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1328 - Die Harmonie des Todes

Titel: 1328 - Die Harmonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die eines Fremden gewesen. Bevor er noch die Eindrücke seiner Augen zu ordnen imstande war, begriff er, daß der unerwartete Helfer nur der Fremde mit den beiden Armen und der stangenförmigen Statur sein konnte. Ja, nun sah er es: Der Ophaler mit der Schutzmontur und seine Helfer blieben auf Distanz.
    „Sänger!" Die Stimme wurde drängender. „Ich kann sie nicht mehr halten, Sänger!"
    Salaam Siin kam mühevoll auf die Beine. Er schwankte noch, aber sein Blick war klar.
    Einige Meter entfernt lag Ondech reglos auf dem Boden; es bestand wenig Hoffnung, daß er überlebt hatte. Und währenddessen führte der Zweiarmer ein Rückzugsgefecht gegen sieben oder acht Ophaler, die ihn von allen Seiten bedrängten. Salaam Siin bekam ständig Tritte und Schläge ab. Er wußte aber, daß der Fremde dies nicht verhindern konnte, und er wunderte sich, daß die Verteidigung überhaupt noch stand.
    Ijarkor hätte seine Freude gehabt, dachte er.
    „He, Sänger!" In die Stimme des Fremden mischte sich ein keuchender Beiklang.
    Salaam Siin setzte mit letzter Kraft zu einem beruhigenden Gesang an, obwohl er wußte, daß es nichts nützen würde. Schon stand er wieder am Rand der Bewußtlosigkeit.
    Sekunden später wurde auch der Fremde von den Beinen geworfen - er sank über Salaam Siins Körper zusammen und regte sich nur mehr schwach.
    „Fremder ...", brachte Salaam Siin nur hervor. Nicht mehr als das eine Wort, aber er versuchte, Dankbarkeit in den Klang zu legen.
    Und plötzlich war sie da: die Hintertür, wonach er gesucht hatte, die sein Unterbewußtsein aber nicht einmal um den Preis des eigenen Todes hatte preisgeben wollen. Sein Kopf schmerzte - nur der Membrankranz am Halsansatz war nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Knorpelwülste hatten vor allen Schlägen geschützt und hielten auch jetzt noch stand.
    Erste Harmonien drangen hervor - Klänge, wie sie niemals zuvor ein Ophaler von Salaam Siin gehört hatte. Dies war die gefährliche Chromatik, die er in der Belku namtal vor allen Ohren geheimgehalten hatte. Zunächst leise, dann immer lauter modulierte er mit seinem Membrankranz den Gesang des Todes, den verbotenen Gesang, den er Nambaq siwa genannt hatte.
    Er hob mit unvermittelt frischen Kräften den Kopf. Sein Teleskophals fuhr zur vollen Länge von achtzig Zentimetern aus und verschaffte ihm einen Überblick über das, was geschah. Fast alle Ophaler befanden sich in aufgeregter Flucht... Nur wenige Angreifer, darunter der Ophaler mit der Schutzmontur, wanden sich konvulsivisch zuckend am Boden.
    Salaam Siin kontrollierte den verderblichen psionischen Impuls, den er seinem Gesang beimischte, und er spürte, wie ein Vibrieren in die Hirne seiner Gegner drang und dort zerstörte, worauf es traf. Es war wie ein Rausch. Imaginäre Stunden und Tage vergingen, ohne daß sich Salaam Siin aus dem orgiastischen Gefühl lösen konnte.
    Dann aber zerriß eine schwache Stimme seine Konzentration: „Sänger, he, Sänger! Hör auf, sie sind längst tot!"
    „Tot?" wiederholte er fast verständnislos. „Wirklich tot?" Er hatte einen Brand mit Feuer bekämpft, und er war nicht stolz darauf.
    „Das sind sie", bestätigte der Zweiarmer matt. „Laß uns verschwinden, hier ist es bald vorbei mit der Ruhe."
    Als Salaam Siin nach kurzer Untersuchung feststellte, daß Ondech ebenso wenig überlebt hatte wie der Ophaler mit der Schutzkleidung, ließ er sich willig von dem Fremden mitziehen. Die Richtung war ihm gleich.
     
    4. Netzgänger
     
    Sie machten am Rand eines einsamen Feldes halt, wo der Fremde seinen Handscheinwerfer auf Streuleistung schaltete und sich auf dem Boden hinhockte.
    Salaam Siin ließ sich ebenfalls nieder. Jede Faser seines Körpers schmerzte, und seine Organknospen lieferten Eindrücke, die manchmal verwaschen, ein anderes Mal wieder unnatürlich scharf waren. Alles brauchte Zeit, wieder ins rechte Lot zu kommen. Salaam Siin machte sich keine Sorgen darum.
    „Ich heiße Alaska Saedelaere", sagte der Fremde in knarrigem Sothalk. „Wir müssen uns unterhalten, denke ich. Kannst du wieder sprechen?"
    „Ja ... Mein Name ist Salaam Siin; ich bin ein fahrender Sänger. Und du, Alaska Saedelaere - du müßtest tot sein, tot wie die anderen ..."
    „So leicht sind Wesen meiner Art nicht umzubringen."
    „Ich habe den Nambaq siwa angestimmt, den Gesang des Todes. Wie konntest du das überleben?" Er sah, wie der andere überlegte. Vermutlich fragte er sich, ob er einem Ophaler trauen könne.
    „Vielleicht

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