1317 - Horror-Puppen
zweite Versuch hatte ihr gezeigt, wozu sie fähig waren. Das alles waren Übungen. Der richtige Angriff würde noch folgen.
Wieder schoss eine hoch.
Sheila kannte sie bereits.
Es war die erste der Puppen. Rotes Haar. Ein kasperhaftes Gesicht mit einer langen Nase und großen Glotzaugen. Keine Mütze und auch keine Haare auf dem Kopf.
Dafür etwas anderes.
Im Moment des Erkennens schrie Sheila auf. Sie hatte Bills Beretta gesehen, die von zwei kleinen Händen gehalten wurde, und glaubte, in eine riesengroße Mündung zu schauen.
Genau im richtigen Moment fiel der Schuss!
***
Ich war zwar in gewissem Sinne auf die Antwort vorbereitet gewesen, trotzdem hatte sie mich hart getroffen, auch weil sie mit einer so großen Sicherheit ausgesprochen worden war.
Sheila und Bill sollten getötet werden!
Seltsamerweise glaubte ich dieser Iris Freeman jedes Wort. Sie hielt hier die Fäden in den Händen. Alles, was dem entgegenlief, wurde einfach gekappt.
»Sie haben keine Chance!«, erklärte sie zufrieden. »Die Puppen sind besser.«
»Dann hast du sie geschickt!«
»Ja!«
Ich wollte es ihr nicht so leicht machen. »Aber auch wir sind nicht zufällig hier erschienen, Iris. Du bist einen Schritt zu weit gegangen. Du hast dich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Man ist auf dich aufmerksam geworden, und das ist bestimmt keine reine Neugierde gewesen. Menschen wie dir muss das Handwerk gelegt werden, auch wenn du ein schweres Schicksal hinter dir hast.«
Natürlich drängte bei mir die Zeit. Ich wollte meine Freunde nicht als Leichen wiedersehen, aber ich konnte hier nicht durchdrehen und dachte zudem daran, dass Sheila und Bill schon einiges hinter sich hatten und sich durchaus zu wehren wussten. Die eigentliche Konfrontation zögerte ich noch hinaus und ließ auch meine Waffe stecken.
»Du hast mir ja einiges über dein Schicksal erzählt. Es ist schwer genug gewesen und es zeigt mal wieder, dass die Welt verdammt grausam und unmenschlich sein kann. Aber die Menschen, die durch deine Puppen in Lebensgefahr geraten sind, haben mit deiner Vergangenheit nichts zu tun, gar nichts, verstehst du? Sie sind einfach nur unschuldig und sonst nichts. Warum willst du sie töten?«
»Weil sie mich hintergangen haben!«, hielt sie mir vor.
»Ich verstehe nicht.«
»Diese Sheila kam nicht allein.«
»Ah ja«, sagte ich und nickte. »Nur – was wäre anders gewesen, wenn sie nicht allein gekommen wäre? Kannst du mir das sagen? Hättest du dich da anders verhalten?«
»Ich glaube schon«, flüsterte sie, »ich bin sogar davon überzeugt. Wir hätten uns bestimmt gut verstanden. Sie hat so großes Interesse an meinen Puppen gezeigt. Ich hätte nie gedacht, dass sie mich reinlegen will. Andere Menschen haben mir nie geglaubt, wenn ich sie auf mein Werk angesprochen habe. Sie haben mich sogar ausgelacht und hielten mich für eine Irre. Das ist bei ihr nicht der Fall gewesen. Sie zeigte echtes Interesse, aber sie hat mich so verdammt enttäuscht. Sie brachte zwei Personen mit, die gegen mich waren, und dafür muss sie büßen. Alle werden büßen müssen, denn ich werde meine Rache vollenden. Ich werde auch dafür sorgen, dass niemand in das Haus einzieht, das für mich zu einem Gefängnis geworden ist. Es soll leer bleiben, und ich werde es zerstören, das habe ich mir vorgenommen. Jeder, der es betritt, ist ein Gefangener der Puppen…«
Das war wieder neu für mich. Ich schüttelte leicht den Kopf und sagte: »Dann willst du die Botschaft vernichten? Sehe ich das richtig?«
»Nicht die Botschaft. Dort habe ich nicht gelebt. Meine Herren haben ein Haus gemietet, das außerhalb von London steht. Jetzt ist es leer. Ein Makler sucht nach Mietern. Ich habe ihn gewarnt, dies zu tun und das zu betreten. Er hat nicht auf mich gehört.«
»Dann hat er es betreten?«
»Ja.«
»Wann?«
»Heute«, erklärte sie. Wieder sah ich das Leuchten in ihren Augen. »Ja, er ist heute da.«
»Und was geschieht mit ihm?«
Sie legte den Kopf zurück und lachte. »Er wird das Grauen erleben. Er wird vor seinem Tod eine Hölle durchmachen, denn meine Freunde kennen keine Gnade.«
»Dann sind die Puppen dort?«
»Ja«, flüsterte sie, »ich habe sie hingeschickt. Ich habe ihnen gesagt, wo sie hingehen sollen…«
Sie konnte nicht mehr sprechen, weil sie mit ihren Gedanken woanders war. In ihren Augen glitzerte es weiter. So wie sie sah nur eine Siegerin aus.
Ich hatte genug erfahren und wusste praktisch alles. Auch, dass jetzt für mich der
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