen. Sie waren Dünner als die Bahnen des Psionischen Netzes und von matterem Grün.
    Aber das war es nicht, was die AVIGNON ihren Zuschauern zeigen wollte. Megan entdeckte es als erste.
    „Das Netz!" rief sie. „Es... es hört auf!"
    Eine Dunne Schicht undurchdringlicher Schwärze schien den Körper der Milchstraße zu umgeben. Sie zog sich an der Dunnen, in der Mitte ausgebeulten Scheibe entlang wie eine Haut. An der Oberfläche der Haut endeten die Stränge des Psionischen Netzes wie abgeschnitten. Die Dunnen, blassen Fäden des Wollknäuels dagegen lagen unter der Haut.
    Fazzy Slutch räusperte sich.
    „Mit so etwas mußten wir rechnen, nicht wahr?" sagte er. „Es war bekannt, daß Sotho Tyg Ian sein Wunder in erster Linie deswegen errichtete, weil er am Psionischen Netz flicken wollte. Das ist der Grund, warum sich seit vierzwounddreißig kein Vironaut mehr in die Milchstraße gewagt hat."
    „Es mag sein, daß das so ist." Veeghrs schrille, hohe Stimme und seine bedächtige Sprechweise bildeten einen eigentümlichen Gegensatz. „Aber für uns erhebt sich die Frage, wie wir diese... tote Zone durchqueren."
    „Wie tief ist sie?" fragte Megan.
    „Im Durchschnitt fünfhundert Lichtjahre", antwortete die Stimme des Schiffes.
    Veeghr und Megan sahen Fazzy an. Er war der Leiter des Unternehmens. Seine Aufgabe war es, Entscheidungen zu treffen. Die AVIGNON besaß zwei Triebwerksysteme: den Enerpsi-Antrieb für den überlichtschnellen Flug entlang den Strängen des Psionischen Netzes und das Gravo-Triebwerk für den maximal lichtschnellen Flug im Standarduniversum. Wer sich durch das Standarduniversum bewegte, unterlag den Einsteinschen Gesetzen. Der AVIGNON fiele es nicht schwer, eine Strecke von 500 Lichtjahren mit Hilfe des Gravoantriebs zurückzulegen, und für die Besatzung verginge während des Fluges nur ein mäßiger Betrag an Zeit - je nachdem, wie nahe das Schiff der Lichtgeschwindigkeit kam. Aber draußen, auf den Uhren der Erde und aller anderen Planeten der Milchstraße, wären inzwischen 500 Jahre verstrichen.
    So lange konnte Julian Tifflor auf die Nachricht von den Ereignissen auf Chanukah nicht warten.
    „Es gibt nirgendwo eine Verbindung zwischen dem Psionischen Netz und dem Innern der Milchstraße?" fragte er hoffnungslos.
    „Keine, die ich erkennen kann", antwortete das Schiff.
    „Was sind das für Wollfäden zwischen den Sternen?"
    „Ich nehme an, daß es sich um die Stränge des künstlichen Psi-Netzes handelt, das Sotho Tyg Ian im Innern der Milchstraße für seine

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