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1328 - Die Lust und der Tod

1328 - Die Lust und der Tod

Titel: 1328 - Die Lust und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war auf schreckliche Art und Weise umgekommen, und ich musste auch an das Totenbild denken, das sie als Erbe hinterlassen hatte. Auch das war gefährlich gewesen.
    Ging es jetzt weiter?
    Nein, eigentlich nicht. Lady Sarah hatte mit diesem Fall nichts zu tun. Egal, ob sie nun tot oder lebendig war.
    London schnappte mich auf. Ich musste das Tempo drosseln.
    Aber ich wusste, wohin ich zu fahren hatte, deshalb konnte ich auf die elektronische Wegbeschreibung verzichten.
    Endlich da!
    Ich verließ den Wagen und nahm mein dünnes Jackett mit, das ich überstreifte. Es reichte so weit nach unten, dass meine Waffe verdeckt wurde. Darum ging es mir. Ich wollte hier nicht als Polizist auftreten, sondern als normaler Spaziergänger, der die Schwüle seiner Wohnung verlassen hatte und ein wenig die Kühle der Nacht erlebte.
    Der Bau lag auf der rechten Seite. Der offene Innenhof war zu einem kleinen Park gestaltet worden, in dessen Mitte sich ein großes und sehr gepflegtes Blumenbeet befand. Der satte Rasen roch wie frisches Heu.
    Es gab nur wenige Lichter, aber die vorhandenen Laternen reichten aus, um mich den Weg ohne langes Suchen finden zu lassen. Ich ging nach rechts und überstürzte nichts. Ich hatte es mir angewöhnt, immer meine Umgebung so gut wie möglich im Auge zu behalten, und das tat ich auch jetzt.
    Keine Gefahr!
    Ich befand mich allein in diesem Karree, über dem auch ein angenehmer Blütenduft schwebte, als wären die sommerlichen Blumen erst vor kurzem frisch gepflanzt worden.
    Über mir hatte jetzt die gesamte Dunkelheit den Himmel erfasst.
    Das war ein wunderbares blaues Tuch, bestreut mit vielen Diamanten, die eine mächtige Hand dort verstreut hatte. Ein herrlicher Sommerhimmel. Lange würde er nicht mehr bleiben, aber so konnte man ihn noch genießen.
    Ich merkte auch, dass die dicken Mauern in der Nähe atmeten.
    Die Gebäude strömten die Wärme ab, die sie tagsüber gesammelt hatten, und so überkam mich das Gefühl, durch eine dünne Watte zu schreiten. Unter meinen Füßen knirschte es leise, wenn sich die glatten Kieselsteine bewegten und gegeneinander rieben.
    Alles wirkte harmlos und auch sehr freundlich. Aber gab es diesen Frieden wirklich? Oder bildete ich ihn mir nur ein?
    Ich war unsicher. Ein Anzeichen verspürte ich nicht. Mein Kreuz zeigte keine Reaktion.
    Plötzlich sah ich die Bewegungen. Sie jagten über der Rasenfläche dahin. Mehrere Schatten. Vögel waren es nicht, die hätte ich am Schlagen der Flügel erkannt. Es musste also etwas anderes sein.
    Ich blieb stehen, und die Schatten huschten über mir durch die Luft. Sie gaben keinen Laut ab, und sie waren dunkler als die bläuliche Nacht.
    Lange Schatten. Schlangenartig. Sie bewegten sich von verschiedenen Seiten aufeinander zu. Sie berührten sich, aber sie schlangen sich nicht zusammen, sondern trennten sich wieder.
    Dabei blieb es nicht, denn wenig später huschten sie schon wieder aufeinander zu. Diesmal drifteten sie nicht weg. Sie blieben zusammen, bildeten so etwas wie ein abgerundetes Viereck, das auch seine Mitte zum Teil ausgefüllt hatte.
    Nur ein Viereck?
    Nein, das stimmte nicht. Es war etwas anderes, das mir da präsentiert wurde. Ein Gegenstand, ein Bild, eine Plastik aus Schattenwesen.
    Gerade der letzte Vergleich stimmte, denn diese Schatten wollten dem Betrachter, nämlich mir, etwas demonstrieren.
    Ich konnte meinen Blick einfach nicht abwenden. Ich musste hinsehen, und ich wartete darauf, das die Bewegungen erstarrten.
    Jetzt sah ich es genau!
    Etwas drängte sich in mir hoch. Was ich da in der Luft schweben sah, war nichts anderes als ein übergroßer Totenschädel!
    Das Bild und die Plastik kannte ich nicht. Und trotzdem kam es mir bekannt vor, denn Jane hatte es mir beschrieben. Ihr war es auf der Suche im Internet aufgefallen.
    Und jetzt sah ich es vor mir – und ich hörte die leisen Stimmen oder Schreie, die mir entgegenwehten, als wollten sie mich um Hilfe bitten…
    ***
    Jerry Ford, der Wächter, hatte sich wieder in seinen Glaskasten zurückgezogen und auf dem Holzstuhl mit der grünen Filzunterlage Platz genommen. Die beiden Frauen stiegen die Treppe hoch und verschwanden in den Räumen, in denen die Sonderausstellung untergebracht war.
    Er hätte es sich denken können. Sie war eben der Anziehungspunkt in diesem Haus. Nur selten hatte eine Ausstellung so viele Besucher gehabt wie diese. Man musste den Leuten nur eben etwas Spektakuläres bieten, dann kamen sie auch.
    Aber nicht diese Blonde!
    Jerry

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