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1324 - Der Große Bruder

Titel: 1324 - Der Große Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Es gab keine Schleuse, keine Waffen, nicht einmal einen Schirmfeldgenerator.
    Die Transfereinheit war ein nacktes, schutzloses Ei.
    Die Einrichtung des Passagierraums war entsprechend spartanisch. Es gab fünf Schwenksessel und eine Videogalerie, die ihre Tätigkeit aufnehmen würde, sobald das Boot den Leib der MARUELA verlassen hatte. Keine zusätzlichen Bequemlichkeiten; keine Getränke, keine Hygienezelle - nichts. Fahrgäste, die nur wenige Minuten unterwegs waren, brauchten solche Dinge nicht.
    Das Luk schloß sich. Die Kabine war hell erleuchtet. Sid Avarit überprüfte die Funktionen seines SERUNS und schloß den Helm. Tirzo tat es ihm nach. Dann erst setzten sie sich nieder.
    „T minus dreißig Sekunden", meldete sich eine Stimme aus dem Kontrollraum der MARUELA „Wir wünschen euch zwei eine angenehme Reise."
    Weder Tirzo noch Sid reagierten. Es war ohnehin ein Computer, der zu ihnen gesprochen hatte. Ihre Gedanken konzentrierten sich auf das, was vor ihnen lag. Noch dieses eine Mal umsteigen. Wenn die GIFFORD wieder anhielt, würden sie wissen, wer der Größe Bruder war.
    „Ihr seid unterwegs", sagte die Computerstimme.
     
    *
     
    Die Sternenfülle des Milchstraßenzentrums war phantastisch. Die Lichtpunkte der Sterne standen so dicht gedrängt, daß sie stellenweise wie eine solide Wand aus Licht und Feuer wirkten. Der Ort, an dem der Transfer zwischen der MARUELA und der GIFFORD stattfand, lag nur 963 Lichtjahre von dem supermassiven Black Hole im gravitomechanischen Mittelpunkt der Milchstraße entfernt. In dieser Gegend, hatte Sid Avarit sich sagen lassen, maßen die mittleren Sternabstände nur noch nach Lichttagen.
    Über der Sternenfülle - dort, wo das Auge die Schwärze des intergalaktischen Leerraums vermutete, wenn es ihn nur durch das Millionenheer der grellen Lichtpunkte hindurch hätte sehen können - thronte ein gewaltiges, lichtstarkes Gebilde, das aus dieser Sicht die Form eines Quaders zu haben schien. Die Perspektive täuschte. Das Gebilde war in Wirklichkeit eine Säule, oder vielmehr die Basis einer Säule, die aus psionischer Energie bestand und deren Sekundäremission im sichtbaren Bereich des Spektrums derart intensiv war, daß sie mit dem Licht der Sterne wetteiferte.
    Das war das Kosmische Leuchtfeuer, die Faust des Kriegers - Gume Sujaa in der Sprache der Ewigen Krieger; achttausend Lichtjahre hoch und zwölfhundert Lichtjahre im Durchmesser dort, wo sie aus der Sternenballung des Milchstraßenzentrums hervordrang.
    Aber Tirzo und Sid bekamen das gewaltige Mahnmal, das Sotho Tyg Ian sich selbst zum Ruhm errichtet hatte, längst nicht in seiner ganzen Ausdehnung zu sehen. Wenige Lichtjahre waren es nur, die sie überblickten. Die sichtbaren Dimensionen des Leuchtfeuers wurden durch die endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit der elektromagnetischen Wellen definiert. Mit Hilfe eines Ortergeräts hätte sich die Faust des Kriegers in ihrer ganzen Größe darstellen lassen, weil Orter mit hyperenergetischen Nachweismethoden arbeiteten. Aber ein Ortergerät gab es an Bord der Transfereinheit nicht.
    Von der mörderischen Beschleunigung, die das kleine Boot vorlegte, merkten die beiden Passagiere nichts. Andruckabsorber schützten sie vor den Beharrungskräften. Weder die MARUELA noch die GIFFORD waren zu sehen. Die eine war längst im Gewimmel der Sterne verschwunden; die andere würde erst auftauchen, wenn das Boot nur noch ein paar Dutzend Kilometer entfernt war.
    Tirzo saß steif in seinem Sessel. Die vier Augen hielt er geschlossen. Über Helmfunk hörte Sid Avarit ihn murmeln: „Mehrere Stränge des Stygischen Netzes in unmittelbarer Nähe. Der Treffpunkt ist nicht geschickt gewählt."
    Diapathie war die Fähigkeit, durch eine Grenze, die dem normalen organischen Bewußtsein gesetzt war, „hindurchzuempfinden". Tirzo nahm Dinge wahr, die sich im ultrahochfrequenten Bereich des hyperenergetischen Spektrums abspielten. Er sah die Feldlinien des Stygischen Netzes - nicht mit seinen Augen, sondern mit paranormalen Sensoren, die die Natur seinem Gehirn aus unerfindlichen Gründen mitgegeben hatte.
    Seine Gabe war nicht die eines Mutanten. Sie war vielmehr latent und bedurfte der Aktivierung durch einen geeigneten äußeren Einfluß. Diesen Einfluß bezog Tirzo, wie alle Paratensoren, aus der Strahlung des Parataus. Auch jetzt hielt der Blue einen Tropfen der geheimnisvollen Substanz in der geschlossenen Hand.
    Das Stygische Netz - damit hatte Sotho Tyg Ian vor vierzehn Jahren das

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