132 - Die Seelenfänger
„Das könnte mit Baphomet zusammenhängen."
„Ich frage mich, was Olivaro mit dem Kinddämon zu schaffen hat", sagte Dorian. „Immerhin ist er gleichzeitig mit Baphomet und Martin verschwunden. Ich traue diesem Januskopf immer weniger." „Warten wir erst einmal ab, was uns Olivaro zu sagen hat", meinte Coco. „Vielleicht gibt es für alles eine einfache Erklärung."
Sie hatten den Wald hinter sich gelassen. Von links kam eine Gruppe junger Leute. Es handelte sich um vier Männer in sportlicher Kleidung und um ein Mädchen in der Tracht der Einheimischen. Das Mädchen sprach auf einen der Männer auf spanisch ein. Dieser übersetzte ihre Worte für seine Kameraden ins Deutsche.
„Maria will uns davor warnen, weiterhin nach den Schätzen der versunkenen Galionen zu tauchen." „Die spinnt doch, Bernd", meinte einer seiner Freunde. „Sag ihr, sie soll verschwinden."
Das Mädchen klammerte sich an den Mann, der Spanisch verstand. Coco und Dorian waren bereits so nahe, daß sie verstehen konnten, was sie sagte.
„Ich meine es doch nur gut mit euch", rief sie beschwörend. „Ich habe gesehen, wie die Geister meinen Verlobten aufs Meer entführten. Ich weiß, daß ich ihn nie wiedersehen werde. Und ich weiß, daß die Geister alle entführen werden, die ihr Geheimnis zu ergründen versuchen. Sie sind richtige Seelenfänger. Laßt von dem Schatz ab. Auf ihm liegt ein Fluch."
Das Mädchen entdeckte nun Dorian und Coco. Sie ließ von dem Deutschen ab und floh in den Wald.
„Haben wir sie so erschreckt?" wunderte sich Dorian.
„Sieht fast so aus", meinte Coco. „Ich werde mich mal um sie kümmern."
Coco versetzte sich in einen rascheren Zeitablauf und holte das Mädchen ein, als es zwanzig Meter in den Kiefernwald eingedrungen war. Es war zur Bewegungslosigkeit erstarrt. Coco kehrte in den normalen Zeitablauf zurück und hypnotisierte das Mädchen.
„Wie heißt du?" fragte Coco.
„Maria Muneira."
„Warum bist du vor uns davongelaufen?"
„Ihr seid Fremde. Ihr habt mich erschreckt."
„Stimmt es, daß Geister deinen Verlobten entführt haben? Hast du es mit eigenen Augen gesehen?" „Ich habe es gehört. Fremde sprachen mit Fernando im Nebel, und dann entfernten sie sich in einem Boot."
Coco erinnerte sich an den plötzlich einfallenden Nebel und die gespenstischen Stimmen, es gab keinen Grund, Maria nicht zu glauben.
„Sieh dir das Gebäude an", gebot sie Maria. „Ist das das Hotel Rias Bajas'?"
„J-ja."
„Warum zögerst du, Maria?"
„Es war früher einmal ein Hotel. Doch es wurde schon vor vielen Jahren aufgegeben. Daß es wieder betrieben wird, erfuhr ich erst, als ich Bernd Haider kennenlernte und er mir sagte, daß er hier wohnt."
Das genügte Coco. Sie gab Maria den posthypnotischen Befehl, sich wieder mit ihr in Verbindung zu setzen und ging zu Dorian zurück. Er stand bei den vier Deutschen. Einer von ihnen rief gerade: „Mich laust der Affe! Das sind Landsleute. Wollen Sie etwa auch in dieser Bruchbude absteigen? Das sollten Sie sich aber gut überlegen."
„Dieser Dauerredner hört übrigens auf den Namen Ernst Schweiger", stellte der kleinste der Männer den Sprecher vor. Er selbst hatte struwweliges blondes Haar und einen rötlich schimmernden Vollbart. Sein Name war Erich Striemer. Er deutete auf den Mann, der sich mit der Spanierin unterhalten hatte. „Marias Freund heißt Bernd Haider. Das ist Eberhard Plüger, Hardy genannt. Eine Sommersprosse mehr und er wäre ein Neger."
Eberhard Plüger, fast so groß wie Dorian, jedoch mit doppeltem Körperumfang, schien recht gutmütig, denn sein sommersprossiges Vollmondgesicht zeigte ein breites Grinsen.
Dorian stellte auch Coco und sich vor und erklärte auf die Fragen der jungen Männer, daß er geschäftlich hier sei und zum Fischmarkt von Vigo wolle.
„Dann hätten Sie sich besser ein Hotel im Stadtzentrum genommen", sagte Bernd Haider, der groß und schlank war, das Haar bürstenkurz geschnitten hatte und einen leicht verträumten Eindruck machte. „Hier sind Sie zu weit vom Schuß."
„Das Rias Bajas' wurde uns von einem Freund empfohlen", sagte Coco.
„Ich würde es nicht einmal meinem ärgsten Feind empfehlen", sagte Ernst Schweiger. „Allein schon wegen des Hausfaktotums nicht. Ramon Loyola ist ein Brechmittel. Aber Sie werden noch selbst sehen… "
„Und wieso sind Sie hier?" lenkte Dorian ab.
„Schon etwas vom Schatz der spanischen Galionen gehört, der in der Bucht von Vigo liegt?" sagte Eberhard Plüger.
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