132 - Höllenfieber
zu haben«, sagte Bill Johnson rauh. »Das Ding, das ich in meiner Hand halte, ist kein Spielzeug. Die Kanone ist echt, und sie macht verdammt große, häßliche Löcher. Wenn du nicht willst, daß sie losgeht, wirst du die Freundlichkeit haben müssen, meinen Befehlen zu gehorchen.«
Der Schamane sah Johnson verächtlich an. »Es gibt nur einen, von dem ich Befehle entgegennehme.«
»Und wer, bitteschön, ist das?«
»Der Teufel!«
Johnson überlief es eiskalt. Der Typ, der sich Coxquat nannte, war ihm nicht geheuer. Sollte etwas Wahres an dem dran sein, was er gesagt hatte?
Der Schamane schnippte mit dem Finger, und plötzlich bewegte sich der Schäferhund. Bill Johnson bemerkte es. Er fuhr herum und bekam den Horror hautnah mit.
Captain erhob sich, aber das, was da so plötzlich auf die Beine sprang, war nicht mehr Bill Johnsons gehorsamer Freund. Captain knurrte so aggressiv, daß Johnson eine Gänsehaut bekam.
Das ist nicht mehr mein Hund! durchzuckte es ihn. Captain fletschte die Zähne. Seine drohende Haltung galt jedoch nicht mehr Coxquat, sondern Johnson. Er erweckte den Eindruck, als wollte er sich auf Johnson stürzen.
»Captain! Nein!« stieß Bill Johnson heiser hervor. »Captain, ich bin es doch…!«
Captains Flanken zitterten in großer Erregung.
Coxquat lachte höhnisch. »Auch er gehorcht nur noch dem Teufel!«
Es tat Bill Johnson in der Seele weh, den Revolver auf seinen prachtvollen Hund zu richten. Würde es nicht über seine Kräfte gehen, abzudrücken? Er glaubte, es nicht fertigzubringen, auf das Tier zu schießen.
Das Grauen eskalierte. Captain verdrehte plötzlich die Augen, und das Weiß seiner Augäpfel begann unnatürlich zu leuchten. Fassungslos starrte Bill Johnson auf das Tier.
»Das… das gibt’s doch nicht…«, stammelte er. »Was ist denn mit dem Hund los?«
Captains Schädeldecke wölbte sich mit einemmal an zwei Stellen. Das Fell öffnete sich, und spitze Hörner wuchsen hoch, schnell wie im Zeitraffer.
Johnson traute seinen Augen nicht. Bin ich verrückt geworden? Ist das eine Halluzination? Ich kann das doch nicht wirklich sehen!
Aber was er sah, war real.
Aus Captain war ein Höllenhund geworden!
Und der setzte zum Sprung an…
***
Longpoint war ein kleines Nest, siebzig Kilometer von Denver entfernt, nichts Besonderes, mit kleinen Häusern und größtenteils einfachen Menschen.
Hier wohnte die Ehrlichkeit, und Hektik war ein Wort, das man nicht kannte. Es war schön, in Longpoint zu leben, schön und angenehm - vor allem dann, wenn man hier aufgewachsen war wie Jack Merrick.
Er war in Los Angeles, New York und Washington gewesen und kehrte fast reumütig hierher zurück, denn in Longpoint, das konnte man reinen Gewissens behaupten, war die Welt noch in Ordnung.
Merrick war ein mittelgroßer Mann mit sportlicher Figur, blond und sonnengebräunt. Er hielt sich mit Jogging und Tennis fit, war ein begeisterter Numismatiker, dessen Münzensammlung sich sehen lassen konnte, und sein Beruf war gleichzeitig sein Hobby.
Er war mit Leib und Seele Grafiker, entwarf in seinem kleinen Atelier unter dem Dach Werbeplakate, gefällige Verpackungsaufdrucke - und seine ganz große Liebe gehörte der Buchillustration.
Er arbeitete eng mit einem in Denver ansässigen Verlag zusammen, der ihn laufend beschäftigte. Man konnte sagen, daß es Jack Merrick beruflich geschafft hatte.
Da er gute, intelligente, phantasievolle Arbeit leistete, brauchte er sich um Nachfolgeaufträge keine Sorgen zu machen. Sie kamen von selbst, und manchmal war Merrick so überlastet, daß er nicht umhin konnte, diesen oder jenen Auftrag abzulehnen.
Er wohnte in seinem Elternhaus, dessen Äußeres er nicht verändert hatte. Drinnen sah nichts mehr so aus wie früher. Merrick hatte Mauern umgelegt, neue Zwischenwände aufgestellt, die Einrichtung geschmackvoll modernisiert. Es gab einen Zentralstaubsauger im Keller und in allen Räumen Steckdosen, an die der Schlauch angeschlossen wurde, so daß man nicht mit dem ganzen Gerät durchs Haus wandern mußte. Natürlich gab es auch eine Klimaanlage, die für eine konstante Raumtemperatur von 21 Grad Celsius sorgte.
Die in den Wohnraum integrierte Küche verfügte über die modernsten Haushaltsgeräte, und an den Wänden hingen antike Gemälde und alte sakrale Gegenstände.
Jack Merrick mixte an der verspiegelten Hausbar einen Highball für Penny Dillon, seine hübsche dunkelhaarige Freundin.
Penny saß vor dem offenen Kamin auf einem
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