1323 - Paladin VI
Macht und Profit ging.
Xrzach hatte sich eigentlich nur deshalb der GOI angeschlossen, weil er als Galaktischer Kommissar für Ermittlungen in wirtschaftskriminellen Tätigkeitsbereichen nicht mehr weitergekommen war und auch nicht mehr aus noch ein gewußt hatte, weil er immer seltener in der Lage gewesen war, zwischen Freud und Feind zu unterscheiden.
Im Kampf gegen den Kriegerkult hatte er sich durchsichtige Verhältnisse und klarere Fronten versprochen - und bisher waren seine Erwartungen auch nicht enttäuscht worden.
Es war immer leichter, gegen äußere Feinde zu kämpfen als gegen innere.
Doch jetzt schlich sich die Befürchtung in sein Herz, daß auch hier die Fronten verschwimmen und die Verhältnisse schlechter durchschaubar werden würden. Plötzlich sehnte er sich nach seiner Heimatwelt zurück, auf irgendein Fleckchen unberührter oder fast unberührter Natur, das es doch noch geben mußte.
Er setzte sich auf die beheizte Kachelbank, öffnete seine Raumkombination oben und unten und ließ den geschuppten Echsenschwanz in das Warmwasserbecken hängen.
Ein paar Sekunden lang konnte er sich so entspannen, doch eine längere Frist wurde ihm nicht gewährt.
Ein Gongschlag ertönte, dann sagte eine neutrale Stimme auf Interkosmo: „Der Gefangene Xrzach soll aufstehen und in die Mitte des Raumes gehen!"
Xrzach sah keine Veranlassung, sich ohne Notwendigkeit widerspenstig zu gebärden. Er erhob sich von seinem warmen Platz und ging zur Mitte der Zelle.
Im nächsten Moment leuchtete an der Wand rechts von ihm ein greller Lichtkegel auf.
Bevor Xrzach sich Gedanken über die Bedeutung dieses Vorgangs machen konnte, hatte der Lichtkegel sich bis zu ihm ausgebreitet und erfaßte ihn.
Er wollte zurückweichen, doch eine unwiderstehliche Kraft hielt ihn fest. Einen Sekundenbruchteil später wurde es stockfinster, dann spürte er den ziehenden Schmerz, wie er einer Ent- und Rematerialisierung zu folgen pflegte...
*
Als die Dunkelheit wich, befand Xrzach sich an einem anderen Ort.
Blaßgelbes Licht fiel von der Decke, und es war unangenehm kühl - zumindest für einen Echsenabkömmling.
Doch das beunruhigte Xrzach weniger als die weißliche oder besser farblose Gestalt, die auf einem thronähnlichen Sessel hockte, der in glasigem Grün schimmerte und zu dem drei breite Stufen hinaufführten.
Der Topsider erkannte in der Gestalt Windaji Kutisha wieder, den Schrecklichen Jager, der ihn und seine Gefährten zur Kapitulation aufgefordert hatte, als sie sich noch auf der gekaperten KALMER III aufhielten.
Zwischen dem Thron und Xrzach schwebten drei unterschiedlich aussehende Roboter, die der Topsider als Leibwächter des Chefs der Jägerbrigade einstufte.
„Weißt du, wer ich bin, Topsider?" ertönte eine sanfte, einschmeichelnde Stimme.
Die Haltung Xrzachs versteifte sich.
Hätte Windaji Kutisha ihn in feindseligem Ton angeredet, wäre ihm das als ganz normal erschienen, denn sie waren schließlich Gegner. Der sanfte und einschmeichelnde Ton jedoch verriet dem im Umgang mit allen möglichen Intelligenzen erfahrenen Goi, daß er dazu verführt werden sollte, seinem Gegenüber als Werkzeug zu dienen.
„Du bist der Schreckliche Jäger", antwortete er in völlig neutralem Ton. „Und ich heiße Xrzach und bin Mitglied der GOI."
„Und mehr sagst du nicht aus", stellte Windaji Kutisha mit leiser Ironie fest. „Ich kenne die Spielregeln, Xrzach, und ich achte Intelligenzen, die sich an sie halten. Es gibt allerdings bei den Gefangenen einige, die auf eigene Vorteile bedacht sind."
„Schon möglich", sagte Xrzach kurz angebunden.
Er konnte sich zwar nicht vorstellen, wer von der Besatzung der BULLY gemeint war, aber aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen mit den guten und noch mehr mit den schlechten Seiten intelligenter Lebewesen hielt er es durchaus für denkbar" daß sich unter seinen Mitgefangenen Egoisten befanden, die sich mit geeigneten Mitteln in Verräter verwandeln ließen.
„Willst du nicht wissen, um welche Personen es sich handelt?" fragte der Jäger.
„Ich werde es selbst herausfinden, wenn es an der Zeit ist", gab der Topsider zurück.
„Dann könnte es zu spät für dich sein", meinte Kutisha. „Wenn du weißt, wer ich bin, dann weißt du auch, daß ich meine Aufgaben nur erfüllen kann, wenn ich nicht zögere, wichtige Informationen als Waffe einzusetzen."
Xrzach wollte eine spitze Erwiderung geben, hielt sich aber dann doch zurück, weil er für vorteilhafter hielt,
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