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1308 - Das Wunder der Milchstraße

Titel: 1308 - Das Wunder der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gebracht. Jemand löste seinen Helm. Er sah fremde Gesichter über sich, menschliche Gesichter. Er atmete frische, qualmfreie Luft.
    Da erst setzte das Gefühl der Erleichterung mit voller Wucht ein. Bonifazio „Fazzy" Slutch, Held wider Willen, verlor das Bewußtsein.
     
    *
     
    Er erwachte in einem kleinen, behaglich eingerichteten Raum. Er ruhte auf einer pneumatischen Liege. Von den Strapazen der vergangenen Stunden spürte er nichts mehr. Er war medotechnisch behandelt worden. Man hatte ihm sogar eine neue Kombination verpaßt. Über der Tür leuchteten zwei Signale, eines grün, das andere rot.
    Das Schiff, das ihn gerettet hatte, befand sich im Metagrav-Flug.
    Fazzy richtete sich auf. Als stünde er unter Beobachtung und als hätte draußen jemand auf dieses Signal gewartet, öffnete sich Sekunden später die Tür. Ein Mann, unverkennbar terranischer Herkunft, trat ein. Auf seiner Montur prangte das uralte Symbol der Medotechniker: eine Schlange, die sich um einen senkrecht stehenden Stab ringelte.
    „Ich bin Armond Mays", sagte der Mann. „Meinen Glückwunsch zu deiner Rettung und willkommen an Bord der RINGWORLD. Wie fühlst du dich?"
    Fazzy schwenkte die Beine von der Liege.
    „Danke der Nachfrage", antwortete er. „Ich habe mich selten besser gefühlt. Wie geht es den ändern?"
    „Nicht schlechter als dir", sagte Mays.
    „Wie viele sind wir überhaupt noch?"
    „Wir haben dreizehn Mann an Bord genommen."
    Fazzy senkte den Kopf. Also war außer Yidüül noch einer auf der Strecke geblieben.
    „Wie viele wart ihr ursprünglich?" fragte Armond Mays.
    „Vierzig", sagte Fazzy mit dumpfer Stimme.
    „Es tut mir leid." Der Medotechniker wandte sich um. „Vielleicht kann ich dir auf diese Weise einen kleinen Trost bereiten."
    Auf seinen Zuruf hin entstand vor der Tür eine Videofläche. Fazzy Slutch sah den Feresh Tovaar, wie er ihn vor ein paar Tagen gesehen hatte, als die AVIGNON das Raumfort anflog. Nur zuckten jetzt Blitze über seine Oberfläche, und an mehreren Stellen brach leuchtende Glut aus seinem Innern.
    „Wann war das?" fragte er.
    „Vor achtzig Minuten", antwortete Mays. „So lange warst du bewußtlos."
    Fazzy verfolgte das Geschehen mit wachsender Spannung. Die Aufnahme war ohne Ton. Gespenstisch huschten die Silhouetten der GOI-Schiffe an dem Würfel des Raumforts vorbei, mit Breitseiten auf das dem Untergang geweihte Gebilde einhämmernd.
    Die Kamera rückte ab. Der Feresh Tovaar glitt in die Schwärze des Alls und wurde kleiner. Da zuckte ein mächtiger Blitz durch die Finsternis. Ein weißblauer Glutball entstand, blähte sich auf, verfärbte sich über Gelb und Orange nach Rot und sank wieder in sich zusammen. Minuten vergingen. Die Glut wurde dunkler und verschwand schließlich ganz. Der Punkt, an dem sie geleuchtet hatte, war das Zentrum eines schwach leuchtenden Gasrings, der sich zusehends verbreiterte.
    Mehr war von Feresh Tovaar Nr. 185 nicht übriggeblieben. Fazzy Slutch verkrampfte sich das Herz. Nicht nur das Raumfort war verschwunden. Auch ihr braves Virenschiff, die AVIGNON, hatte aufgehört zu existieren.
    „Ein kleiner Trost, ja", sagte er. „Habt ihr auch Windaji Kutisha erwischt?"
    „Wir hoffen es", antwortete Armond Mays. „Der Jäger ist unberechenbar. Wenn er wider Erwarten entkommen ist, werden wir in Kürze von ihm hören. Er stellt sein Licht nicht unter den Scheffel."
    „Wohin fliegen wir?" wollte Fazzy wissen und gähnte dazu.
    „CLARK FLIPPER, Stützpunkt unserer Organisation."
    „Wie lange noch?"
    „Eine Stunde, mehr nicht." Er sah, wie Fazzy erstaunt aufblickte, und fügte erklärend hinzu: „Wir waren unterwegs, als wir euren Hilferuf empfingen. Nur deswegen gelang es uns, rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein."
    Fazzy ließ sich auf die Liege sinken.
    „Ich bin müde", beschwerte er sich.
    „Das sollst du sein", antwortete Armond Mays grinsend. „Die Medikamente wirken nach."
    Die letzten Worte hörte Fazzy schon nicht mehr. Er war eingeschlafen.
     
    ENDE

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