1327 - Das Geheimnis der Wissenden
noch etwas machen können, wenn nicht Wido an anderer Stelle den eigentlich vorgesehenen Namen genannt hätte. Die beiden unterschiedlichen Namen trafen aufeinander, und es gab ein fürchterliches Gewirr. Natürlich wurde Narktors Schöpfung als vorrangig angesehen - kam schließlich von der übergeordneten Dienststelle. Also änderte man überall das richtige WAIGEO in das falsche WAGEIO um.
Hätten wir eine nochmalige Änderung beantragt, dann hätte man uns glatt für verrückt erklärt. Und wie hätten wir das Ganze rechtfertigen sollen? WAIGEO ist doch nichts anderes als die Erinnerung an ausgedehnte Saufpartien. Mische einen noch nicht ganz ausgenüchterten Springer und diesen albernen Katalog dazu, schüttle das Ganze gut durch und serviere diesen Drink einem von diesen Bürohengsten - er würde das mindestens als einen Anschlag auf die öffentliche Ordnung betrachten. Aber zurück zu den Kartanin."
Poerl Alcoun hätte sich fast gewünscht, daß Nikki Frickel diesen Punkt mittlerweile vergessen hätte, aber das war natürlich eine völlig unsinnige Hoffnung. Nikki vergaß niemals etwas, was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hatte.
„Was die ganze Sache so kompliziert macht", fuhr Nikki Frickel nachdenklich fort, „das ist die Tatsache, daß das Versteck der Stimme offensichtlich in einer sternenlosen Zone am Rand von Pinwheel liegt. Wir waren dort, und wir haben nichts geortet, was irgendeine Ähnlichkeit mit einem Stützpunkt hatte. Trotzdem wurden wir angegriffen - auf eine sehr heimtückische Art und Weise. Die Frage ist nun: Wie finden wir das Versteck, ohne den Kartanin Gelegenheit zu geben, uns vorher mit Hilfe ihrer Psi-Kräfte zur Schnecke zu machen?"
Niemand antwortete.
Poerl Alcoun dachte voller Unbehagen an die erste Annäherung. Damals war sie mit Nikki Frickel allein gewesen, in einer Space-Jet. Sie waren nur knapp mit dem Leben davongekommen. Die Lauscherin wagte sich nicht auszumalen, was geschah, wenn die Kartanin sich die WAGEIO samt ihrer Besatzung vornahmen.
„Mit der kleinen Space-Jet konnten sie nach Lust und Laune verfahren", bemerkte Narktor, als hätte er Poerl Alcouns Gedanken aufgefangen. „Mit der großen WAGEIO werden sie sich bestimmt viel schwerer tun. Vielleicht sollten wir mit einer ganzen Flotte anrücken?"
„Damit sie Angst bekommen?" fragte Nikki Frickel. „Ich weiß nicht - das könnte ins Auge gehen. Im Versteck der Stimme von Ardustaar gibt es sicher eine Menge Paratau. Wenn diese Leute in Panik geraten und das Zeug hochjagen, möchte ich nicht gerne in der Nähe sein."
Ein leises Räuspern ließ sie zur Seite blicken.
Tosja Ferugen lief blutrot an.
„Wir könnten es mit vielen Beibooten versuchen", bemerkte er so leise, daß die anderen die Ohren spitzen mußten.
„Du meinst, das würde sie verwirren?" fragte Nikki.
„Warum nicht?" fragte Tosja zurück, diesmal beinahe trotzig. „Wenn wir nur mit der WAGEIO kommen, werden sie sicher nicht gleich in Panik verfallen, und auch die Beiboote dürften ihnen keine Furcht einjagen. Aber sie müßten sich dann auf viele kleine Ziele konzentrieren."
Poerl Alcoun dachte mit einem gewissen Anflug von Mitleid an die ungeheure psionische Macht, die sie bei der ersten Annäherung gespürt hatte. Sie glaubte nicht daran, daß die Kartanin durch das Auftauchen von ein paar Beibooten in Verwirrung geraten würden.
„Die Idee ist gar nicht schlecht", hörte sie Nikki Frickel in diesem Augenblick sagen. „Wir werden es versuchen. Irgendwie müssen wir ja an die Stimme herankommen."
Tosja Ferugen war immer noch rot.
„Ich möchte eines dieser Beiboote fliegen, wenn es soweit ist", sagte er heiser.
„Wenn's weiter nichts ist - das kannst du haben", sagte Nikki.
Tosja entspannte sich.
Poerl Alcoun beobachtete ihn und fragte sich, ob dieser junge Terraner eigentlich wußte, worauf er sich eingelassen hatte.
Irgend jemand machte Einwände, die ein anderer entkräftete und ein dritter belegte - Poerl hörte nicht mehr zu. Sie wußte, daß Nikki Frickel ihre Entscheidung bereits getroffen hatte. Die Kommandantin der PIG war klug genug, um die anderen noch ein wenig reden zu lassen. Manche Leute brauchten das - an den Entscheidungen änderten sie damit meistens wenig.
Tosja Ferugen sagte kein Wort mehr. Er hatte sich zurückgelehnt und schien mit seinen Gedanken bereits bei den Kartanin zu sein.
Poerl Alcoun konnte es nicht verhindern, daß sie für einen Augenblick die Gefühle des jungen Terraners auffing -
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